Bei einem Treffen in Wetzlar konnten die Vereinsmitglieder unter anderem erleben, wie sich die Stadt und die ehemaligen Bundeswehrliegenschaften verändert haben.
WETZLAR. Nach der Auflösung des Bundeswehrstandortes Wetzlar hatten Soldaten einen Verein gegründet - vor 30 Jahren war das. Nun hatte dieser Verein zu einer Feierstunde in die Marinekameradschaft eingeladen. Der Vorsitzende des Kameraden- und Freundeskreises der ehemaligen Garnison Wetzlar, Oberst d.R. Karl-Heinz Reitz, hatte mit dem Vorstand das Programm zusammengestellt.
Los ging es mit der Besichtigung der beiden Kasernen. In der ehemaligen Sixt-von-Armin-Kaserne ist heute kaum noch etwas vorhanden, das an eine Kaserne erinnert - für die Gäste ein gelungenes Beispiel einer positiven Umwandlung. Auf dem ehemaligen Standortübungsplatz Magdalenenhausen sahen die Teilnehmer, wie sich der Nabu um das Gelände kümmert.
Gelungenes Beispiel positiver Veränderung
Anders zeigte sich die ehemalige Spilburg-Kaserne. Da viele Gebäude unter Denkmalschutz stehen, ist das Ensemble um den Sportplatz vollständig erhalten. In den anderen Bereichen sind Firmen eingezogen und haben das ehemalige Erscheinungsbild verändert. Beeindruckt waren alle Teilnehmer vom Leica-Park, der auf dem ehemaligen Standortübungsplatz entstanden ist.
In der Feierstunde erinnerte Reitz daran, dass der Verein anfangs 630 Mitglieder gehabt habe. Heute liege die Mitgliederzahl stabil bei 300. Interessant sei der Verein inzwischen auch für eine studentische Reservistenvereinigung aus Gießen sowie beispielsweise für Pressevertreter, die Informationen über die Bundeswehr benötigten.
Reitz erinnerte daran, dass die Entscheidung zur Auflösung des gesamten Standortes - dem größten in Hessen - 1991 gefallen sei, als Teile der Panzergrenadierbrigade 13 in Shilo/Kanada auf dem Truppenübungsplatz weilten. Im September 1992 sei es dann soweit gewesen, die Soldaten gründeten den Verein, dessen erster Vorsitzender General Holl für mehrere Jahre wurde. "Wer mal bei einer Armee gedient hat, hat einen anderen Blickwinkel, ein anderes Verständnis", sagte Reitz. Das gelte nicht nur für das Prinzip von Befehl und Gehorsam, sondern auch für das Prinzip der Kameradschaft. Dieses sei auch Motivation zur Gründung des Vereins gewesen. In Deutschland, sagte Reitz, gäbe es keinen vergleichbaren Verein mit vergleichbarer Zielsetzung: "Und wenn wir durchhalten, wird es den Kameraden- und Freundeskreis bald länger geben als die Bundeswehr in Wetzlar war."
Brigadegeneral a.D. Rainer Thiel dankte jenen, die in all den Jahren für die Kameradschaft viel getan hätten. Er erinnerte daran, dass die Bevölkerung die Soldaten angenommen und immer unterstützt habe. Mit Blick auf die Zukunft meinte Thiel, Bündnis- und Landesverteidigung bekämen eine andere Dimension. "Wir sollten unsere Kameradschaft weiter pflegen, denn die gibt uns die Kraft dafür", meinte Thiel und dankte allen, die sich im Verein engagieren.
Karlheinz Kräuter, Stadtrat und Partnerschaftsdezernent der Stadt Wetzlar, überbrachte Grüße des Oberbürgermeisters. Er erinnerte sich an den Abzug der Franzosen aus Wetzlar und den Aufbau der Bundeswehr. "Ich darf Ihnen allen sagen, dass Wetzlar von der Bundeswehr - aus heutiger Sicht - nur profitiert hat", sagte Kräuter.
Für den musikalischen Rahmen sorgte der Shanty-Chor der Marinekameradschaft Wetzlar.