Pläne für "Dill-Center" vorgestellt

Massive Verdichtung am Hintersand: Mittels dieser Computeranimation konnten sich die Gäste von Reiner Eitzenhöfer einen Gesamtüberblick über sein Vorhaben verschaffen, das "Dill-Center" zu erweitern und ein Parkhaus zu bauen. Repro: Siegfried Gerdau

Die Herborner Firma Eitzenhöfer möchte ihr Kaufhaus "Dill-Center" erweitern und dafür auf dem Hintersandparkplatz auch ein Parkhaus bauen. Nun hat sie ihre in der Stadt...

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HERBORN. Er glaube nicht, dass die Firma Eitzenhöfer mit ihrem Vorhaben, am Hintersandparkplatz ein Parkhaus zu errichten, gegen die derzeitige "Welle der Ablehnung" in der Stadt ankommen werde. Das hat Jörg Michael Müller, Herborns Stadtverordnetenvorsteher und CDU-Landtagsabgeordneter, am Dienstag bei einem Informationsabend im "Dill-Center" gesagt.

Dessen geschäftsführender Gesellschafter, Reiner Eitzenhöfer, hatte Kommunalpolitiker und Herborner Geschäftsleute eingeladen, um seine Pläne für eine Erweiterung des Kaufhauses und den Bau eines Parkhauses vorzustellen.

Der rheinland-pfälzische Stadtentwickler Detlef Zobel erläuterte sehr ausführlich die Bedürfnisse von Städten in einer sich wandelnden Gesellschaft. Er sprach dabei von Mischnutzung der sogenannten Quartiere, die bestrebt sein müssten, autonom ihre Bedürfnisse zu decken. Dabei müsse das Augenmerk nicht nur auf die Wohn- und Einkaufsmöglichkeit gelenkt werden, sondern auch auf die Versorgung mit Lebensmitteln.

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In Anbetracht einer ständig älter werdenden Bevölkerung und ihrer abnehmenden Mobilität werde der Einkauf vor Ort immer wichtiger. Kurze Wege in den Vierteln setzten jedoch auch zentrale Parkmöglichkeiten voraus, und das schließe die zunehmende E-Mobilität ein. Aber: "Auch Elektroautos brauchen Parkplätze", sagte Zobel.

In Herborn sei schon viel für die Zukunft getan worden. Die Mitbewerber - und damit zielte er auf schnell erreichbare Städte wie Siegen, Wetzlar und Gießen ab - bauten ihre Einkaufsmöglichkeiten jedoch ebenfalls immer weiter aus.

Juniorchef Timo Eitzenhöfer wurde mit seinen Erläuterungen deutlich konkreter: Er sagte, dass Eitzenhöfer Herborn noch zukunftsfähiger machen und dabei die historische Altstadt stärken wolle.

Man möchte auf keinen Fall einen Betonklotz auf dem Hintersandparkplatz errichten, sondern strebe ein Parkdeck im Einklang mit der vorhandenen Bausubstanz an. In diese Planung werde die Stadt auf jeden Fall mit einbezogen.

Er stellte eine bundesweite Studie vor, wonach Kunden im Durchschnitt fünf Minuten An- und Rückmarschweg zum Einkauf akzeptierten. Dies sei von den Parkplätzen in der Littau, in der Kallenbach und auf dem Schießplatz aus nicht zu realisieren. Die Erfahrungen zeigten, so Eitzenhöfer, dass die Menschen möglichst nahe an den Ort ihrer Einkaufbedürfnisse fahren wollten. Von dem geplanten Parkdeck mit Übergang zu dem weiterentwickelten "Dill-Center" seien auch die Geschäfte in der Innenstadt auf kurzen Wegen gut zu erreichen. Dies sei besonders in der kalten, nassen Jahreszeit von Bedeutung.

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Ihre bisher noch alle Möglichkeiten offenlassende Parkdeck-Planung sehe viele Gestaltungsmöglichkeiten vor. So sei eine Dauerbegrünung in welcher Form auch immer durchaus realisierbar.

Die alte Apothekerlinde und auch die anderen markanten Bäume auf dem Hintersandparkplatz, die einem Parkhaus Bau zum Opfer fallen würden, waren hingegen an diesem Abend für keinen der Gäste ein Thema.

Das Deck solle kein geschlossener Block werden, sagte Eitzenhöfer, und man habe in die Überlegungen sehr großzügige Platzverhältnisse sowohl beim Parkraum als auch bei den Zu- und Abfahrten vorgesehen. Der Zugewinn einschließlich Behinderten- sowie Mutter-und-Kind-Parkplätzen betrage 86 Stellplätze. Das Parkhaus soll 238 Plätze inklusive zwölf Ladestationen für E-Autos fassen. Zusammen mit den auch nach einer Erweiterung des "Dill-Centers" dort vorhandenen Stellflächen stünden dann 343 Parkplätze im Bereich des Kaufhauses zur Verfügung.

Nach seinen Beobachtungen falle ein großer Teil des innerstädtischen Verkehrs in die Rubrik "Parkplatz-Suchverkehr" und dem könne man später auch mit einem intelligenten Verkehrsleitsystem und entsprechenden Smartphone-Apps begegnen. Das Eitzenhöfer-Angebot, die erste Stunde kostenfrei zu parken, solle auch auf das Parkhaus ausgeweitet werden, um Kurzzeitparker zu entlasten.

Ein Umbau beziehungsweise eine Erweiterung des "Dill-Centers" für einen Lebensmittel-Vollversorger schließe ein entsprechendes Parkplatzangebot zwingend mit ein, sagte Herborns Erster Stadtrat Claus Kimmel, der zudem Vorsitzender der Einzelhändlervereinigung Werbering ist. Der Schießplatz sei schon jetzt völlig am Limit.

Ein Zuhörer warf ein, dass ja keiner etwas gegen eine Erweiterung des "Dill-Centers" habe. Diese erfordere aber auch den entsprechenden Parkraum, kam als Erwiderung aus dem Publikum.

Stadtverordnetenvorsteher Jörg Michael Müller sprach von einem Parkhausstreit, der schon jetzt in der Stadt tobe, die Politik aber bisher nicht erreicht habe. Zwar seien die Diskussionen emotionsgeladen, dennoch brächten sie nach vorne.

Er wollte wissen, ob das Parkhaus eine Bedingung für die Ansiedlung eines Lebensmittelmarkts sei. "Wir wollen heute nicht den Baukasten für eine Komplettlösung anbieten", antwortete Reiner Eitzenhöfer. "Wir möchten lediglich laut nachdenken, wie wir Herborn in die Zukunft bekommen. Wir hatten schon einmal einen Discounter im Haus. Er gab damals auf, weil wir ihm die geforderten 100 Parkplätze nicht geben konnten. Bürgermeister Hans Benner hat mich vor kurzem gebeten, nicht nur über die Erweiterung des ,Dill-Centers' zu reden, sondern ein Gesamtkonzept vorzustellen - und das haben wir heute getan."

Er fügte hinzu, dass die Entwicklung von Eitzenhöfer zu Ende sei, wenn Herborn sage: "Nur so weit und nicht mehr." Den Dialog wolle er jedoch unter allen Umständen fortsetzen - und: "Das war heute Abend doch erst der Anfang."