Asiatische Hornisse erstmals im Lahn-Dill-Kreis aufgetaucht

Die Asiatische Hornisse breitet sich zunehmend in Deutschland aus und ist nun auch im Lahn-Dill-Kreis gefunden worden.
© Axel Heimken/dpa

Von Südostasien ins Lahntal: Die Asiatische Hornisse ist im Lahn-Dill-Kreis angekommen. In Lahnau wurde ein Exemplar der eingeschleppten Art gefunden. Imker sind alarmiert.

Anzeige

Lahnau-Waldgirmes. Die Nachricht lässt Experten wie Imker im Lahn-Dill-Kreis aufhorchen: Die Asiatische Hornisse ist in der Nähe des Hallenbades in Waldgirmes gesichtet worden. Das teilen der Landkreis und das Regierungspräsidium Gießen mit. Die aus Südostasien eingeschleppte Hornissenart ist damit erstmals in der Region aufgetaucht.

Eingewanderte Art frisst heimische Bienen

Die gute Nachricht vorab: Für Menschen ist die Asiatische Hornisse laut Regierungspräsidium Gießen ungefährlich. Doch breitet sich das Insekt aus, hat das Folgen für die Natur. Für die heimischen Honig- und Wildbienen stelle die Hornisse eine Gefahr dar und bedrohe diese zusätzlich in ihren schrumpfenden Beständen, heißt es in der Mitteilung. Denn Bienen gehörten zum Beuteschema der eingeschleppten Hornissenart, wie Thomas Poetsch, Vorsitzender des Imkervereins Wetzlar, auf Nachfrage erklärt.

Zwar fressen auch heimische Hornissen Bienen. Doch die Anzahl sei vergleichsweise gering, sagt Poetsch. In Zahlen bedeutet das dem Experten zufolge: Während 400 bis 700 Exemplare der heimischen Hornisse in einem Nest leben und 20 bis 30 Bienen am Tag verspeisen, sind es bei der eingeschleppten asiatischen Variante 1000 bis 2000 Tiere pro Nest. „Bei dieser Tiermenge ist der Hunger natürlich größer und damit auch die Gefahr für Bienen.“

Anzeige

Selbst in ihrem Stock seien die Bienen nicht sicher, sagt Poetsch und fügt an: „Die Asiatische Hornisse geht in die Bienenstöcke rein und kann ein Volk komplett töten.“ Ein Volk, das bedeutet etwa 20.000 bis 30.000 Bienen. Aktuell sei die Gefährdungslage noch gering, weil die Bienen in der Lage seien, sich zu verteidigen, meint der Imker. Sobald es jedoch kälter wird, seien sie weniger flugfähig und abwehrbereit. Stattdessen säßen sie in Trauben zusammen in ihrem Stock, um sich zu wärmen. Für die eingeschleppte Hornisse ist diese Situation ein gefundenes Fressen. Denn laut Poetsch brüten diese noch bis Dezember und benötigen bis dahin auch reichlich Nahrung.

Nester sollen so schnell wie möglich zerstört werden

Weil dadurch die heimische Artenvielfalt und die Bestäuberleistung bedroht sind, wird laut Regierungspräsidium die asiatische Hornissenart auf der Unionsliste invasiver Arten geführt und soll in der gesamten EU an der weiteren Ausbreitung gehindert werden. Deswegen müssten Nester so schnell wie möglich ausfindig gemacht und zerstört werden.

In Waldgirmes lief die Suche nach dem Nest bisher erfolglos. Auch Lockstoffe brachten nicht den gewünschten Effekt, sagt Poetsch. Dass in der Nähe des Fundortes in Waldgirmes ein Nest der Asiatischen Hornisse sein muss, davon ist der Vorsitzende des Wetzlarer Imkervereins indes überzeugt: „Einzelexemplare gibt es nicht. Mit Sicherheit muss ein Volk mit Königin in der Nähe sein.“ Die Tiere fliegen in einem Umkreis von 500 bis 1000 Meter um ihr Nest.

Die Asiatische Hornisse geht in die Bienenstöcke rein und kann ein Volk komplett töten.

Thomas Poetsch Vorsitzender Imkerverein Wetzlar
Anzeige

Das Hauptnest befinde sich meist weit oben in Baumkronen, sagt Poetsch. Dies könnte eine Größe von einem Meter erreichen. Tochternester seien deutlich kleiner und könnten auch in Hecken gefunden werden. Charakteristisch für die Nester der Asiatischen Hornisse ist der Eingang an der Nest-Seite.

Bürger sollen Sichtung der Asiatischen Hornisse melden

Die Experten bitten nun die Bevölkerung um Mithilfe. Wer Exemplare der Asiatischen Hornisse sieht oder ein Nest findet, soll dies melden. Und zwar entweder bei Imker-Chef Thomas Poetsch unter der Telefonnummer 06445-9232621 oder online auf dem Meldeportal des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) unter www.hlnug.de/themen/naturschutz/tiere-und-pflanzen/arten-melden/hornisse.

Die Asiatische Hornisse unterscheidet sich durch ihre Farbgebung. Sie hat eine dunkle Brust und einen dunklen Hinterleib.
Charakteristisch für die Nester der Asiatischen Hornisse ist der Eingang an der Nestseite.

Doch wie unterscheidet man die Asiatische von der heimischen Hornisse? Kopf und Körper der eingewanderten Art seien schwarz, nennt Thomas Poetsch das wichtigste Unterscheidungskriterium. Zudem habe sie gelbe Füße. Die geschützte Europäische Hornisse hingegen fällt durch ihre rötliche Brust und ihren gelben Hinterleib mit schwarzen Punkten und Banden auf.

Der Chef des Wetzlarer Imkervereins ruft zudem alle Imker auf, die Fluglöcher ihrer Bienenstöcke genau zu beobachten und mit Schutzgittern so zu verkleinern, dass die neue Art nicht mehr eindringen kann.