Frank & frei

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Mein AdventsgedichtWenn überall in unsrem Städtchen funkelnd helle Lichter strahlenUnd Eltern in geschmückten Lädchen Geschenke mit EC-Card zahlenWenn Opa heimlich schnell...

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. Mein Adventsgedicht

Wenn überall in unsrem Städtchen funkelnd helle Lichter strahlenUnd Eltern in geschmückten Lädchen Geschenke mit EC-Card zahlenWenn Opa heimlich schnell verschlingt die letzten Schoko-OstereierUnd Papa widerwillig singt "Last Christmas" auf der Weihnachtsfeier

Wenn selbst der böse Nachbar hängt sich Tannenzapfen an den GiebelWenn im Adventsdorf Mama drängt: "Noch’n Punsch und mir wird übel" Wenn Du beim Einkauf wirst berieselt mit weihnachtlicher Popmusik Und manche Ehe heftig kriselt weil am Christbaum fehlt ein Stück Dann wird auch dem übelsten Miesmacher klar: Weihnacht ist nah, Weihnacht ist nah.

Wenn unser Kreis ist wohlgerüstet mit neuem Haus in voller Pracht Und’s Stadtmarketing sich laut brüstet wenn der Tourist am Domplatz lacht Wenn Chefs samt ihren Büroleuten schnallen sich die Kufen an Und grölend, während Glocken läuten stolpern auf die Schlittschuhbahn Wenn selbst der spröde Einkaufsleiter nach vier Glühwein ist entspannt Und nähert sich nun immer weiter der Sekretärin mit der Hand

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Wenn’s Kinderauge froh erblickt die Auslagen im Kaufmannsladen Und von zu Hause schnell anklickt im Internet die guten Gaben Dann weiß auch der Kaufmann vor Ort: Alles klar, Weihnacht ist nah, Weihnacht ist nah.

Wenn die Familie nun erscheinet bei Krippenspiel und Chorkonzert Und Großmama ein Tränchen weinet singt der Enkel unbeschwert Wenn jeder, will er oder nicht zu Lebkuchen nun wird gezwungen Als wär’s des Christen erste Pflicht die Dinger werden bald verschlungen Wenn wieder mal sich stellt die Frage "Zu wem geh’n wir zu welchem Essen am ersten Weihnachtsfeiertage" und bitte Oma nicht vergessen Wenn die Gardinen sind gereinigt das Klavier ist sauber gemacht Und’s Töchterlein nun wird gepeinigt "Du übst jetzt endlich ,Stille Nacht‘" Und gehst zum Klavierlehrer bis Januar Weihnacht ist nah, Weihnacht ist nah

Epilog: Doch in der Domstadt bald erblasset Kummer, Harm und Missetat Denn nur drei Leute noch umfasset der hauptamtliche Magistrat Wagner, Semler und Kortlüke ja, so werden sie genannt Die mit gütig-strengem Blicke führ’n die Stadt mit fester Hand Drum wenn ihr seht beim Krippenspiel Caspar, Melchior Balthasar Dann freut euch, Wetzlars Christen viel seid eures Glückes stets gewahr Denn wie es einst ward aufgeschrieben und wurd erzählt zweitausend Jahr

So ist’s in Wetzlar nun geblieben seit Dette Pensionär nun war Und selbst die vielen guten Gaben die man den Heil’gen einst erbat Wir hier bei uns empfangen haben von uns’rem edlen Magistrat "Gold", das wird hier streng gehortet in der städt’schen Kämmerei "Weihrauch" man bisweilen ortet zieht man der Studie Rat herbei "Myrrhe" letztlich soll nun heilen was dereinst erkranket war Drum Magistrat, du sollst verweilen Kommunalwahl ist im nächsten Jahr

Dies schreibt frank & frei

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Ihr

Frank Mignon