Direkte Gags, feinfühlige Worte und melancholische Texte, die zum Nachdenken anregen: Die Bandbreite des ersten Poetry-Slams von Schülern des Herborner Johanneum-Gymnasiums...
. Herborn (red). Die Poetry-Slam-Arbeitsgemeinschaft des Herborner Johanneum-Gymnasiums unter der Leitung von Philipp Görg und Dorit Betz hat kürzlich eine alternative Plattform für den ersten Poetry-Slam der Schule geschaffen. Bei einer öffentlichen Videokonferenz über "Zoom" begeisterten die Schüler mit selbst verfassten Texten ein rund 60-köpfiges Publikum und boten somit etwas Kultur in (beinahe) auftrittslosen Zeiten.
Das sonst im Frühjahr stattfindende Festival "Best of Johanneum" war aufgrund der Corona-Krise abgesagt worden. Die Poeten der AG hatten sich im vergangenen halben Jahr regelmäßig in den Mittagspausen an der Schule getroffen, Texte verfasst, sich gegenseitig verbessert und aufgemuntert. Auch mit teilweise wenig Erfahrung brachten sie gefühlvolle Worte auf Papier.
Von Sandfrau und Hefe, die in die Klapse treibt
Zu Coronazeiten verlegten sie sich auf Videokonferenzen. Und das sahen die Jugendlichen als eine große Chance, ihr Lampenfieber erst einmal "nur" vor der Kamera zu erleben und nicht direkt alleine auf einer Bühne.
Die Moderation der Slam-Konferenz übernahm Sümeyra Camuka. Mit kleinen Anmerkungen zu jedem Text schuf sie eine passende Atmosphäre. Pauline Ebertz begann mit ihrem ersten Text über ihre Superkraft "Das Einschlafen" und brachte die Zuschauenden für einen kurzen Moment mit "Ich, die Sandfrau" zum Träumen.
Mit seinem außergewöhnlich direkten Humor zeigte Björn Rikl mit "Brain-AFK im Alltag", was die heutige Gesellschaft mit der Linguistik anstellt. Nach diesen humorvollen Worten versetzte Elena Ziegler die Zuhörer mit "*", einem Text über Depressionen, in eine melancholische Stimmung, welche Sümeyra anschließend mit "Das Leben im Patriarchat", in dem sie den weltweiten Sexismus thematisierte, ebenfalls durchscheinen ließ.
Gesellschaftskritik schwang in Ronny Rehbergs "Ein Tag wie jeder andere" mit, der über die traurigen Lebenssituationen verschiedener Menschen in seinem Umfeld sprach. Elena Ziegler fragte sich danach noch, "Was wäre wenn?" und verzauberte als "Hobbydenkerin" das Publikum. Zum Schluss nahm Pauline Ebertz mit "Wie Hefe in die Klapse treibt" den ganzen Chat mit zum Einkaufen.
Corona hält Schüler nicht davon ab, Talent zu zeigen
Der virtuelle Poetry-Slam setzte ein Statement für alle Schulen in der Coronazeit: Kontaktverbot, Hygienevorschriften und Homeschooling halten die Jugendlichen nicht davon ab, ihre Talente zu zeigen. Und dafür haben sie an diesem Abend auch verdienten Applaus bekommen.