Der Landkreis und die evangelischen Kirchen haben über die Situation der geflüchteten Menschen aus der Ukraine informiert. Wer hilft den Helfern? Was wird angeboten?
HOHENAHR-HOHENSOLMS. Für 53 Menschen aus der Ukraine, davon 15 Kindern, ist die Jugendburg Hohensolms zu einem Zuhause auf Zeit geworden. Auf drei Etagen in sieben Schlafräumen nächtigen die Flüchtlinge, acht Tages- und Gruppenräume sowie Sanitärräume stehen den 53 Personen zu Verfügung. Platz gibt es für 90. Das alles sind trockene Fakten, das weiß auch Landrat Wolfgang Schuster (SPD).
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Der Landkreis hat die Jugendburg in Hohensolms Anfang Mai 2022 angemietet. Der Mietvertrag läuft noch bis Anfang November 2022, eine Option zur Verlängerung mitinbegriffen. Im Rahmen einer Veranstaltung informieren Landkreis und Kirchengemeinden über die Lage vor Ort. Die Besonderheit der Situation fußt auf den überlappenden Kirchenkreisen. Der Altkreis Wetzlar ist fest in Hand der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR), doch die Jugendburg Hohensolms obliegt der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN).
Mietvertrag gilt auch im Fall eines Verkaufs der Burg
Bei einem Verkauf der Jugendburg Hohensolms bleibt der bisherige Vertrag bestehen, betonen die Verantwortlichen der EKHN. Die Zusammenarbeit zwischen beiden Kirchenzweigen funktioniere tadellos, erklären die Pröpstin von Nord-Nassau, Sabine Bertram-Schäfer, und der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill, Hartmut Sitzler. "Arbeit mit Geflüchteten ist Teamwork. Wir müssen mit Menschen menschlich umgehen und wir dürfen nicht unterscheiden. Perfekt ist nur der liebe Gott selbst", sagt Sitzler. Bertram-Schäfer ergänzt, dass sich die Kirche in der Verantwortung sehe. "Flüchtlingshilfe gehört zu unserem Auftrag als Kirche dazu. Unsere Häuser wollen wir öffnen."
Der Landkreis betritt in dieser Situation Neuland. "Wir gehen hier völlig neue Wege. Wir arbeiten mit der Diakonie hier in der Jugendburg zusammen", betont die Leiterin der Abteilung für Soziales und Integration, Anne Peter-Lauff. Denn: Nachdem die Menschen in der Jugendburg bis zum 30. Juni durch die Sozialarbeit des Landkreises betreut wurden, hat zum 1. Juli diese Aufgabe die Diakonie Lahn-Dill übernommen. Eine große Rolle spielten zudem die ehrenamtlichen Helfer, die wichtige Unterstützung leisteten. Kritisch sehen die Beteiligten die Diskussion über Flüchtlinge erster und zweiter Klasse. "Es gibt keine Flüchtlinge erster oder zweiter Klasse", betonen die Anwesenden.
Für Verantwortliche gibt es auch Gegenwind
Für die Verantwortlichen gibt es auch Gegenwind. Pippa Brück von der Kirchengemeinde Erda-Großaltenstädten weist auf Schwierigkeiten hin. "Wir brauchen mehr Wertschätzung und Würdigung für das Ehrenamt, auch über Worte hinaus. Leute verlieren irgendwann die Lust, zu helfen, bei mangelnder Würdigung. Es ist schwerer, Ehrenamtliche zu finden als 2015", sagt Brück. Das Ehrenamt müsse weiter gestärkt werden, denn diese Hilfe sei in der jetzigen Situation essenziell.
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Zeit wendeten vor allem die Helfer auf, um die Flüchtlinge zu unterstützen, sagt Hohenahrs Bürgermeister Markus Ebertz (parteilos). "Die Unterstützung der Helfer ging teilweise bis an die Schmerzgrenze." Das Thema Sprachkurse steht ebenfalls im Fokus. Die Bereichsleiterin für Soziale Dienste der Diakonie Lahn-Dill, Britta Westen, teilt mit, dass es da noch hakt. "An die 20 Kurse könnten stattfinden, das scheitert aber am Lehrkräftemangel." Peter-Lauff sagt, dass diese Angelegenheit noch Zeit benötige. Der Landrat betont, dass die Probleme sich in diesem Jahr noch steigern könnten. "Das Ende der Fahnenstange an Problemen in diesem Jahr ist noch nicht erreicht", sagt Schuster.