Telefone stehen bei heimischen Banken nicht mehr still

aus Coronavirus-Pandemie

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Volksbank und Sparkasse Dillenburg verzichten beim Geldabheben an Automaten auf Gebühren.  Foto: Christoph Weber

Während der Corona-Krise arbeiten die VR-Bank Lahn-Dill und die Sparkasse Dillenburg zusammen: Die Kunden der einen können nun auch bei der anderen Bank Geld abheben.

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DILLENBURG/HAIGER/HERBORN. Mit einer unkonventionellen Aktion reagieren die VR-Bank Lahn-Dill und die Sparkasse Dillenburg auf die Corona-Krise. Um ihren Kunden unnötige Wege zu ersparen und gleichzeitig mögliche Kontakte zu reduzieren, erweitern sie ihren Automaten-Service auf die Kunden des jeweils anderen Geldinstituts. Ab dem heutigen Samstag können also Kunden der VR-Bank auch am Terminal der Sparkasse Geld abheben, ohne dafür Gebühren zu bezahlen.

"In der aktuellen Situation möchten wir gemeinsam unsere Kunden bestmöglich dabei unterstützen, Kontakte und Begegnungen auf ein Minimum zu reduzieren", teilen Vorstandsvorsitzender Michael Lehr von der Sparkasse Dillenburg und Vorstandssprecher Klaus Königs von der VR-Bank Lahn-Dill mit.

Empfehlung: Bargeldlos zahlen

Diese Regelung gelte bis auf Weiteres als Antwort auf die Corona-Pandemie. Für die Kunden der beiden Institute steht somit in der Krisenzeit ein noch breiteres Geldautomatennetz in der Region zur Verfügung.

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Darüber hinaus empfehlen die beiden Institute ihren Kunden, im Einzelhandel bargeldlos mit Debitkarte oder Kreditkarte zu zahlen. Diesen Wunsch äußerten auch viele Einzelhändler, um Kontakte zwischen Kunden und Kassierenden bei der Bargeldübergabe zu vermeiden.

Dieser Empfehlung sind in den vergangenen Wochen offenbar schon viele Kunden von sich aus nachgekommen, wie beispielsweise aus den Zahlen der VR-Bank hervorgeht. Die Anzahl der Kartenzahlungen sei in den vergangenen zwei Wochen um 15 Prozent gestiegen, teilt die VR-Bank mit. Insbesondere das kontaktlose Bezahlen ohne Pin-Eingabe mit Girocard und Kreditkarte erfreue sich größerer Beliebtheit.

Das sieht auch Michael Lehr so, der zugleich ankündigt, dass die Grenze für das kontaktlose Bezahlen ohne Pin-Eingabe demnächst von 25 auf 50 Euro angehoben werden soll. Beim mobilen Bezahlen über das Smartphone können schon jetzt größere Beträge beglichen werden.

Täglich über 1000 Anrufe

Dazu hat sich aber auch die Arbeit der Banker selbst stark verändert. Die Kommunikation mit den Kunden habe in den letzten Tagen neue Formen angenommen. Durch die Maßnahmen der Bundesregierung seien Besuche in der Filiale seltener geworden, erklärt Klaus Königs. Die Servicezeiten seien daher in einzelnen Filialen ausgesetzt worden. "Geldautomaten, Briefkästen usw. stehen den Kunden jedoch auch hier uneingeschränkt zur Verfügung. Die Filialen sind personell besetzt", erklärt Königs. Telefon, Mail und Video sind die nun viel stärker als zuvor genutzten Alternativen, um Kontakt zur Bank zu erhalten. "Seit zwei Wochen erreichen die Mitarbeiterinnen im KundenService+ täglich über 1000 Anrufe", berichtet Königs.

Das deckt sich mit den Erfahrungen bei der Sparkasse. Auch dort wurde Personal umgeschichtet, um beispielsweise mehr Beratung am Telefon zu ermöglichen. "Es kann schon mal sein, dass man nicht sofort durchkommt", erklärt Michael Lehr, 90 Prozent der Anrufe könnten aber direkt entgegengenommen werden.

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Schwerpunkte der Kundenanfragen sind in den letzten Tagen Fragen und Lösungen zum Thema Online-Banking, Vollmachten, Kartenzahlungen und vor allen Dingen Anfragen von Gewerbetreibenden zu Corona-Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung gewesen.

Informationen und Antragsformulare auf Internetseiten der Banken

"Die Anfangsnervosität ist überwunden", stellt Lehr mit Blick auf die Firmenkunden fest. Das liege auch daran, dass die Antragsverfahren bereits liefen. Inzwischen würden die Probleme von den Unternehmen sehr analytisch und mit kühlem Kopf angegangen.

Um die Firmen auf dem Laufenden zu halten, haben VR-Bank und Sparkasse auf ihren Internetseiten entsprechende Informationen und Antragsformulare zur Verfügung gestellt. "Da versuchen wir möglichst tagesaktuell zu informieren", erklärt Lehr und berichtet von hohen Zugriffszahlen auf diese Informationen.

Beide regional aufgestellten Geldinstitute bieten ihren Privatkunden zudem eine dreimonatige Aussetzung der Ratenzahlung für laufende Kredite an. "Völlig unbürokratisch" lautet hier unisono die Vorgabe - mit einem Anruf oder online mit wenigen Klicks können entsprechende Anträge gestellt werden.