Calvin trifft Luther in Herborn

Disputieren in Herborn: Johannes Calvin (Pfarrer Konrad Schullerus, .) und Martin Luther (Pfarrer Andree Best).   Foto: Holger J. Becker-von Wolff

An vielen Orten im Dillgebiet stehen Feiern und Gottesdienste im Zeichen der Reformation an. Auch eine Bibelausstellung ist zu sehen.

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HERBORN. Vor 500 Jahren hat Martin Luther die Bibel ins Deutsche übersetzt. Anlässlich des Jubiläums der Bibelübersetzung finden in diesem Jahr etliche besondere Feiern und Gottesdienste statt. In manchen Gemeinden steht bereits der Sonntag, 30. Oktober, ganz im Zeichen der Reformation. Hier eine Auswahl.

Zum Reformationstag am Montag, 31. Oktober, treffen in Herborn zwei unterschiedliche Menschen aufeinander. Der eine, Johannes Calvin, ist Franzose aus Noyon, Sohn eines Kirchenjuristen. Der andere, Martin Luther, ist aus Deutschland, Sohn eines Bergmanns aus der Grafschaft Mansfeld in Thüringen. Beide sind bedeutende Reformatoren. Ein gegensätzliches Paar, das im Gottesdienst um 19 Uhr in der evangelischen Stadtkirche Herborn auftritt.

Den Gottesdienst gestalten Pfarrer Konrad Schullerus aus Burg und Pfarrer Andree Best aus Herborn. Für die musikalische Gestaltung sorgt Regina Zimmermann-Emde.

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Die Leuenberger Konkordie führt erst 1971 zur Einigung

Unterschiedlich ist auch ihr Naturell - der eine schlank, eher asketisch, zurückhaltend, manchmal schüchtern, ein durchdachter Mensch und geschliffener Schreiber, der zu böser Ironie und verletzender Schärfe fähig war. Der andere kräftig, hitzköpfig, in seinen Äußerungen oft heftig und grob. Ähnlich sind sie sich in der Unerbittlichkeit, wenn sie dafür eintreten, was sie als richtig erkannt haben, und in ihrer Kampfbereitschaft, wenn jemand dem entgegentritt.

Kompromisse sind beider Sache nicht, das überlassen sie ihren Mitstreitern, und greifen lieber zur spitzen Feder oder zum kräftigen Wort, um ihre Meinung unter die Leute zu bringen. In wesentlichen theologischen Fragen sind sie sich im Grundzug einig. In der Frage nach dem Gottesdienst, dem christlichen Leben und der Bibelauslegung gibt es unterschiedliche Akzentuierungen, die für die kirchliche Praxis nicht folgenlos bleiben. Doch nur der Streit um das Abendmahl steht einem Zusammengehen der Reformierten und der Lutheraner wirklich im Wege. Dieser Streit ist jahrhundertelang geführt worden. Seit 1971 ist er durch die "Leuenberger Konkordie" ausgeräumt und beigelegt.