
Insgesamt 2,5 Hektar erhalten auf dem Gebiet der Mülldeponie eine Oberflächenabdichtung. Außerdem bereiten die Arbeiter ein Großprojekt vor.
Aßlar. Das Abfallwirtschaftszentrum des Lahn-Dill-Kreises im Aßlarer Stadtteil Bechlingen ist ein geschäftiger Ort. Täglich bringen Müllfahrzeuge Altpapier, Rest- und Bioabfälle aus dem gesamten Kreisgebiet in die Umladestationen. Bürger geben Wertstoffe ab, und Gewerbetreibende liefern Bauabfälle an. Seit Kurzem jedoch rollen mehr Bagger als üblich über das Gelände. Im laufenden Betrieb haben die Arbeiten zur Oberflächenabdichtung an Teilen der Abfalldeponie begonnen. Es ist die größte Baumaßnahme seit gut 15 Jahren. Die Kosten dafür belaufen sich auf 5,5 Millionen Euro, berichtet die Abfallwirtschaft Lahn-Dill in einer Pressemitteilung.
In fünf Bauabschnitten erhält die Deponie ihre Endabdichtung. Dafür müssen viele Leitungen für das Deponiegas zum Blockheizkraftwerk neu verlegt werden, das Strom erzeugt. Abgedichtet wird am Südhang sowie an Stellen im Westen der Anlage. Insgesamt geht es um eine Fläche von 2,5 Hektar, also 25.000 Quadratmeter. Das ist ein Zehntel der ablagerungsfähigen Fläche. Eine Oberflächenabdichtung besteht aus vielen Schichten. Damit soll gewährleistet werden, dass der Abfall vergangener Tage wasserundurchlässig verkapselt ist.
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Den Anfang macht eine Schicht aus verdichtetem Ton, als natürliche Sperrschicht gegen Oberflächenwasser. Darauf wird ein Vlies verlegt, gefolgt von einer Entwässerungsschicht aus Split. Es folgt nochmals Vlies, ehe eine zwei Millimeter starke Folie gelegt wird, deren Bahnen verschweißt werden.
Das Wetter spielt beim Deponiebau ebenfalls eine Rolle. Für die Tonschicht darf es nicht zu trocken sein, und beim Verlegen der Folien muss es über fünf Grad warm sein.
Bis zu 60 Meter hoher Abfallberg
Was jetzt in den Bauabschnitten eins bis vier „verpackt“ wird, sind vorwiegend Hausabfälle aus der Zeit vor 1997, also bevor die Mechanisch-Biologische Abfallbehandlungsanlage (MBA) in Betrieb ging. Damals durfte Restabfall noch unbehandelt abgelagert werden. An der höchsten Stelle misst dieser alte Abfallberg 60 Meter. Im Bauabschnitt fünf lagern Industrieschlämme aus dem Stahlwerk in Dillenburg. Dieser gesonderte Deponiebereich ist gut erkennbar am roten Farbton.
Neben den kontinuierlichen Prüfungen durch die ausführende Tiefbaufirma erfolgen während der Bauarbeiten regelmäßig auch Fremdprüfungen eines externen Unternehmens für das Regierungspräsidium Gießen. Und bevor überhaupt großflächig abgedichtet wird, sind zunächst Probefelder anzulegen – 30 mal 15 Meter groß, mit all den Schichten, die später auch die Deponie bedecken. Wie die Witterung dort wirkt, wird ein halbes Jahr lang genau dokumentiert.
PV-Module und Schafe auf dem Südhang
Damit der Deponiehang später begrünt werden kann, wird abschließend eine bis zu 2,40 Meter hohe Rekultivierungsschicht aus bester Erde aufgebracht. 60 Prozent des Materials stammen von der Deponie selbst. Denn bereits seit 2016 sammelt die Abfallwirtschaft Lahn-Dill in Bechlingen Bodenaushub für genau diesen Zweck. Bis zum Abschluss der Bauabschnitte rechnen die Fachleute mit einer Zeit von mindestens zwei Jahren.
Auf dem endgültig abgedichteten Südhang wird eine Photovoltaikanlage mit gut 2,2 Megawatt Leistung entstehen. Unter den Modulen könnten Schafe weiden, um den Rasen kurzzuhalten. Ansonsten ändert sich am Deponiealltag nichts. Insgesamt hat der einstige Basalt-Steinbruch nach Angaben der Abfallwirtschaft Lahn-Dill noch über ein Restvolumen von gut zwei Millionen Kubikmetern. Somit können voraussichtlich bis ins Jahr 2070 Abfälle in Bechlingen abgelagert werden.