Der Waldhof Elgershausen, einst Lungenheilklinik, wird wieder zum Ort der Gesundheit mit Gemeinschaftsarztpraxis, Therapieangeboten, Kunst und Kultur sowie zur Begegnungsstätte.
Greifenstein. Es tut sich einiges im Waldhof Elgershausen, dem Zukunftsdorf. Was genau, das erfuhren die Gemeinschaft der „Dörfler“ und die Presse am Freitagvormittag im „Heiligen Haus”, der Hausnummer Waldhof 12. Der „Weiße Salon” war voller gut gelaunter, positiver Menschen, es herrschte eine Art Aufbruchstimmung. Durchaus passend, denn was kommen soll, ist ein Aufbruch oder wie es Moderator Ulrich Sappok nannte: Der Waldhof schlägt ein neues Kapitel auf, was dieser Ort auch verdient habe.
Allgemeinmediziner und auch Fachärzte sollen einziehen
Was in dem Kapitel stehen wird, lässt sich so zusammenfassen:. Der Waldhof wird ein neuer Ort für ganzheitliche Gesundheit. In das gelbe Hauptgebäude der ehemaligen, über 100 Jahre alten Lungenfachklinik, die als Ensemble erhalten bleibt, was Vorbesitzer Thorsten Junk eine Herzensangelegenheit war, wird voraussichtlich 2024 eine Gemeinschaftspraxis für Allgemeinmedizin mit vier bis fünf Sitzen für Hausärzte, erklärte einer davon, der Katzenfurter Mediziner Peter Franz, von denen jeder aber zudem einen eigenen medizinischen Schwerpunkt hat. Angedacht sind auch Fachdisziplinen wie Psychotherapie und ein Lungenfacharzt sowie ein Schlaflabor.
Das Gelände der ehemaligen Lungenheilstätte soll sich zum wegweisenden Zukunftsdorf wandeln. Die Tradition des Waldhofs als Gesundheitsort wird nach einem ganzheitlichen Verständnis mit regenerativen und kreativen Beiträgen zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft weiterentwickelt. Daher ist auch Platz für weitere Formen medizinischer Versorgung, für Physiotherapeuten, Ernährungsberater und Osteopathen. Die Gemeinschaft fasst aber den Gesundheitsbegriff weiter, bezieht auch Tanz- und Musikpädagogik, Massage, Naturcoaching und anderes mit ein, machten Franz sowie die Ärzte Eva Wartner und Kai Krüger deutlich.
Zudem sei Prävention sehr wichtig: Gesundheit zu fördern, besitze den gleichen Stellenwert wie Krankheiten zu behandeln. Daher stehen neben der Basisversorgung die Gesundheitsbildung der Bevölkerung, Regeneration und nicht zuletzt Aus- und Weiterbildung medizinischen Personals im Fokus.
So will die Initiatorengruppe des Zukunftsdorfs Waldhof dem Ärztemangel im Lahn-Dill-Kreis entgegenwirken, erklärte Franz, der als Vorsitzender des Arzt-Netz für die Region Lahn Dill, kurz ANR, die Probleme kennt. Die Gemeinschaft will mithelfen, die medizinische Versorgung im ländlichen Raum zu sichern und Weiterbildungsmöglichkeiten zu schaffen, sodass junge Ärzte für den ländlichen Raum gewonnen werden. Damit tue man etwas gegen die Unterversorgung und den Fachkräftemangel in der Medizin, nicht nur bei Ärzten. Perspektivisch strebt der Waldhof den Status eines Kurortes an.
Ein Ort der Kultur und der Begegnung
Neben dem entstehenden Gesundheitszentrum ist der Waldhof ein Ort der Bildung, der Kultur, der Begegnung, gerade bei zunehmender Einsamkeit der Menschen ein wichtiger Punkt, und der gelebten Gemeinschaft, etwa bei Veranstaltungen, Kursen, Seminaren oder im Café Pusteblume. Eine Art Knotenpunkt für Kunst und Kultur und Naturschutz. Zum einen. Zum anderen ist der Waldhof auch ein Ökodorf. Da geht es um regenerative Energiequellen, Stoffkreisläufe und Anbaumethoden, am Gemeinwohl orientierte, nachhaltige Finanzierungs- und Wirtschaftsmodelle, um baubiologische Sanierung der Gebäude und nachhaltige Landwirtschaft.
Das alles kostet und Hermann Falk, Vorstandsmitglied der neuen Besitzerin des Waldhofes, der GLS Treuhand aus Bochum, machte klar, dass die GLS mutige Menschen unterstützen und Möglichkeiten für Gemeinschaftsbildungen eröffnen will, die für die Gesellschaft wichtig seien, so wie der Waldhof. Er schätzte, dass der Waldhof, wenn in einigen Jahren alles fertig ist, etwa 20 Millionen Euro gekostet haben dürfte, Geld, das die GLS investiert. Was das Geld angeht, hielt sich Junk dagegen bedeckt, er sei aber mit einer schwarzen Null aus dem Handel herausgekommen.
Bürgermeisterin Marion Sander (parteilos) hatte die sich rapide verändernde Gesellschaft im Blick, in der nicht nur ältere Menschen überfordert seien, sondern auch jüngere. Viele wollten „einen Schritt“ zurückgehen und fragten sich, wie man sich seelisch und körperlich gesund erhalten kann. Da passe der Waldhof mit seinen Menschen und Zielen ins Bild einer modernen Gesundheitsversorgung. Dass damit in Greifenstein auch die Defizite in der ärztlichen Grundversorgung ausgeglichen würden, stimme sie glücklich. Zumal, so Sappoks Fazit, die Einzelpraxis nicht mehr das Modell der Zukunft sei. Es brauche interdisziplinäre Teamstrukturen. Und die dann, so warf Mercedes Bindhardt (Leaderregion Lahn-Dill) ein, auch Arbeitsplätze schaffen würden. Wartner und ihre Kollegen schätzen, dass in den Wohn- und Wirtschaftshäusern in den nächsten Jahren Lebens- und Arbeitsplätze für über 100 Menschen entstehen werden, darunter vielleicht auch für ehemalige Klinikmitarbeiter.