Völlig eskaliert ist die Situation nach einer Party im Wetzlarer Dillfeld: Als die Polizei die Feier mit 500 Besuchern beenden wollte, sollen Steine und Flaschen geflogen sein.
WETZLAR. Im Wetzlarer Dillfeld hat die Polizei eine Party mit rund 500 Teilnehmern aufgelöst. Die Beamten wurden dabei am frühen Samstagmorgen zum Teil mit Flaschen und Steinen beworfen. Sie setzten Pfefferspray und Schlagstöcke gegen die Angreifer ein.
Durch einen 19-Jährigen, der am späten Freitagabend mit einer Stichwunde beim Ärztlichen Bereitschaftsdienst in Wetzlar aufschlug, wurde die Polizei auf die Party aufmerksam. Der Mann erklärte laut Polizei, dass er eine Feier in einer Party-Location im Dillfeld besucht hatte. Es sei zu einem Streit mit einer Gruppe von etwa zehn Personen gekommen. Ein Unbekannter stach ihm dabei mit einem Messer in den Rücken. Der nicht lebensbedrohlich verletzte 19-Jährige kam zur Beobachtung ins Krankenhaus.
Im Dillfeld traf die Polizei auf einen 19-Jähriger aus Schöffengrund, der sich als Veranstalter der privaten Feier ausgab. Im Inneren hielten sich geschätzt 500, überwiegend Heranwachsende und augenscheinlich stark alkoholisierte Personen auf. Als Sicherheitsdienst benannte der junge Mann Freunde von Bekannten. Bereits vor dem Eingang mussten Polizisten körperliche Auseinandersetzungen unter Betrunkenen beenden. Da Veranstalter den sicheren Verlauf nicht sicherstellen konnte, beendete er die Feier, so die Polizei.
Sicherheit nicht gegeben: Veranstalter löst Party auf
Da eskalierte die Situation erst richtig. Als die Musik aus war, strömten die Gäste nach draußen. Die Polizei spricht von einer "aggressiven Menschenmenge". Beamte seien teilweise körperlich angegriffen worden. Sie setzten Pfefferspray und Schlagstöcke ein, mussten sich jedoch zunächst zurückziehen, bis Verstärkung aus dem Lahn-Dill-Kreis, aus Gießen, der Wetterau und von der Bundespolizei in Gießen eintraf. Insgesamt waren 17 Streifen im Einsatz. Mit Lautsprecherdurchsagen wurden die Partygäste aufgefordert, zu gehen. Eine Gruppe von 50 bis 60 Personen habe dies ignoriert, so die Polizei. Als die Gruppe in Richtung eines Baumarktes abgedrängt werden sollte, flogen vereinzelt Flaschen und Steine in Richtung der Polizeikräfte. Nach dem erneuten Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken löste sich diese Gruppe auf.
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Die Polizei zeigte sich "bestürzt ob der ihnen entgegengebrachten Gewalt und Aggressivität". Beamte wurden nicht verletzt. Aus der Gruppe der Angreifer wurden der Polizei keine Verletzten gemeldet.
Zwei 17 und 19 Jahre alte Männer mussten im Gewahrsam ausgenüchtert werden. Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung sowie wegen Verdachts des Landfriedensbruches. Der Fokus der Ermittlungen liegt nun darauf, die Identitäten der Angreifer herauszufinden.
Party bei der Stadt nicht angemeldet
Geklärt werden muss auch, ob es sich tatsächlich um eine private Feier handelte und ob möglicherweise gegen Corona-Vorschriften verstoßen wurde. Der Veranstalter hatte gegenüber der Polizei angegeben, dass nur geladene Gäste Zutritt hätten. Allerdings musste am Eingang Eintritt gezahlt werden und an der Theke wurden Getränke verkauft. "Das riecht nach einer gewerblichen Veranstaltung", erklärte Polizei-Pressesprecher Guido Rehr auf Nachfrage.
Die Party war bei der Stadt nicht angemeldet worden, sagte Pressesprecher Eckhard Nickig. Die Stadt prüft daher ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen den Veranstalter. Sollte sich herausstellen, dass es eine gewerbliche Veranstaltung war, hätte ab 25 Teilnehmern ein Abstands- und Hygienekonzept vorlegt werden müssen, so Nickig. Bei mehr als 500 Personen in geschlossenen Räumen wäre die Genehmigung des Gesundheitsamtes nötig.
Die Ermittler suchen Zeugen zu dem Messerangriff auf den 19-Jährigen. Der Täter trug ein schwarzes T-Shirt, war klein und schmächtig und hatte einen Drei-Tage-Bart. Hinweise nimmt die Wetzlarer Polizei unter Telefon 06 41-9180 entgegen.
Von Olivia Heß