Waldbrand: Feuer unter Kontrolle - Arbeit geht weiter

aus Wald- und Flächenbrände

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Blick aus der Luft: Als die Freiwillige Feuerwehr Dillenburg dieses Bild am Samstagnachmittag mit einer Drohne aufnahm, ging Kreisbrandinspektor Harald Stürtz von einem etwa 30 Hektar großen Waldbrand aus. Foto: Freiwillige Feuerwehr Dillenburg

Auf 34 Hektar hat sich das Feuer im Lahn-Dill-Kreis ausgebreitet. 1000 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Aktuell steht die Bekämpfung der Glutnester im Fokus.

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DILLENBURG-FROHNHAUSEN/ HAIGER-OBERROSSBACH. Auch am Sonntag, 14. August, beschäftigen die Folgen des großen Waldbrandes die Feuerwehren im Lahn-Dill-Kreis - und weit darüber hinaus. Die gute Nachricht: Mittlerweile hat die Feuerwehr die zwei Brände unter Kontrolle. Damit ist der Einsatz aber noch längst nicht vorbei.

Blick aus der Luft: Als die Freiwillige Feuerwehr Dillenburg dieses Bild am Samstagnachmittag mit einer Drohne aufnahm, ging Kreisbrandinspektor Harald Stürtz von einem etwa 30 Hektar großen Waldbrand aus.
Gespenstisch: Auf einer Fläche von insgesamt 34 Hektar brennt der Wald zwischen Frohnhausen und dem Roßbachtal.
Die Wege in dem betroffenen Waldgebiet sind eng.
Die nächsten Schritte, um das Feuer einzudämmen und zu löschen, werden genau besprochen, hier Haigers Stadtbrandinspektor Andreas Dilauro (Mitte).
Immer wieder brechen Bäume ab und erschweren so die Löscharbeiten.
Damit die Feuerwehrfahrzeuge mit den Wassercontainern nicht bis zum Hammerweiher fahren müssen, bringen Landwirte Wasser für den Frohnhäuser Badeweiher.

"Die Lage ist stabil. Aber wegen der Trockenheit ist alles dynamisch", berichtete Kreisbrandinspektor Harald Stürtz am Abend. Hilfreich sei, dass sich der Wind bisher in Grenzen halte. Der Wald brannte auf einer Fläche von 34 Hektar - also 340 000 Quadratmetern. Die Brände teilen sich auf 30 Hektar bei Frohnhausen und vier Hektar bei Niederroßbach auf.

Am Sonntag ging es vor allem um die Bekämpfung der Glutnester, sagte Nicole Zey, Sprecherin der Kreisverwaltung, schon am Mittag. Im Unterholz sei immer wieder Glut aufgetaucht. Insgesamt waren weit über 1000 Einsatzkräfte vor Ort, am Sonntag stets bis zu 400 Personen. Der Kreisbrandinspektor sprach mit Blick auf die nächsten Tage von einer "spannenden Woche". Er hoffe, dass auch die Arbeitgeber mitspielen.

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"Ich bin stolz und dankbar für die Arbeit unserer Feuerwehrfrauen und -männer, die für die Menschen hier eine knochenharte Arbeit leisten", betonte Landrat Wolfgang Schuster (SPD).

In Niederroßbach kam das Feuer Wohnhäusern gefährlich nahe. Die Feuerwehr war aber zügig zur Stelle und verhinderte ein Übergreifen der Flammen. Das Glück: Der zweite Brand wurde rechtzeitig entdeckt. "Das hätte auch anders ausgehen können, wenn die Einsatzkräfte nicht so schnell zur Stelle gewesen wären", hielt Kreis-Sprecherin Zey fest. Der Einsatz an dem steilen Hauberg sei enorm anstrengend für die Frauen und Männer.

Zweites Feuer am Samstag entdeckt

Die Wasserversorgung war derweil das große Thema am Sonntag: Der Wasserbedarf für die Löscharbeiten ist hoch. So wird Wasser aus dem Hammerweiher bei Steinbrücken entnommen. Landwirte aus der Region bringen dieses zum Badeweiher in Fronhausen, damit Löschfahrzeuge Zeit sparen können. Vor Ort leisten auch eine heimische Baufirma und Privatpersonen Unterstützung. Ein großes Augenmerk liege derzeit darauf, die Wasserversorgung stabil zu halten, heißt es aus der Kreisverwaltung. Teilweise brachten auch Hilfskräfte aus anderen Landkreisen Wasser mit. Auch Hessen Forst unterstütze die Feuerwehren, indem Schneisen in den Wald geschlagen werden.

Das Feuer hatte sich seit Freitag zügig ausgebreitet: Kurz nach der Alarmierung um 16.33 Uhr war die Rede von 1000 Quadratmetern Wald. Am späten Abend betrug die Fläche rund sieben Hektar. Am Samstagmorgen ging Kreisbrandinspektor Harald Stürtz bereits davon aus, dass sich die Brandstellen auf 30 Hektar verteilen. Diese Zahl wuchs dann auf 34 Hektar.

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Am Samstagvormittag entdeckte ein Hubschrauber beim Flug über den Wald ein weiteres Feuer: Dieser lag rund einen Kilometer von dem größeren Brand entfernt. Die Feuerwehr riet den Anwohnern in Niederroßbach, ihre Fenster und Türen geschlossen zu halten.

Für die Brandbekämpfer war der Einsatz eine große Herausforderung: Per Drohne, die zusätzlich mit einer Wärmebildkamera ausgestattet war, machte sich die Einsatzleitung zunächst ein Bild aus der Luft. Nachdem die Lage sondiert war, rückte die Feuerwehr in den Wald vor. Wind, der immer wieder Feuer entfachte, erschwerte die Arbeit.

Umgestürzte Bäume erschweren Arbeit

Auf dem Boden versperrten den Feuerwehrfahrzeugen umgestürzte Bäume den Weg. "Die Bäume brechen zusammen, weil die Substanz einfach nicht mehr da ist", sagte Kreisbrandinspektor Stürtz am Samstag in einem Video, das der Lahn-Dill-Kreis in sozialen Netzwerken verbreitete. "Das muss man sich vorstellen wie in einem Sturm, wenn die Bäume umfallen und kreuz und quer liegen. Nur mit dem Zusatz, dass sie brennend umfallen."

Appell: Menschen sollen Wasser sparen

Die Stadt Haiger rief die Menschen am Samstag auf, sparsam mit Trinkwasser umzugehen. "Wir setzen auf die Unterstützung unserer Bürger. Bitte sparen Sie Wasser, wo es nur geht - wir brauchen im Moment jede Menge Wasser, um das Feuer im Zaum zu halten", sagte Bürgermeister Mario Schramm (parteilos).

Die Thermik hatte am Freitag Funken bis in den Rhein-Sieg-Kreis gebracht, dort aber entgegen ersten Informationen keine Vegetationsbrände ausgelöst.

Zu sehen waren die riesigen Rauchwolken überall in der Region. Vor Ort waren Einsatzabteilungen der Wehren aus dem ganzen Lahn-Dill-Kreis. Unterstützung erhielten sie auch von Feuerwehren aus den Kreisen Gießen, Limburg-Weilburg und Marburg-Biedenkopf sowie dem Vogelsbergkreis. Selbst aus dem 105 Kilometer entfernten Städtchen Schlitz war ein Katastrophenschutzzug vor Ort. Ein Löschhubschrauber der hessischen Polizei aus Egelsbach bekämpfte die Glutnester aus der Luft.

Auch zwei Hubschrauber der Bundespolizei sind im Einsatz. Wie diese mitteilte, sei ein Betreten eines Waldabschnitts bei Niederroßbach aus Sicherheitsgründen für die Feuerwehr nicht möglich. Die Brandbekämpfung war dort zunächst nur aus der Luft möglich. Ziel sei es, "eine Brandausbreitung auf die Wohnbebauung zu verhindern und damit die ansonsten erforderliche Evakuierung von Teilen der Ortschaft Haiger-Niederroßbach zu vermeiden", so die Bundespolizei.

Das Technische Hilfswerk (THW) war im Schichtbetrieb im Einsatz: Nachts leuchteten die Helfer mit Flutlicht die Brandschneisen aus. Außerdem versorgten sie die Feuerwehr-Fahrzeuge und -Pumpen durch zwei mobile Tankstellen mit Kraftstoff - und halfen beim Aufbau und Betrieb von drei Wasserbehältern, um Löschwasser zwischenzulagern. Traten technische Probleme auf, war der THW zur Stelle.

Vielleicht am besten brachte das Wochenende ein Facebook-Beitrag der Oranienstadt Dillenburg auf den Punkt. In diesem hieß es: "Der kräftezehrende Einsatz erfordert einen großen Einsatz von Material und Personal."