Islamismus-Experte Ahmad Mansour spricht in Herborn "Klartext...

Islamismus-Experte Ahmad Mansour spricht "Klartext zur Integration".  Foto: Klaus-Dieter Schwedt
© Klaus-Dieter Schwedt

Wenn der bekannte Experte für Islamismus Ahmad Mansour bei TV- Talkshows oder Seminaren auftritt, ist immer Polizei anwesend. Auch in Herborn, bei der Eröffnung der...

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HERBORN. Zur Eröffnung der Interkulturellen Woche hat Diplom-Psychologe und Islamismus-Experte Ahmad Mansour am Freitagabend im voll besetzten Herborner Vitos-Festsaal "Klartext zur Integration" gesprochen. Wenn der bekannte Experte für Islamismus und Antisemitismus bei TV- Talkshows oder Seminaren auftritt, ist immer Sicherheit geboten.

So auch in Herborn, wo Polizeibeamte Taschen kontrollierten und staatliche Personenschützer links und rechts der Bühne mit aufmerksamen Blicken den Festsaal im Auge hatten.

Der 1976 als Sohn arabischer Israelis geborene Ahmad Mansour kennt sich aus bei seinen Arbeitsschwerpunkten Salafismus, Antisemitismus sowie psychosoziale Fragen und Probleme bei Migranten muslimischer Herkunft. Während seiner Schulzeit wäre er durch Kontakt mit einem fundamentalistischen Imam beinahe selbst ein Islamist geworden. Sein Psychologiestudium half ihm, sich vom Islamismus zu lösen. 2004 ging er nach Deutschland und setzte sein Studium in Berlin fort.

Seine erste Begegnung mit einem Deutschen war ein Bundespolizist auf dem Flughafen Berlin-Tegel. "Ich habe die Sprache gelernt und mit dem Studium begonnen, doch erst nach dem zweiten Semester, als jemand 'Hallo' zu mir sagte, eine emotionale Bindung an Deutschland bekommen" berichtet Ahmad Mansour.

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"Integration", so der Referent weiter, " ist in erster Linie ein emotionaler Zugang in die Gesellschaft." Die Migranten seien offen und neugierig, wenn sie auf Menschen stoßen, die bereit seien, sie aufzunehmen und als gleichberechtigte Bürger zu akzeptieren. Davon seien wir noch weit entfernt, da die Debatten- und Streitkultur voller Tabus ist und es Missstände in der Integration von Menschen gibt, die zu uns gekommen sind.

Der Islamismus-Experte forderte dazu auf, den Migranten Werte zu vermitteln. "Es gibt welche, die morden, stehlen oder radikale Tendenzen mitgebracht haben. Wir sollten in der Lage sein, dies offen diskutieren zu können, um Lösungen zu finden. Integration ist in erster Linie eine Bringschuld der Zugewanderten, die oft ihre patriarchalen Strukturen als Teil ihrer kulturellen und religiösen Identität rechtfertigen." Sie müssten jedoch wissen, dass es in der Gesellschaft nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten gibt. Laut seiner Schwiegermutter sei Integration "Tatort anschauen, spazieren gehen und alles essen können", so Mansour. "Doch Integration bedeutet viel mehr, nämlich emotional anzukommen und zu erkennen, dass dieses Land eine Chance für mich ist".

Zum Umgang mit der Meinungs- und Religionsfreiheit bekräftigte er: "Es ist großartig, dass Menschen mit unterschiedlichen Religionen zusammen leben dürfen. Du kannst glauben, was du willst, solange du dem anderen Menschen nicht schadest." Allerdings hätten Kinderkopftücher in unserer Gesellschaft nichts verloren. Wir seien nicht Burka, sondern orientierten uns am Grundgesetz. Wenn Fasten mitten im Hochsommer stattfinde, müssten wir uns zutrauen, nach neuen Lösungen zu suchen, auch für Menschen, die immer noch in dritter Generation patriarchisch leben möchten.

Die Islamverbände hält Ahmad Mansour für wenig geeignete Partner bei der Integration von muslimischen Migranten und Flüchtlingen. Es sei fatal, wenn Kirchen im interreligiösen Dialog diese Verbände noch unterstützten. "Suchen Sie lieben den Dialog mit gut 70 Prozent der Migranten, die nicht organisiert sind", sagte er und gab auf Frage des Publikums den Rat: "Holen Sie die Menschen da ab, wo sie sind und schaffen Sie eine Atmosphäre, wo sie sich auf Augenhöhe begegnen können." Zu Mesut Özil stellte er klar: "Es ist unverzeihbar, sich mit einem Diktator zu treffen und ihn als 'meinen Präsidenten' zu bezeichnen".

Von Klaus-Dieter Schwedt