Spektakuläre Rettung in Dutenhofen: Thomas Poetsch, Vorsitzender des Imkervereins Wetzlar, hat ein Bienenvolk von einem Dachgiebel gerettet. Warum die Bienen dort ausharrten.
Wetzlar-Dutenhofen. „Unsere Nachbarin hat den Imkerverein angerufen“, erzählt die Bewohnerin des Hauses. Schon vor zwei Wochen war Poetsch mit einer Leiter die etwa zehn Meter bis zum Giebel hoch geklettert. Dabei hatte er die Waben von einem Balken gelöst und in einem Kasten herunter auf den Gehweg geholt. „Damals hatte ich auch eine Königin geborgen“, schildert Poetsch. Er war sich sicher, dass damit die Situation geklärt sei. Doch es kam anders.
Mit einem Hubwagen geht’s bis ans Nest
Erneut wurde der Imkerverein um Hilfe gebeten. Rund 1000 Bienen haben sich erneut an dem Balken angesiedelt. Schon früh am Morgen, kurz nach 7 Uhr, ist Imker Poetsch mit seinem Kollegen Björn Theiß gekommen. „Wir wollen das Bienenvolk einfangen, bevor die Tiere ausschwärmen, um Blütenstaub zu sammeln“.
Um das Bienenvolk zu erreichen, stellt die enwag einen Hubwagen zur Verfügung. Weil der Giebel an einem Haus in der Durchgangsstraße von Dutenhofen liegt, kann der Hubwagen nicht direkt unter dem Gebäude parken. Busse und Lastwagen brauchen den Platz, um eine Kurve zu durchfahren. Also wird der Lkw beim Nachbarhaus geparkt, gesichert und dann steigen Poetsch und Theiß in den Hubsteiger. Es fehlen nur etwa 1,50 Meter Abstand, um die Bienen zu erreichen. Dann sperrt der Hubwagen die Fahrt in die Höhe. Der ausgefahrene Arm des Hubwagens meldet, dass ein weiteres Ausfahren gefährlich sein könnte. Deshalb müssen die Imker wieder zurück auf den Boden. Der enwag-Lastwagen wird noch zwei Meter näher an die Einsatzstelle gefahren. Dann geht es für die in Schutzanzüge gehüllten Imker erneut hoch an den Giebel. Jetzt reicht der Hubwagenarm bis an das Nest. Poetsch besprüht die Bienen mit Wasser, um sie vor dem Wegfliegen zu hindern. Dann löst er beherzt die neu entstandene Bienenwabe vom Balken und verfrachtete sie mit Bienen in eine mitgebrachte Kiste.
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Zusätzlich nimmt er einen Handfeger und verbringt am Balken und auf dem Dach sitzende Bienen in eine Schüssel. „Die Bienen sind teilweise unter den Dachziegeln, so dass wir nicht alle mitnehmen konnten“, erzählt Poetsch nach erfolgreichem Einsatz. Rund eine Stunde dauert die Aktion. „Vermutlich gibt es eine zweite Königin“, erklärt Poetsch die neuerliche Besiedlung des Gebäudes.
Am Boden angekommen, stenzeln die Bienen, also wedeln mit den Flügeln, um anderen Bienen anzuzeigen, wo die Königin jetzt zu finden ist. Dabei verbreiteten sie den Duft der Königin. Einige der Tiere erkennen das Zeichen und kommen noch in den Bienenkasten. „Wenn der Duft der Königin am Dachgiebel nachlässt, suchen sich die noch verbliebenen Bienen einen neuen Bienenstock“, erläutert der Imkervereins-Vorsitzende.
Täglich melden sich Bürger beim Imkerverein
Die geretteten Bienen finden eine Zukunft bei Familie Poetsch in Oberbiel. Der 70-Jährige und seine Frau Christiane betreiben seit 1995 das Imker-Hobby und haben zusammen 18 Völker. Theiß ist erst seit diesem Jahr Imker mit neun Völkern. Allerdings hat er schon einige Erfahrungen als Gartengestalter mit den nützlichen Honigproduzenten. Auch er hat schon in Gärten Bienenvölker gerettet. Trotz seines Schutzanzuges haben sich bei dem Einsatz in Dutenhofen drei Bienen unter die Kleidung verirrt. Passiert ist ihm dennoch nichts.
„Derzeit haben wir fast täglich Anrufe von Hausbesitzern wegen Bienen. Wegen der aufkommenden Wärme sind die Bienen besonders aktiv. Bienenrettung ist derzeit das Thema“, schildert Poetsch, der Vorsitzender von 160 Imkern im Südkreis ist.