
Die AG Feldhamsterschutz und der Lahn-Dill-Kreis setzen sich in der Region für die bedrohte Tierart ein. Trotz des Erfolgserlebnisses ist die Zukunft der kleinen Nager ungewiss.
Lahn-Dill-Kreis. Die Käfigtür öffnet sich und das pelzige Nagetier erschnuppert den Langgönser Acker. Ohne Scheu tapst es auf das vorher präparierte Feld und scheint noch einen letzten Blick zurückzuwerfen, um dann mit einem beherzten Sprung im Hamsterbau und damit in die Freiheit zu verschwinden – ein Erfolgserlebnis für die AG Feldhamsterschutz, die mit Unterstützung der Abteilung für den ländlichen Raum des Lahn-Dill-Kreises und des Landkreises Gießen insgesamt 21 Feldhamster in ihr neues Zuhause entlassen hat.
„Die Auswilderung hat auf einer von der Abteilung für den ländlichen Raum geförderten Ackerparzelle stattgefunden“, freut sich Christian Zuckermann, zuständiger Dezernent beim Landkreis Gießen. „Die Fläche wurde sowohl von den ortsansässigen Landwirten als auch der AG Feldhamsterschutz speziell hergerichtet, damit die kleinen Nager besonders gute Startbedingungen mit viel Nahrung und Versteckmöglichkeiten zur Verfügung haben. Für diesen Einsatz zum Wohle des vom Aussterben bedrohten Feldhamsters bedanke ich mich ganz herzlich bei allen Beteiligten.“
Dem Hamster fehlen Nahrung und Deckung
Deutschlandweit ist der Feldhamster nur noch selten zu finden. Grund dafür sind die heißen und trockenen Sommer und die dadurch bedingte frühere Getreideernte. Die Geschwindigkeit bei der Ernte sowie der Bodenbearbeitung hat in den letzten 70 Jahren immer weiter zugenommen. Für den Hamster bleibt kaum noch ein Korn auf dem Feld übrig. Fehlende Deckungsmöglichkeiten als Schutz vor Fressfeinden sind ein weiterer Grund, warum der Feldhamster immer seltener wird.
In Langgöns und Pohlheim gibt es zwei Populationen des kleinen Nagers. Doch auch diese sind gefährdet, denn die Lebensräume der beiden Populationen sind durch Verkehrswege und andere Barrieren voneinander getrennt, weshalb eine genetische Verarmung in beiden Beständen droht. Um einer Inzucht innerhalb der Populationen entgegenzuwirken, hat die AG Feldhamsterschutz im Jahr 2021 eine Artenschutzstation aufgebaut. Ziel der Station ist es, die Feldhamster aus Langgöns und Pohlheim zu verpaaren und die Nachkommen auszuwildern.
Landwirte lassen Getreidestreifen stehen
Um die Lebensbedingungen des Feldhamsters zu verbessern, arbeitet die Abteilung für den ländlichen Raum des Lahn-Dill-Kreises und des Landkreises Gießen eng mit den hiesigen Landwirten und der AG Feldhamsterschutz zusammen. „Damit solche Projekte gelingen, ist es sehr wichtig, dass alle an einem Strang ziehen und der Mehraufwand für die Umsetzung den landwirtschaftlichen Betrieben gegenüber honoriert wird“, stellt Margot Schäfer, Leiterin der Abteilung für den ländlichen Raum, klar. „Gemeinsam haben wir Schutzmaßnahmen für den kleinen Nager vereinbart. So lassen die Landwirte zum Beispiel in Zukunft bei der Ernte Getreidestreifen stehen, damit der Feldhamster auch nach der Ernte noch Nahrung und Schutz findet.“
Durch die Zusammenarbeit zwischen der Abteilung für den ländlichen Raum, der Landwirtschaft und der AG Feldhamsterschutz sollen sich die Lebensbedingungen für den niedlichen Ackerbewohner nachhaltig verbessern, sodass er sich wieder stärker in der Feldflur verbreiten kann: Ein toller Erfolg wäre, wenn die frisch ausgewilderten Feldhamster noch diesen Sommer selbst für Nachwuchs sorgen und sich auf den benachbarten Feldern verbreiten.