Sabbatical in der Südsee: Wissenbacherin sieht die Welt

Auf den Inseln Französisch-Polynesiens fühlte sich nicht nur Helena Weber buchstäblich sauwohl.

Fast ein halbes Jahr ist Helena Weber in der Südsee unterwegs. Eigentlich kommt sie aus Wissenbach. Um das Sabbatjahr zu verwirklichen, nahm die 36-Jährige all ihren Mut zusammen.

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Eschenburg-Wissenbach. Einmal die große weite Welt erkunden und sich dafür richtig viel Zeit nehmen – das bleibt für die allermeisten ein kaum zu erfüllender Traum. Helena Weber aus Wissenbach erfüllt sich den gerade mit 36 Jahren. Sie macht ein sogenanntes Sabbatical oder Sabbatjahr, das in ihrem Fall allerdings „nur“ fünf Monate dauert.

Fünf Monate Urlaub? Wie geht das? Sie habe im Dezember des vergangenen Jahres all ihren Mut zusammengenommen und ihren Chef beim Burbacher Unternehmen Hering Bahnbau angesprochen, erzählt die Wissenbacherin. Ein Mut, der sich auszahlte, denn das Echo auf Webers Pläne fiel positiv aus. „In der freien Wirtschaft gibt es keinen Anspruch auf so etwas, deshalb weiß ich die Zustimmung auch zu schätzen“, erklärt Helena Weber.

Und der Chef scheint seine Mitarbeiterin zu schätzen, die im Sommer vor ihrer „Auszeit“ eine Vertretung für die fünf Monate eingearbeitet hat. Wenn die Wissenbacherin von ihrer Weltreise zurück ist, soll sie ihre alte Stelle wieder einnehmen.

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Für das Sabbatical hat sie einen Vertrag mit dem Arbeitgeber über 12 Monate geschlossen. Sieben Monate hat sie voll gearbeitet, fünf Monate kann sie nun freimachen. Der Preis dafür ist eine Reduzierung des Gehalts auf 70 Prozent, das aber über die komplette Zeit gezahlt wird.

Eine Alternative wäre es gewesen, unbezahlten Urlaub zu nehmen. Das hat allerdings den Nachteil, dass die Sozialversicherungsbeiträge vom Arbeitgeber nur vier Wochen weiter gezahlt werden. Die dritte Möglichkeit – zu kündigen, um den Traum Wirklichkeit werden zu lassen – musste Helena Weber glücklicherweise gar nicht in Betracht ziehen.

Und los gehts: Helena Weber in der Abflughalle des Frankfurter Flughafens beim Start zu fünf Monaten Weltreise.
Und los gehts: Helena Weber in der Abflughalle des Frankfurter Flughafens beim Start zu fünf Monaten Weltreise. (© Helena Weber)

Sie sei schon immer gerne gereist, erzählt die 36-Jährige und habe deshalb oft eine Freundin, die Aida-Mitarbeiterin sei, begleitet. Direkt nach dem Abitur – eigentlich der klassische Zeitpunkt für etwas längere Erkundungen der Welt – habe sie keine Zeit gehabt. „Das Projekt hat mir aber immer weiter im Kopf geschwebt“, berichtet die Wissenbacherin.

Und sie machte Pläne. „Ich wollte eine Zeitlang einfach mal in den Tag hinein leben“, sagt sie über die ersten Überlegungen. Also buchte sie für den 15. August einen Flug nach Thailand, wo sie längere Zeit im Hinterland verbringen wollte. Bis sie über Facebook die Bekanntschaft einer Frau aus München machte, die ähnliche Pläne für Französisch Polynesien hatte.

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„Meine Reise führte mich mit einem Flug nach Chiang Mai, wo ich die Elefanten besuchte“, berichtet die 36-Jährige gut zwei Monate später per Mail vom anderen Ende der Welt. Der Aufenthalt in Thailand war dann kürzer ausgefallen als ursprünglich geplant. Stattdessen flog die Wissenbacherin weiter über Singapur nach Sydney in Australien. Vier Wochen lang reiste sie entlang der Küste bis nach Brisbane. „Auf meinem Weg traf ich Koalas, Wallabies, und ich habe die sehr abwechslungsreiche Natur Australiens kennengelernt“, schreibt Helena Weber.

Gleich aufgefallen sei ihr die relaxte Art der Menschen, die dort leben. In den Städten gehe es ähnlich hektisch zu wie in Frankfurt oder Köln, „aber auf dem Land sind alle sehr entspannt und lebensfroh.“

„Ein Südsee-Traum wurde für mich wahr“, erzählt die Eschenburgerin, als sie nach Tahiti weiterreist. Sechs der 128 Inseln, aus denen Französisch-Polynesien besteht, stehen auf ihrem Besuchsprogramm. „Zuerst ging es nach Maupiti. Hier fiel mir gleich die lebenslustige Art der Menschen auf. Eine Insel ohne Hotels, mit kleinen Pensionen, wo man den Alltag der einheimischen Familien hautnah miterlebt. Es gibt tolle Strände und Möglichkeiten zu Wanderungen“, beschreibt Weber die so ganz andere Welt. „Wir schnorchelten mit Rochen und erlebten bei der einheimischen Familie, bei der wir wohnten, die Kultur, das Essen und wie sie leben“.

Blick aus dem Flugzeug auf Bora Bora.
Blick aus dem Flugzeug auf Bora Bora. (© Helena Weber)

Die nächste Station ist Huahine, eine von herrlichen Lagunen umsäumte Insel mit grünen Bergen. „Ein toller Ort, um die Insel mit dem Bike zu erkunden. Es gibt einige Wahrzeichen und auch ein altes Sofitel-Hotel, welches von einem Zyklon zerstört wurde“, sagt die Wissenbacherin über den bekannten Bade- und Schnorchelort.

Auf Bora-Bora trifft sie beim Schnorcheln auf Zitronenhaie, Schwarzspitzen-Riffhaie und Schildkröten. „So wunderschön im kristallklaren Wasser. Doch alles ist hier doppelt so teuer wie auf allen anderen Inseln“, erzählt Weber.

Man lerne an jedem Ort der Welt schnell Weggefährten kennen und teile die gemeinsamen Erlebnisse, hat die Eschenburgerin gute Erfahrungen mit anderen Reisenden gemacht. Und nicht nur mit Gleichgesinnten, sondern auch mit den Menschen und Tieren vor Ort.

Zum Anfassen nahe: Haie tummeln sich in Strandnähe im flachen Wasser.
Zum Anfassen nahe: Haie tummeln sich in Strandnähe im flachen Wasser. (© Helena Weber)

Wie den riesigen Mantarochen, auf die Weber rund um die Insel Tikehau trifft, wo sie vier Tage in einem Bungalow direkt am Strand wohnte. „Das war ein überwältigendes Erlebnis“, erzählt die Eschenburgerin, die beim Tauchen Tiger- und Hammerhaie zu sehen bekommt.

Das Meer bestimmt auf den vielen, zum Teil sehr kleinen Inseln auch den Speiseplan: Fisch ist das französisch-polynesische Grundnahrungsmittel, ansonsten gibt es neben frischem Obst und Gemüse Konserven, Reis und Nudeln. „Nach circa anderthalb Stunden ist das Gericht fertig und es schmeckt soooo lecker“, erzählt Weber von einem gegrillten Fisch mit Kokosbrot, bei dem die Feuerstelle mit Palmenblättern und Jutesäcken abgedeckt wurde.

Am längsten blieb die Wissenbacherin schließlich auf Moorea, das sie mit einem Mietwagen erkundete. Neben der wundervoll grünen Landschaft gab es noch einen ganz besonderen Höhepunkt für sie: „Ich war mit Buckelwalen schwimmen. Ja genau – ein 16 Meter langer Buckelwal mit Baby direkt vor meiner Nase“, schwärmt sie von dieser beeindruckenden Begegnung.

„Ich wäre gerne länger geblieben. Kann mir auch vorstellen, hierher zurückzugehen. Doch mein Flug nach Neuseeland ist gebucht. Ich freue mich auf das nächste Abenteuer und lasse die Insel mit Tränen und Wehmut zurück“, schließt sie ihren Bericht.

Stingrays, kleinere Rochen, schwimmen im flachen Wasser rund um Maupiti.
Stingrays, kleinere Rochen, schwimmen im flachen Wasser rund um Maupiti. (© Helena Weber)