Viele Löschwasser-Reserven sind in der Vergangenheit stillgelegt worden. Bei den jüngsten Waldbränden waren sie eine willkommene Ergänzung und sparten kostbares Trinkwasser.
DILLENBURG/ESCHENBURG. Ohne das Wasser aus dem Frohnhäuser Badeweiher, der mit großen Einsatz von Landwirten und Firmen mit Wasser aus dem Hammerweiher bei Steinbrücken nachgefüllt worden war, wären die großen Waldbrände zwischen dem Dillenburger Stadtteil und Niederroßbach sehr viel schwerer zu löschen gewesen.
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Der vom Turnverein betriebene Badeweiher war notgedrungen zum Brandweiher geworden - und damit zu einer Einrichtung, die vielerorts und vor vielen Jahren angelegt wurde, um bei einem größeren Brand ausreichend Löschwasser für die Einsatzkräfte der Feuerwehr zu haben. Aber: Nicht wenige Brandweiher sind in den vergangenen Jahrzehnten wieder stillgelegt und durch neue Löschkonzepte ersetzt worden.
So halten die Kommunen in ihrer Trinkwasserversorgung Reserven vor, die als Löschwasser für die Wehren zur Verfügung stehen. Ein Netz von Hydranten sorgt dafür, dass in aller Regel keine langen Schlauchbahnen gelegt werden müssen, um an dieses Löschwasser zu gelangen. Brände in den Ortschaften können auf diese Weise zuverlässig gelöscht werden.
Im Lahn-Dill-Kreis setzt man seit einigen Jahren zusätzlich auf ein System von Roll-Containern, mit denen Löschwasser an die Brandorte transportiert werden kann. Diese Reserve zahlt sich vor allem bei Bränden außerhalb der Ortslagen aus, wo es keine kurzen Wege zum nächsten Hydranten gibt.
Den Brandweihern, die häufig inoffiziell auch als Badeweiher genutzt wurden, machte immer wieder gerade diese zweite Funktion Ärger. Nämlich dann, wenn es zu Unglücken kam, wie etwa in den 60er-Jahren im benachbarten Hinterland. Dort hatte der Landrat schon 1959 kurzerhand eine ganze Reihe von Badeweihern schließen lassen, weil er sie als gefährliche Quelle für Bakterien ausgemacht hatte.
In Simmersbach wurde das Verbot allerdings ignoriert, zumal im Brand- und Badeweiher viele Kinder aus dem Dorf zuverlässig das Schwimmen erlernten.
Das Interesse am Weiher ließ mit der Zeit allerdings nach. Im September 2011 brachte Starkregen den Weiher wieder in die Schlagzeilen. Weil das Wasser vor dem Unwetter nicht abgelassen worden war, lief der Brandweiher über und setzte Gärten und Keller in der Nachbarschaft unter Wasser.
Daraufhin wurde der Brandweiher geleert - was zwei Jahre später viele Simmersbacher mobilisierte und für Diskussionsstoff in der Politik sorgte. Jetzt ist zwar das Baden im Weiher ausdrücklich verboten, das Becken ist aber halbwegs gefüllt und ein sogenannter Mönch sorgt für einen geregelten Abfluss.
"Die Weiher können aber jederzeit für das Löschwasser genutzt werden."
Rainer Müller, Leiter der Eschenburger Gemeindewerke
Auch Wissenbach hat noch einen Brandweiher mit Wasser, auch wenn das Becken offiziell nicht mehr diese Funktion innehat. Im heißen und trockenen Sommer 1976 drohte er diese Rolle aus anderen Gründen zu verlieren. Viele Wissenbacher hatten den Weiher zur Bewässerung ihrer Gärten "regelrecht geplündert", wie es in einer früheren Rückschau der Feuerwehr heißt.
Das ist jetzt nur noch schwer möglich, weil das Gewässer eingezäunt ist und im Hochwasserschutz für das Dorf eine Rolle spielt - genau wie in Simmersbach, wo das Becken nun offiziell "Dorfweiher" heißt. "Die Weiher können aber jederzeit für das Löschwasser genutzt werden", sagt Rainer Müller, der Leiter der Eschenburger Gemeindewerke. So gebe es am Weiher in Wissenbach weiter ein installiertes Saugrohr für eine schnelle Entnahme.
"Die Feuerwehr weiß, wo etwas zu holen ist", sagt Eschenburgs Bürgermeister Götz Konrad (parteilos) und verweist auch auf den Brandweiher in Hirzenhain-Bahnhof. Die jüngsten Ereignisse hätten gezeigt, dass man über jeden Weiher froh sein müsse, aus dem Löschwasser entnommen werden könne.
Als im August 2009 ein Brandstifter oberhalb von Weidelbach aufgestapelte Wurzelstöcke angesteckt hatte, legte die Feuerwehr eine drei Kilometer lange Schlauchleitung bis zum Brandweiher des Dorfes, um eine stetige Löschwasserversorgung sicherzustellen.
"Grund für die Nutzung des Wassers aus dem Badeweiher Frohnhausen war ausschließlich, den Einsatz von kostbarem Trinkwasser als Löschwasser zu reduzieren."
Judith Muhlberg, Pressesprecherin des Lahn-Dill-Kreises
Der Lahn-Dill-Kreis macht in seiner Antwort auf eine Anfrage noch auf einen anderen Vorteil der Brandweiher aufmerksam: "Die Entnahme aus dem Badeweiher in Frohnhausen hatte zunächst keine Auswirkung auf die ausreichende Versorgung mit Löschwasser", berichtete Pressesprecherin Judith Muhlberg. "Löschwasser war über das Hydrantennetz der Stadt Dillenburg zu jeder Zeit sichergestellt. Grund für die Nutzung des Wassers aus dem Badeweiher Frohnhausen war ausschließlich, den Einsatz von kostbarem Trinkwasser als Löschwasser zu reduzieren."
Nach Informationen von mittelhessen.de war in Niederroßbach zeitweise die Entnahme von Löschwasser aus dem Hydrantennetz eingestellt worden, um die Trinkwasserversorgung in Nieder- und Oberroßbach nicht zu gefährden.
Eine Zweitnutzung der Weiher für den Hochwasserschutz schließt man beim Kreis aus: "Brandweiher können nicht zum Hochwasserschutz eingesetzt werden, da sie immer über genügend Löschwasser verfügen müssen", so Muhlberg. "Ebenso ist der Aufbau eines Brandweihers nicht für den Hochwasserschutz geeignet. Hochwasserrückhaltebecken haben eine andere Funktionsweise: Sie speichern das überschüssige Regenwasser und geben dieses zeitversetzt wieder in den Unterlauf des Gewässers ab."
Dass dies in der Praxis offenkundig sehr wohl funktioniert, beweisen die Eschenburger mit ihren Weihern in Simmersbach und Wissenbach.
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