543 Kilometer auf zwei Rädern an einem Tag für den guten Zweck: Das haben sich Palliativmediziner Johannes Hafer und zwei seiner Freunde vorgenommen. Das Ziel ist sportlich.
. Wetzlar. Achtmal 68 Kilometer, 4500 Höhenmeter, 24 Stunden - eine große Herausforderung liegt vor Johannes Hafer, Frank Ottofülling und Robert Christ. Die drei Freunde ziehen vom 10. auf den 11. Juli ihr ganz persönliches Radrennen durch und wollen damit auf die Arbeit des Hospizes Mittelhessen aufmerksam machen.
Als Palliativmediziner ist Johannes Hafer bereits seit der Gründung des Hospizes im Jahr 2004 einer von zwei Ärzten, die die medizinische Versorgung im Haus sicherstellen. Beim Radfahren findet der 53-Jährige einen Ausgleich zu seinem Beruf, und das ziemlich professionell. Seine Freunde Frank Ottofülling und Robert Christ tun es ihm gleich. Zu dritt wollten sie bereits im Juni am Radrennen "Trondheim - Oslo" teilnehmen - ein gefürchteter Klassiker unter den Radfahrern. Doch wegen Corona blieb ihnen nichts anderes übrig, als auf die Tour durch Norwegen zu verzichten.
Kurzum musste eine Planänderung her - und die war schnell gefunden: "Wir haben uns überlegt, die 543 Kilometer entsprechend dem norwegischen Original nach Mittelhessen zu verlegen und sie mit einem Sponsoring zugunsten des Hospizes zu verbinden", schildert Hafer das Vorgehen. Noch neun Tage bleiben ihm und seinen Freunden, ehe sie sich einmal rund um die Uhr aufs Rad setzen und unermüdlich in die Pedale treten. Die gesamte Strecke wollen sie im Pulk absolvieren, ein Begleitfahrzeug versorgt die Sportler unter anderem mit Verpflegung und hat Ersatzräder für mögliche Pannen an Bord.
Auch Hospizleiterin Monika Stumpf und ihre Stellvertreterin Stephanie Wagner werden die Begleitung für mehrere Stunden übernehmen. Sie sind dankbar, dass sich ihr Kollege Johannes Hafer und seine Kumpanen das "Projekt 54321" vorgenommen haben: "Im vergangenen Jahr haben die Arbeiten an unserem Erweiterungsbau begonnen, womit vor allem vier Tageshospizplätze realisiert werden sollen. Die Baumaßnahme kostet insgesamt 3,8 Millionen Euro. Doch noch ist sie nicht ganz finanziert", schildert Monika Stumpf. Sie freut sich über jeden Euro, mit dem die Bevölkerung das Vorhaben der Radfahrer unterstützt. Möglich seien ein Betrag pro gefahrenem Kilometer, aber auch eine beliebige Summe.
Ob sie die "543 Kilometer auf zwei Rädern an einem Tag" auch tatsächlich schaffen, wird schließlich der 11. Juli zeigen: "Wir wollen nachmittags zurück am Hospiz sein und sind optimistisch, dass wir unser Vorhaben auch schaffen", sagt Hafer, "trotzdem ist die Strecke eine große Herausforderung und nur mit viel Training möglich. Natürlich sind auch Krämpfe oder Stürze nicht ausgeschlossen, aber davon wollen wir jetzt nicht ausgehen."
Los geht es am 10. Juli am Haus Emmaus in Wetzlar. In Garbenheim begibt sich das Team auf den Rundkurs über Dutenhofen nach Großen-Linden, Langgöns, Waldsolms, Braunfels, Solms und Steindorf zurück nach Garbenheim, wo die zweite Runde startet.
Für Palliativmediziner Hafer ist es eine Herzensangelegenheit, auf diese Weise möglichst viele Gelder für den Erweiterungsbau zu generieren. Schließlich betreut er im Hospiz bereits seit 16 Jahren schwerstkranke Menschen auf ihrem letzten Lebensabschnitt. Dass ihn seine beiden Freunde dabei unterstützen, freut den 53-Jährigen einmal mehr: "Wir können so gemeinsam auf die Wichtigkeit des Hospizes für die Region aufmerksam machen und den Neubau finanziell unterstützen", fasst Johannes Hafer das Ziel der Tour zusammen.
Und das freut auch Monika Stumpf: "Dass unsere Hospizgäste ab kommendem Sommer hier auch tagesweise betreut werden können, ist eine wichtige Option für die Kranken und ihre Angehörigen. Schön, dass solch ein Vorhaben durch diese sportliche Aktion untermauert wird."
Von Manuela Jung