Unbekannte haben in der Nacht auf Freitag zwei Geldautomaten im Treppenhaus des Wetzlarer Einkaufszentrums in die Luft gejagt. Die Suche nach den Tätern ist schwierig.
Wetzlar. Es sieht wüst aus im Treppenhaus des Forums zwischen Einkaufszentrum und Parkhaus. Den mit orangefarbenen Weihnachtskugeln geschmückten Tannenbaum hat es umgeworfen. Trümmer und Teile der beiden gesprengten Geldautomaten liegen überall herum. Während Polizeibeamte die letzten Spuren sichern, ist das Hausmeister-Team des Forums schon dabei, den Unrat wegzuräumen.
Ursache für all das Chaos sind bisher unbekannte und derzeit flüchtige Täter, die zwei Geldautomaten von Sparkasse und Volksbank in der Nacht zu Freitag gesprengt haben. Der nur wenige Meter weiter stehende Automat einer Direktbank ist hingegen unversehrt.
Täter flüchten in Richtung B49
Laut ersten Informationen von Polizei-Pressesprecher Guido Rehr lösten zwei bisher unbekannte Täter gegen 3 Uhr den Alarm aus. Die Unbekannten nutzten ein bisher unbekanntes Sprengmittel. Danach sollen sie in einem dunklen Auto in Richtung B49 geflohen sein.
Wie viel Geld die Automatensprenger insgesamt erbeutet haben, ist derzeit noch unklar. Lediglich die Sparkasse Wetzlar hat bisher Angaben gemacht.
Sie hatte Glück im Unglück. Der gesprengte Sparkassen-Automat sei fast leer gewesen. Die Diebe hätten lediglich etwa 2000 Euro erbeutet, teilt Regina Keller, Abteilungsleiterin bei der Sparkasse Wetzlar, auf Anfrage mit. „Das hält sich, Gott sei Dank, in Grenzen“, sagt sie. Zudem hätten die Täter offensichtlich nicht ausreichend Zeit gehabt, jeden Schein einzusammeln.
Größere Auswirkungen auf die Kunden des Einkaufszentrums hatte der Vorfall nicht. Guido Rehr zufolge war die „Tatortarbeit” gegen 8.30 Uhr abgeschlossen. Nach dem Ende der Aufräumarbeiten konnte der Geschäftsbetrieb laut Rehr normal weitergehen.
Das bestätigte Center-Managerin Mara Baldus am Freitagmittag auf Nachfrage der Redaktion. „Der Eingangsbereich im Erdgeschoss bleibt vorerst gesperrt, ansonsten läuft alles normal.“
Angaben zu den Sach- oder Gebäudeschäden könne die Polizei momentan noch nicht machen. Ein Gutachter der Versicherung müsse erst hinzugezogen werden, um das Ausmaß des Schadens bewerten zu können. Immerhin: „Keines der angrenzenden Geschäfte ist zu Schaden gekommen“, sagt Baldus.
Unklar ist, wie das Duo ins Treppenhaus des Forums eingedrungen ist. Üblicherweise sind die Türen in der Nacht verschlossen. „Es muss eine Gewaltanwendung stattgefunden haben, um die Eingangstür zu öffnen“, betont Baldus.
Die Polizei sucht jetzt nach Zeugen, die etwas von der Sprengung oder der Flucht der Täter mitbekommen haben. Sie fragt: Wer hat die Täter gegen 3 Uhr in der Nacht im Bereich des Parkhauses am Forum beobachtet? Wem sind dort in diesem Zusammenhang Personen oder Fahrzeuge aufgefallen? Wem ist nach 3 Uhr ein schnell fahrendes Auto im Stadtgebiet Wetzlar oder auf der Bundesstraße 49 aufgefallen? Hinweise zur Tat können bei der Polizei in Wetzlar unter (06441) 9180 gemacht werden.
Keine Kameras rund um den Tatort
Was die Suche nach den Tätern erschweren könnte: Weder im Innen- noch im Außenbereich rund um den Tatort befinden sich Überwachungskameras. Zwar habe es in der Vergangenheit solche Kameras gegeben, diese seien jedoch im Zuge der Datenschutzreform wieder abgehängt worden, erläutert Center-Managerin Baldus.
Wo waren in Mittelhessen Geldautomatensprenger unterwegs? Unsere interaktive Karte zeigt, wo Personen seit 2019 versucht haben, Geldautomaten zu knacken. Rot markiert einen erfolgreichen Einbruch, orange die gescheiterten Versuche. Weiß markiert einen Einbruchsort, der nicht direkt an einer Bundesstraße oder Autobahn liegt. Klicken Sie auf die Punkte, um mehr zu lesen. Mit den grünen Pfeilen können Sie sich durch die mittelhessischen Landkreise navigieren.
Die Volksbank Mittelhessen war für die Redaktion bisher nicht bezüglich der Sprengung zu erreichen. Auf Facebook veröffentlichte die Bank aber einen Beitrag, in dem sie von einem „enormen Sachschaden” schreibt.
Um Geldautomatensprengungen zu verhindern, haben das hessische Innenministerium, das Landeskriminalamt und 15 hessische Banken vor einigen Monaten die „Allianz Geldautomaten” gegründet. Auch die Sparkasse Wetzlar ist Teil dieser Allianz. Darüber, was die Sparkasse macht, um ihre Geldautomaten zu schützen, hält sich Abteilungsleiterin Regina Keller bedeckt. Wenn diese Informationen öffentlich gemacht werden, könnten sie schließlich auch in die Hände von Kriminellen gelangen, befürchtet sie.