Liebe Leserinnen und Leser,heute beginnt auch in der Rathaus-Kantine das neue Jahr:"Mahlzeit!" "Mahlzeit!" "Und? Gut ins neue Jahr gekommen?" "Alles prima. Und sie?"...
. Liebe Leserinnen und Leser,
heute beginnt auch in der Rathaus-Kantine das neue Jahr:
"Mahlzeit!" "Mahlzeit!" "Und? Gut ins neue Jahr gekommen?" "Alles prima. Und sie?" "Ebenso." (beiden schauen eine Weile wortlos auf ihre Teller) "Wir hatten uns auch schon mal mehr zu sagen." "Sie hören sich schon an wie meine Frau. Aber man verbringt ja rein statistisch gesehen mehr Zeit am Arbeitsplatz als zu Hause." "Also: Augen auf bei der Berufswahl." "Unser Sohn geht ja auch schon bald von der Schule ab. Meine Frau hilft ihm gerade bei der Berufswahl. Was würden sie ihm raten?" "Such dir einen sicheren Job, bei dem du ein schickes schnelles Auto fahren kannst und die Leute Respekt vor dir haben, wenn du erscheinst." "Das habe ich ihm auch gesagt, aber das Ordnungsamt braucht im Moment keine Leute." (beide lachen) "Obwohl ja die Mercedes-Dienstwagen auch den anderen Ämtern zur Verfügung stehen." "Ich stelle mir vor, wie sich das Sozialamt mit dem Standesamt streitet, wer in dieser Woche den Schlüssel für einen der Mercedes-Geländewagen bekommt." "Wunderbar. Und wenn dann die Kämmerei angesprochen wird, ob sie auch mal Mercedes fahren will, sagt die Amtsleiterin: "Wir sind doch nicht das Sozialamt." (beide lachen) "Übrigens haben die Fahrzeuge sogar Allradantrieb, damit man auch dann weiter kommt, wenn es mal holprig wird." "Dann sollte sich die Wetzlarer CDU mal ganz schnell Prospektmaterial von diesen Dingern kommen lassen." "Das muss für einen Konservativen aus besserem Hause eine echte Demütigung sein: Da verbringt man Jahre damit, sich gemäß seiner Stellung in der feinen Wetzlarer Stadtgesellschaft zu verhalten, geht in die richtigen Vereine, hat den richtigen Beruf und sogar einen Dienstwagen. Und dann überholt dich am Karl-Kellner-Ring ein Mitarbeiter der Stadtreinigung im Allrad-Mercedes." (beide prusten vor Lachen) "Na dann: Mahlzeit!"
"Mahlzeit! Haben Sie es auch gelesen? In der Lahn wurden zwei Python-Schlangen gefunden." "Wie bitte?" "Ja, wirklich, das stand im Lokalteil unserer Zeitung." "Sie scherzen." "Nein, das war so zu lesen." "Ach hören sie auf, wahrscheinlich erzählen sie mir als nächstes, dass die Stadt demnächst öffentliche Flächen zu Nutzgärten machen will und wir eine holländisch beschriftete Fußgängerampel haben." (kurze Pause) "Na gut, das waren jetzt blöde Beispiele. Übrigens soll es ja jetzt einen ,Wetzlarer Interkulturellen Rat‘ geben, kurz WIR genannt." "Stimmt, Sandra Ihne-Köneke von der Wetzlarer SPD bezeichnet das als ,Leuchtturm-Projekt für ganz Hessen‘." "30 Leute in so einem Rat sind aber ganz schön viele, oder?" "Man muss doch alle gesellschaftlich relevanten Kräfte berücksichtigen." "Aber bei zu vielen Leuchttürmen kann man eventuell gar nicht mehr so genau erkennen, wohin bei unruhiger See die Reise gehen soll." "Ich würde das Gremium eher ,Wetzlarer Interkultureller Riesen-Rat‘ nennen." "Aber dann wäre ja die Abkürzung WIRR." (ein Moment Stille, dann lautes Lachen) "Haben sie eigentlich gute Vorsätze für das neue Jahr?" "Weniger aufregen und jeden Montag ,frank & frei‘ lesen." "Das ist doch schon mal etwas. Na dann: Mahlzeit!"
Dies schreibt frank & frei
Ihr
Frank Mignon