Ehrenamtliche Retter: Was bewegt junge Menschen dazu?

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Den Ernstfall proben: Schulsanitäter haben in ihrer Ausbildung auch Erste-Hilfe-Schulungen. Symbolfoto: wellphoto/stock.adobe

Die Freizeit damit verbringen, anderen Menschen zu helfen. Für Robin Langer und Fabian Kühn von den Wetzlarer Maltesern ist das mehr als ein Hobby. Warum, erzählen sie im Gespräch.

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WETZLAR/LAHN-DILL-KREIS. Junge Menschen, die sich beim Malteser Hilfsdienst Wetzlar/Lahn-Dill ehrenamtlich engagieren - das klingt erst einmal abstrakt. Es braucht Gesichter, die hinter diesem Ehrenamt stecken, um zu verstehen, was das wirklich bedeutet. Was treibt junge Menschen an, freiwillig zu helfen? Und auf was kommt es beim Ehrenamt an? Robin Langer (24) vom Katastrophenschutz und Fabian Kühn (15) vom Schulsanitätsdienst an der Gutenberg-Schule in Ehringshausen sind zwei solche junge ehrenamtliche Helfer. Wir haben mit ihnen gesprochen.

Wie seid ihr zum Ehrenamt gekommen? Kühn: Ich bin jetzt seit etwa drei Jahren im Schulsanitätsdienst. Im Grunde kam das daher, dass ich mich auch vorher schon ein bisschen in diese Richtung interessiert und durch den medizinischen Hintergrund in der Familie auch schon ein bisschen Erfahrungen habe. Mich hat der Schulsanitätsdienst interessiert und ich wollte da was lernen. Zu Beginn des Schuljahres hatte ich dafür die AG gewählt und mich entsprechend für die nebenschulische Aktivität des Schulsanitätsdienstes entschieden.

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Langer: Offiziell Mitglied bei den Maltesern bin ich seit 2012. Ich bin auch über den Schulsanitätsdienst dazu gekommen, das war vor rund zehn Jahren, da war ich in der achten Klasse. Damals hatte ich mich gemeinsam mit Schulfreunden dafür eingeschrieben. Es hat mir dann so gut gefallen, dass ich bei den Maltesern hängen geblieben bin, also anschließend in die Malteser Jugend eingetreten bin, in der ich dann auch ein paar Jahre verbracht habe. Mit 16 Jahren bin ich dann in den ehrenamtlichen Einsatzdienst gewechselt.

Welche Ausbildung musstet ihr durchlaufen? Kühn: Meine Ausbildung wurde seit Corona leider immer wieder unterbrochen. Sie findet im schulischen Rahmen, also in der AG, statt.

Langer: Zunächst die Schulsanitätsausbildung und mit 16 Jahren in der Einsatzabteilung die Grundausbildung im ehrenamtlichen Bereich. Ich bin da dann über die Jahre immer weiter vorangeschritten, habe Erfahrungen gesammelt, Lehrgänge gemacht und bin jetzt mittlerweile Zugführer des Sanitätszugs. Hauptberuflich bin ich Notfallsanitäter bei den Maltesern.

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Was schätzt Ihr am Ehrenamt? Kühn: Mir macht vor allem die Interaktion mit den Menschen Spaß und auch, dass man ein gutes Gefühl bekommt, wenn man anderen Menschen geholfen hat. Die Hilfeleistung steht schon im Vordergrund.

Langer: Angefangen hatte es, dass man mit Freunden unterwegs war und dadurch einen festen Treffpunkt hatte. Dazu kam schnell der soziale Aspekt, dass man Leuten helfen kann, und im weiteren Verlauf kam noch das Medizinische dazu. Im Endeffekt ist es ein Zusammenspiel aus allem, wobei der Zusammenhalt mit dem Team, den man erlebt, besonders Spaß macht.

Was müssen Menschen mitbringen, die sich ebenfalls engagieren wollen? Kühn: Um beim Schulsanitätsdienst mitzumachen, muss man sich auf jeden Fall etwas länger mit Menschen beschäftigen können und muss auch Sachen deutlich erklären können. Willensstärke und vor allem auch Lust darauf sind nötig. Berührungsängste wären eher hinderlich, können aber auch mit der Zeit abgebaut werden.

Langer: Im Katastrophenschutz ist das ähnlich. Eine gewisse soziale Kompetenz darf nicht fehlen, wobei man die natürlich auch erlernen kann und die sich auch im Verlauf der Tätigkeit stärkt. Keine Angst vor direktem Kontakt mit Menschen und ein gewisser Zeiteinsatz, den man einbringen kann - aber auch das ist individuell gestaltbar im Ehrenamt. Vorwissen braucht man keins und es wird auch immer geschaut, was zu wem passt. Wenn man zum Beispiel kein Blut sehen kann, kann man zum Beispiel auch betreuende Funktionen im Katastrophenschutz übernehmen.

Was hat sich seit Corona im Schulsanitätsdienst verändert? Kühn: Der Schulsanitätsdienst geht an sich ganz normal weiter. Es ist nur ein bisschen schwerer dadurch, dass alle Masken tragen müssen - das nervt schon mit der Zeit. Ansonsten achten wir darauf, dass wir niemanden anfassen, wenn es zum Beispiel nur ums Kühlen geht, sondern wenn wir die Menschen berühren, dann ist es auch etwas dementsprechend Ernstes. Je nach Hygieneregeln werden auch die praktischen Übungen reduziert oder in fest bestehenden Zweierteams gemacht.

Legt sich die Aufregung mit der Zeit? Kühn: Wir, das sind zehn Sanitäter bei rund tausend Schülern, werden momentan über das Handy ausgerufen. Die ersten Male hat sich schon Aufregung eingestellt, aber mit der Zeit legt sich das.

Was wollt ihr in Zukunft mit dem Ehrenamt erreichen oder erleben? Kühn: Dass ich das Soziale noch mehr lerne, also mit Menschen umzugehen. Dass man anderen Leuten hilft, das fühlt sich auch wie eine Aufgabe an.

Langer: Für mich ist das Ehrenamt wie eine Gemeinschaft, in der jeder seine individuellen Stärken hat, die er einbringen kann und die dann zum übergeordneten Ziel führen: die Versorgung des Patienten beziehungsweise der Schutz des Allgemeinwohls. Dazu möchte ich meinen Teil auch in Zukunft beisteuern.