Das Logenhaus am Goldfischteich

aus (Er)kennen Sie Wetzlar?

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Bis auf die nach einem Brand im Jahr 1975 veränderte Dachkonstruktion optisch kaum verändert, präsentiert sich das Wetzlarer Logenhaus heute. Erbaut wurde das geschichtsträchtige Gebäude 1910/11. Fotos: Sammlung Günter Czybik/Hans-Georg Waldschmidt

Zu den architektonisch markantesten und geschichtlich interessantesten Gebäuden in Wetzlar gehört das Haus der Freimaurerloge „Wilhelm zu den drei Helmen“ und der...

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WETZLAR. Zu den architektonisch markantesten und geschichtlich interessantesten Gebäuden in Wetzlar gehört das Haus der Freimaurerloge „Wilhelm zu den drei Helmen“ und der Frauenloge „Unter dem Regenbogen“ zwischen Brühlsbachstraße und Goldfischteich. Das Haus war Motiv einer historischen Postkarte und der Folge 858 von „(Er)kennen Sie Wetzlar?“. Die Resonanz unserer Rätselfreunde war wieder erfreulich groß – es gab nur eine falsche Lösung (Minneburg). Lesen Sie einige interessante Ausschnitte aus den Zusendungen.

Holger Ströhmann: „Bei dem gezeigten Gebäude handelt es sich um das Haus der Freimaurerloge ‚Wilhelm zu den drei Helmen‘ in der Brühlsbachstraße neben dem Goldfischteich, das 1910/11 erbaut wurde.

Nachdem in der Nazizeit die Freimaurerlogen aufgelöst, verboten und enteignet wurden, fiel das Gebäude 1934 an die Stadt Wetzlar. Zeitweise war hier wohl eine Art Gastronomiebetrieb untergebracht und die Räumlichkeiten konnten für Veranstaltungen genutzt werden. So fand die Schulabschlussfeier meiner Mutter im Jahr 1954 hier statt. Nach einem Brand im Dachstuhl 1975 wurde das Haus wieder aufgebaut. Die Freimaurerloge nahm das Gebäude 1949 wieder in Besitz und nutzt es seither wieder entsprechend dem ursprünglichen Zweck als Versammlungshaus.“

Margot Werner: „Die Loge wurde 1767 in Wetzlar gegründet. Der Bund ist kein Geheimbund, sondern ein diskreter, verschwiegener Bund. Die Ziele sind eine gute Basis, Konflikte auf einer gewaltfreien, toleranten, respektvollen Ebene zu lösen.“

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Klaus Neumann: „Eine persönliche Erinnerung habe ich an dieses Haus aus meiner Jugendzeit. Zwei meiner Schulfreunde hatten sich zur Tanzschule Eichhorn aus Gießen angemeldet. Sie machten mir Mut und ich meldete mich auch an. Der Tanzunterricht fand im Saal des Logenhauses statt. Meine Eltern verboten mir die Tanzschule und da ich noch nicht volljährig war (21 Jahre), musste ich dem Unterricht leider fern bleiben. Das Ganze hat sich 1959 ereignet.“

Christian Hölscher: „Das Haus steht unter Denkmalschutz. Es wurde auf dem ehemaligen Gartengrundstück des Mitgliedes Fritz Lehr erbaut, dem Sohn des Ehrenbürgers der Stadt Wetzlar, dem Bildhauer Christian Lehr. Der Architekt und Stadtbaumeister war das Logenmitglied Krieger.

Die Gesamtkosten betrugen einschließlich des Bauplatzes 85 070 Reichsmark. Die Mitglieder der Loge engagierten sich beim Bau des Logenhauses. So spendete Wilhelm Cloos aus seinem Steinbruch in Nidderau den in Wetzlar einmalig verbauten vulkanischen Tuff. 1975 brach ein Feuer unter dem Dach aus und dadurch brannte das Türmchen über dem Eingang ab und wurde im alten Stil aus Sicherheitsgründen nicht wieder aufgebaut, sondern es entstand nur eine verkürzte Turmform. In den vulkanischen Tuff aus Nidderau als Baustein sind eine Reihe freimaurerischer Symbole in Reliefs herausgearbeitet, auch an der Treppe am Hauseingang und über der Eingangstür sind freimaurerische Symbole angebracht.“

Franz Rauner: „Die Wetzlarer Freimaurerloge wurde 1767 überwiegend von Angehörigen des Reichskammergerichts und weiterer Advokaten in der Zuckergasse gegründet. Am 8. Oktober 1911 ist dann das wunderschöne Jugendstil-Gebäude mit einem Stiftungsfest samt Tempelweihe eröffnet worden. Der Architekt war der Stadtbaumeister Krieger, der selbst Mitglied der Loge war.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten mussten die Freimaurer 1934 ihr Wirken einstellen. Aufgrund finanziell schikanöser Forderungen musste das Haus verkauft werden und die Gestapo beschlagnahme das Logenmobiliar. Erst 1947 gelang es, die Loge neu zu beleben. Aber 1975 zerstörte ein Brand große Teile des Interieurs. In diesem Haus war in den Fünfzigerjahren auch das ,Restaurant am Goldfischteich‘ und von 1962 bis 1983 wurde ein Saal an den Schwarz-Rot-Tanzklub vermietet.“

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Unsere Buchgewinner sind heute Oswald Plitsch aus Butzbach, Karlfred Bernhardt aus Lahnau und Sylvia König aus Gießen. Folge 859 von „(Er)kennen Sie Wetzlar?“ erscheint am Samstag, 12. Dezember.

Von Hans-Georg Waldschmidt