Keine Geburten mehr in Dillenburg

In den Dill-Kliniken werden im kommenden Jahr voraussichtlich keine Kinder mehr zur Welt gebracht. Archivfoto: Katrin Weber
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Weil Belegärzte fehlen, wird der Kreißsaal vermutlich Ende des Jahres geschlossen. Die gynäkologische Versorgung soll weitergehen.

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DILLENBURG. Der Kreißsaal der Dill-Kliniken in Dillenburg schließt voraussichtlich zum 31. Dezember 2022. Das hat die Klinikleitung in einer Presseerklärung mitgeteilt.

"Wir bedauern das sehr", wird Tobias Gottschalk, Sprecher der Geschäftsführung der Lahn-Dill-Kliniken, zitiert. Man habe aufgrund der Altersstruktur unter den Belegärzten frühzeitig die Nachfolge regeln wollen. "Leider ist es uns trotz größter Anstrengungen nicht gelungen, die ausgeschriebenen Belegarztstellen zu besetzen", erklärte Gottschalk. Für den Betrieb des Kreißsaals in den Dill-Kliniken würden mindestens drei Belegärzte benötigt. Dies könne zukünftig nicht sichergestellt werden. Die gynäkologische Versorgung in den Dill-Kliniken solle weitergeführt werden. Die Geburtshilfe im Lahn-Dill-Kreis sei durch die bestehende Abteilung am Klinikum Wetzlar gesichert. Die Schließung des Kreißsaals stehe noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Aufsichtsrats der Lahn-Dill-Kliniken.

Ärzte wollen Doppelbelastung Praxis und Krankenhaus nicht mehr

In den vergangenen Jahren mussten zahlreiche geburtshilfliche Belegabteilungen in Mittelhessen geschlossen werden. "Das ist leider nicht verwunderlich", sagte Gottschalk. "Die strukturellen, juristischen und organisatorischen Anforderungen erschweren die Arbeit seit Jahren für alle Beteiligten." So seien unter anderem die Prämien für die Haftpflichtversicherung in den letzten Jahren stark gestiegen. Zudem wollten sich viele Ärzte mittlerweile nicht mehr der Doppelbelastung Praxis und Krankenhaus mit Rufbereitschaft aussetzen.

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"Auch wir Belegärzte sind sehr traurig über diese Entscheidung. Wir haben den Eindruck, dass es bundespolitischer Wille ist, dass kleinere geburtshilfliche Abteilungen geschlossen werden", erklärte Dr. Axel Valet, langjähriger Belegarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe in den Dill-Kliniken.

508 Geburten im Jahr 2021 in Dillenburg

"Wir bedanken uns bei Constance Scholl, Dr. Axel Valet und Assem Hossein für ihre zuverlässige und engagierte Tätigkeit im Bereich der Geburtshilfe in den vergangenen Jahren", sagte Gottschalk. "Für die Mitarbeiter und die Beleghebammen ist diese Situation natürlich nicht einfach." Die Mitarbeiter auf Station seien über die Veränderung informiert und würden in die weitere Planung eingebunden. "Auch mit den Beleghebammen planen wir Gespräche über die zukünftige Entwicklung", sagte der Geschäftsführer.

2021 wurden in den Lahn-Dill-Kliniken 1239 Kinder geboren, davon 731 am Klinikum Wetzlar und 508 in den Dill-Kliniken. "Wir werden in den kommenden Tagen mit allen Beteiligten das Gespräch suchen, um weiterhin eine gute geburtshilfliche Betreuung sicherstellen zu können", erklärte Wolfgang Schuster, Landrat des Lahn-Dill-Kreises. "Im Klinikum Wetzlar haben wir räumliche und auch personelle Kapazitäten für eine hochqualitative Geburtshilfe."