Wie Lahnaus Bürgermeisterin mit ihrem Abschied umgeht

Vier Wochen war Silvia Wrenger-Knispel auf dem Jakobsweg unterwegs – allein. Es sei der richtige Zeitpunkt für diese Wanderung, sagt die 58-Jährige, deren Amtszeit als Bürgermeisterin von Lahnau am 30. Juni endet.
© Silvia Wrenger-Knispel

Für Silvia Wrenger-Knispel endet am 30. Juni die Amtszeit als Lahnauer Bürgermeisterin. Zum Abschluss spricht sie über den Jakobsweg, politischen Gegenwind und ihre Zukunft.

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Frau Wrenger-Knispel, Sie waren im Frühjahr vier Wochen auf dem Jakobsweg unterwegs. Wie war es?

Das war ein richtig schönes, großartiges Erlebnis, was ich irgendwann gerne wiederholen würde. Ich bin 280 Kilometer für mich allein gelaufen. Es war befreiend und hat geerdet.

Die Pilgerreise fiel für Sie in eine Zeit des beruflichen Umbruchs. Nach dem Wahlabend war klar, dass Ihre Amtszeit als Bürgermeisterin am 30. Juni enden wird. Konnten Sie all das bei Ihrer Reise ausblenden?

Es hat mich weniger bewegt, als ich gedacht hatte. Tatsächlich habe ich sehr wenig darüber nachgedacht. Es gab Momente, wo Gedanken wie „Was hat es aus dir gemacht?“ kamen. Im Großen und Ganzen konnte ich aber abschalten und loslassen.

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Hat die Reise geholfen, die Niederlage bei der Bürgermeisterwahl zu verarbeiten?

Es war genau der richtige Zeitpunkt für diese Wanderung. Ich hatte die Wanderung schon im letzten Jahr geplant und mir gesagt „Du machst das, egal, wie die Wahl ausfällt“. Ja, es hat mir geholfen, ich habe etwas Abstand bekommen. Natürlich kann man sich nicht gleich von allem lösen, vor allem, weil die Verabschiedung am 30. Juni noch ansteht. Danach, kann ich mir vorstellen, wird es besser.

Am 30. Juni endet Ihre Amtszeit. Was ist das für ein Gefühl?

Ein trauriges. Ich habe das Amt gerne ausgeübt, ich bin wirklich gerne ins Rathaus gegangen. Die Mitarbeiter werden mir sehr fehlen. Andererseits sage ich mir auch: „Ok, ich habe mein Privatleben, was völlig auf der Strecke geblieben ist, wieder“. Ich kann jetzt all das wieder machen, was ich in den letzten sechs Jahren nicht machen konnte, was ich auch wirklich vermisst habe. Insofern gehe ich mit zwei weinenden Augen und einem Lächeln im Gesicht.

Auf was freuen Sie sich am meisten, wenn Sie mehr Zeit haben?

Dass ich wieder mehr Zeit mit meinem Mann und meiner Familie verbringen und Sport machen kann.

Was nehmen Sie aus den sechs Jahren als Bürgermeisterin für sich mit?

Man geht in das Amt mit gewissen Vorstellungen rein und merkt schnell, dass Dinge oftmals nicht so laufen, wie man es sich vorgestellt hatte.

Das heißt?

Gerade am Anfang der Amtszeit hat man viele eigene Ideen und möchte sie schnell umsetzen. Da gibt es dann rechtliche oder politische Hürden oder es fehlt an der notwendigen Manpower. Vor allem aber die Politik kann einem viele Steine in den Weg legen. Man muss sich auch sehr genau überlegen, welche Zusagen man gegenüber den Bürgern macht. Das kann einem fürchterlich auf die Füße fallen. Egal, wie man sich entscheidet, man kann es nicht allen recht machen. Aber ich habe schon am Wahlabend gesagt, ich kann mit erhobenem Haupt aus dem Amt herausgehen. Wir haben parteiübergreifend viel zum Wohle der Gemeinde beschließen und umsetzen können. Und darauf bin ich stolz.

Der symbolische erste Spatenstich ist gesetzt: Auf einem Acker zwischen Waldgirmes und Dorlar beginnen die Arbeiten für den gemeinsamen Feuerwehrstützpunkt der Feuerwehren Waldgirmes, Dorlar und Atzbach.
Letzter großer Auftritt für Silvia Wrenger-Knispel: der Spatenstich für den Neubau des Feuerwehrstützpunktes zwischen Waldgirmes und Dorlar. Auf dieses Projekt sei sie stolz, sagt die 58-Jährige.
© Olivia Heß

Was ist Ihr größter Erfolg?

Ein großer Wunsch von mir war die Ansiedlung einer Tagespflege in Lahnau. Das hat gut funktioniert. Jetzt gibt es sogar zwei. Der Lahnuferweg wurde mit neuen Bänken bestückt und somit attraktiver gemacht, was der Verwaltung und dem Betriebshof viel Lob eingebracht hat. Während der schwierigen Corona-Zeit wurde die Digitalisierung im Rathaus weit vorangebracht und das Rathaus fit für die Zukunft gemacht. Insgesamt haben wir in den letzten sechs Jahren parteiübergreifend viel für die Gemeinde erreicht. Besonders hervorzuheben sind die Beschlüsse über die Abschaffung der Straßenbeiträge und den Bau eines gemeinsamen Feuerwehrhauses für alle drei Ortsfeuerwehren. Nicht zu vergessen die Neugestaltung der großen Spielplätze in Atzbach und Waldgirmes. Dorlar wird zeitnah folgen. Es gibt noch einige Projekte, die in meiner Amtszeit angestoßen wurden, aber erst später beendet werden. Im Sommer können wir uns auf die Eröffnung des neuen Wiesenkindergartens freuen. Der Bauwagen steht schon. 

Gibt es etwas, das Sie heute anders angehen würden?

Das ist eine gute Frage. Vielleicht hätte ich Ideen, die ich für die zweite Amtszeit vorgesehen hatte, schon eher einbringen sollen. So habe ich mich mehr auf die Umsetzung der Beschlüsse der Gemeindevertretung konzentriert.

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Gibt es etwas, von dem Sie sagen, schade, dass es nicht gelungen ist, dies umzusetzen?

Was mir noch sehr am Herzen lag, war der „Generationenspielplatz“, wo Alt und Jung sich treffen und sportlich betätigen können. Ich habe aber die Hoffnung, dass er doch noch kommt. Er ist ein Wunsch vieler Bürger.   

Während Ihrer Amtszeit mussten Sie für einige Entscheidungen heftige Kritik einstecken, etwa beim Verkauf eines Grundstücks an ein Mitglied des Gemeindevorstands und für einen Dienstwagen für einen Abteilungsleiter. Wie stehen Sie heute dazu? Würden Sie die Entscheidungen so wieder treffen?

Zunächst einmal handelt es sich in beiden Fällen um Entscheidungen, die der damalige Gemeindevorstand (Bürgermeisterin und neun Beigeordnete) getroffen hat. Als Bürgermeisterin kann ich solche Entscheidungen nicht allein treffen. Wenn ich damals schon das rechtliche Wissen von heute gehabt hätte, wäre der Grundstücksverkauf nicht ohne die notwendige Zustimmungserklärung der Gemeindevertretung erfolgt. Ein Fehler, der nicht hätte passieren dürfen. Die Entscheidung für die Anschaffung des Dienstwagens würde ich heute genauso treffen.

Glauben Sie, dass diese Themen für das Wahlergebnis mit ausschlagend waren?

Ja, ich denke schon. Die Themen wurden von der SPD gerne im Wahlkampf aufgegriffen.  

Was sind aus Ihrer Sicht die großen Herausforderungen für Lahnau in den nächsten Jahren?

Das hohe Verkehrsaufkommen in Lahnau ist ein großes Problem. Es ist absehbar, dass wir durch die Verlegung der B49-Abfahrt Lahnau ein noch höheres Verkehrsaufkommen haben werden. Hier müssen mit Hessen Mobil Lösungen gefunden werden. Schnellstens geändert werden muss zudem der Beschluss der Gemeindevertretung, Gewerbegrundstücke nur noch in Erbpacht zu vergeben. Das ist keine Option für unsere Gewerbeunternehmen. Wenn wir unsere örtlichen Wirtschaftsunternehmen in Lahnau halten wollen, muss der Beschluss aufgehoben werden. Er wurde mehrheitlich von der Gemeindevertretung ohne vorherige Beratung einfach so durchgeboxt. Das hat es noch nie gegeben. Ich bin sehr gespannt, wie sich der neue SPD-Bürgermeister bei diesem Thema positioniert.

Amtseid: Vor den Mitgliedern der Gemeindevertretung und den Gästen spricht Silvia Wrenger-Knispel 2017 die Formel, durch die sie die treue Ausübung ihres Amtes gelobt.
Rückblick: Vor den Mitgliedern der Gemeindevertretung und den Gästen leistete Silvia Wrenger-Knispel 2017 die Formel, durch die sie die treue Ausübung ihres Amtes gelobt. Nach sechs Jahren scheidet sie nun aus dem Bürgermeisteramt aus.
© Pascal Reeber

Was werden Sie vermissen, wenn Sie nicht mehr Bürgermeisterin sind?

An erster Stelle die Mitarbeiter, die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Und die Gratulationsbesuche bei den Bürgerinnen und Bürgern mit vielen tollen Gesprächen.

Und was werden Sie auf gar keinen Fall vermissen?

Reden und Grußwörter schreiben am Wochenende.

Und den vollen Terminkalender?

An den gewöhnt man sich mit der Zeit. Gut ist es aber, wenn man einen Ehepartner hat, der einem den Rücken freihält. So wie mein Mann es getan hat. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Manchmal musste ich – aufgrund wichtiger Termine – auf familiäre Termine verzichten. Das war nicht so schön und ist mir auch schwergefallen. Nach dem 30. Juni werde ich mich an freie Abende und Wochenenden wieder gewöhnen müssen. Gleiches gilt auch für meinen Mann.

Wollen Sie sich weiterhin politisch engagieren?

Das weiß ich noch nicht. Bis zur nächsten Kommunalwahl bin ich erst einmal komplett raus aus der Politik, weil ich kein Kommunalwahl-Mandat habe. Ich habe jetzt genug Zeit, mir zu überlegen, ob ich 2026 wieder einsteigen möchte. So ganz ohne die Politik wird erstmal ungewohnt sein. Die ein oder andere Sitzung werde ich sicher besuchen. Dann als „normale“ Bürgerin der Gemeinde.

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Wie geht es beruflich für Sie weiter?

Mein Arbeitgeber, die DAK-Gesundheit, hatte mich für die Dauer des Amtes der Bürgermeisterin freigestellt. Ich habe jetzt noch zwei Monate unbezahlten Urlaub und zum 1. September steige ich wieder bei der DAK-Gesundheit ein. 

Wenn Sie die sechs Jahre Bürgermeisteramt anschauen, wäre es immer noch Ihr Traumberuf?

Ja, mit Einschränkungen. Das Amt selbst ist interessant und abwechslungsreich. Wenn es da nicht das ein oder andere gäbe, was einem die Arbeit erschwert. Neben den großen Herausforderungen wie Corona oder die Flüchtlingskrise können dies vor allem auch die politischen Verhältnisse in einer Gemeinde sein. Wenn man nicht der Wunschkandidat der politischen „Hausmacht“ ist, dann hat man schwer zu kämpfen. Das habe ich auch erfahren müssen und von Anfang an Gegenwind zu spüren bekommen. Man muss dann lernen, mit dem Gegenwind umzugehen und versuchen, sich ein dickes Fell anzuschaffen. Leicht ist das aber nicht. 

Würden Sie noch einmal für das Bürgermeisteramt in Lahnau kandidieren?

Die nächste Bürgermeisterwahl ist im Jahr 2029. Da bin ich in einem Alter, in dem man sich den Stress nicht noch einmal antun muss. 

Ihr offizieller Lieblingsplatz der Lahnuferweg, auf den Bürgermeisterin Silvia Wrenger-Knispel und ihr Mann Manfred Knispel vom Küchenfenster aus blicken können. Zum Sonnenuntergang macht es sich das Ehepaar gerne auch vor der Gartenhütte gemütlich.
Mehr Zeit für ihren Mann Manfred Knispel, für Familienfeiern und Sport – darauf freut sich Silvia Wrenger-Knispel, wenn ihre Amtszeit zu Ende ist.
© Timo König