"Das Johanneum ist wie eine Geisterschule"

aus Coronavirus-Pandemie

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Josefine Ufkes macht im Moment am Herborner Johanneum ihr schriftliches Abitur. Für die 18-Jährige ist es ein komisches Gefühl, in eine leere Schule zu gehen. Foto: Tanja Eckel

Die 18-jährige Josefine Ufkes schreibt am Herborner Gymnasium derzeit schriftliche Abiturprüfungen in Geschichte, Französisch und Religion. Wie geht sie mit der Situation um?

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. Herborn. Deutschland steht still. Dennoch laufen in Hessen die Abiturprüfungen weiter. Nachdem zunächst unklar war, ob die Prüfungsphase wie geplant starten kann, haben vor einer Woche am Donnerstag die schriftlichen Prüfungen für etwa hessische 23 500 Schüler begonnen.

Eine von ihnen ist Josefine Ufkes, die das Herborner Johanneum Gymnasium besucht. Die 18-Jährige ist froh, dass es so gekommen ist. Das Kultusministerium hatte erst einen Tag vor der ersten Prüfung am Nachmittag bekannt gegeben, dass die Termine stattfinden. "Da war ich erleichtert", sagt sie. "Irgendwie will man das Gelernte ja so schnell wie möglich raushauen."

Die 18-Jährige ist am Montag mit Geschichte in die Klausuren gestartet. Eine Prüfung unter außergewöhnlichen Umständen: Als Josefine Ufkes am Morgen ins Johanneum Gymnasium kommt, heißt es zunächst einmal: vor dem Eingang warten. Denn die Schüler dürfen nur einzeln das Gebäude betreten. Empfangen werden sie von Lehrern, die teilweise Mundschutz und Handschuhe tragen. Jeder wird zu seinem Gesundheitszustand befragt. In der Folge werden einige Schüler wieder heimgeschickt.

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Dann bekommen die angehenden Abiturienten ihre Räume zugewiesen. Geschrieben werden die Prüfungen in Kleingruppen. Maximal zehn Schüler in einem Zimmer.

Das alles sei schon "befremdlich", sagt Josefine Ufkes. "Es fühlt sich gar nicht so an, als würde man in seine eigene Schule gehen. Da ist sonst niemand. Keine anderen Schüler. Es ist wie eine Geisterschule."

Trotz der Ausnahmesituation: Bisher habe am Johanneum alles gut funktioniert. Für viele sei die Prüfung - aufgrund der Kleingruppen - sogar etwas entspannter gewesen. Und auch die 18-Jährige ist bisher mit allem zufrieden. Nun stehen für sie noch Französisch und Religion an.

Abi-Ball im Sommer ist infrage gestellt

Aber kann man sich in solchen Zeiten überhaupt auf Englisch, Geschichte oder Mathe konzentrieren? Ja, meint sie. "Ich kann beim Lernen relativ gut abschalten."

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Etwas wehmütig wird die 18-Jährige dann aber doch noch. Vor allem mit Blick in die Zukunft: Feiern nach den Prüfungen gibt es nicht und auch der Abi-Ball im Sommer ist mehr als fraglich. "Das Traurigste war, dass man sofort nach den Prüfungen heimfahren musste", sagt Josefine Ufkes. "Irgendwie geht das Abi sang- und klanglos über die Bühne. Dabei ist die Abi-Zeit eigentlich eine ganz besondere Zeit, die man intensiv erlebt. Das wird uns ein stückweit genommen."