Am 5. Februar ist bei Edingen ein Tier fotografiert worden, das als Wolf die Runde machte. Den Experten vom Wolfszentrum Hessen fehlen jedoch wichtige Erkennungsmerkmale.
Sinn-Edingen. Am 5. Februar ist ein bisher unbekanntes Tier von einer Wildkamera an einer Wildschweinkirrung (Lockfütterung) im Wald bei Edingen fotografiert worden. Das eine Woche später eingeschaltete Wolfszentrum Hessen bezweifelt, dass es sich dabei um einen Wolf handelt. Die Fachleute Susanne Jokisch und Annika Ploenes erläutern, worauf zu achten ist.
Vorweg: Das Foto aus Edingen zeigt ein hundeähnliches Tier mit sehr großen Ohren. Diese waren als Erstes auch Susanne Jokisch aufgefallen. Sie ist Biologin beim Wolfszentrum Hessen, das beim Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) angesiedelt ist. „Das sind richtige Segelohren“, sagt sie zu den spitzen, eng zusammenstehenden Ohren des abgelichteten Vierbeiners. Ihre Einschätzung dazu: „Solche Ohren sind nicht wolfstypisch.“
Sie weist darauf hin, dass es in Deutschland Hunderassen gebe, die extra so gezüchtet würden, dass sie aussehen wie ein Wolf. Der Tschechische Wolfshund sei solch eine Art.
Zu 100 Prozent will Jokisch aber nicht ausschließen, dass es sich bei dem Tier, das in Edingen fotografiert wurde, doch um einen Wolf handelt. Eine seriöse Bewertung, die den bundesweiten Monitoringstandards entsprechen würde, könne hier aber nicht vorgenommen werden. Der Grund dafür: „Es ist kein eindeutiges Foto.“ Dies fordern aber die Standards, nach denen ein Tier als Wolf identifiziert wird.
Kein eindeutiges Foto aus Edingen
Es gibt dafür drei Kategorien: Der sichere Nachweis eines Wolfs ist nur über eine DNA-Analyse oder ein eindeutiges Foto möglich. Im Edinger Fall ist das Tier nur direkt von vorne zu sehen. „Wir müssen die Färbung, den Kopf, die Seite, die Proportionen und den Schwanz beurteilen und schauen, ob der Sattelfleck vorhanden ist“, sagt die Biologin: „Dies alles ist auf dem vorliegenden Foto nicht zu erkennen.“
Die zweite Kategorie bezieht sich auf von Experten bestätigte Spuren. Dabei handelt es sich um Pfotenabdrücke. Sie werden vermessen und das Laufverhalten des Tieres, zu dem sie gehören, wird über eine Strecke von zwei Kilometern angeschaut. Der Abdruck allein reiche jedoch nicht.
Für seriöse Analyse fehlen einige Faktoren
„Der Abdruck eines Wolfes und der eines Hundes sind nicht zu unterscheiden, aber sie unterscheiden sich durch ihr Laufverhalten“, erläutert die Biologin vom Wolfszentrum. Während ein Wolf geradeaus läuft, bleibt der Hund auf einer zwei Kilometer langen Strecke öfter mal stehen, geht Kreise und hin und her. Bei Kategorie drei handelt es sich um Sichtungen ohne Foto, die nicht verifizierbar sind.
Um das Tier auf dem Foto aus dem Wald bei Edingen seriös analysieren zu können, würden weitere Faktoren fehlen. Annika Ploenes, die beim Wolfszentrum für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, vermisst außer einer weiteren Aufnahme, die das Tier von der Seite zeigt, auch eine genaue Standortangabe. „Der Standort muss bestätigt werden. Dafür macht ein Experte ein Foto aus derselben Perspektive“, ergänzt Jokisch.
Meldungen bleiben im System des Wolfszentrums
Entscheidend ist zudem die Qualität des Bildes, auf dem das Tier zu sehen ist. Angegeben werden müssten auch die Umstände der Beobachtung, also beispielsweise die Sichtverhältnisse. Meldungen, bei denen sich herausstellt, dass es sich nicht um einen Wolf handelt, bleiben im System des Wolfszentrums.