Rund 16 000 Gasgeräte sind bei Enwag-Kunden umgestellt worden. Aber: Das Gas mit dem größeren Brennwert kommt unter anderem aus Russland. Was sagt der Energieversorger dazu?
WETZLAR. Rund 16 000 Gasgeräte sind bei Enwag-Kunden von L- auf H-Gas umgestellt worden. Das Gas mit dem größeren Brennwert kommt unter anderem aus Russland. Ist die Umstellung angesichts der aktuellen Energiekrise ein Problem? Nein, sagt Berndt Hartmann, Geschäftsführer beim heimischen Energieversorger Enwag (Energie- und Wassergesellschaft mbH).
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Die Umstellung wäre ohnehin gekommen und war sinnvoll, so Hartmann. "Sie war unumgänglich." Denn: "Das H-Gas ist in der Regel das Gas, das für die Wärmeerzeugung genutzt wird. Vereinfacht gesagt, war L-Gas der Exot."
Es habe jedoch die Besonderheit des L-Gas-Vorkommens in Deutschland und Holland gegeben. Lange habe Deutschland eigene Vorräte gehabt, auch sei im holländischen Groningen Europas größtes Gasfeld erschlossen worden. Aber diese L-Gas-Vorkommen seien in absehbarer Zukunft erschöpft. "Die Versorgung mit L-Gas ist stark rückläufig." Deshalb die Umstellung auf H-Gas, die in Wetzlar bereits abgeschlossen sei, aber deutschlandweit noch andauere. Bayern zum Beispiel oder die ostdeutschen Bundesländer seien seit jeher mit H-Gas versorgt worden. "Kurz gesagt: H-Gas ist eher der Standard und L-Gas die Ausnahme", so Hartmann.
"Kurz gesagt: H-Gas ist eher der Standard und L-Gas die Ausnahme."
Berndt Hartmann, Enwag-Geschäftsführer
H-Gas komme dabei nicht allein aus Russland: Auch Norwegen sei ein Lieferant, H-Gas käme auch über LNG-Terminals Europas, aus Amerika und dem Nahen Osten. "Russland ist sicherlich der wichtigste Pipeline-Lieferant für H-Gas, aber es kommt auch über andere Quellen."
Der Anteil Russlands am deutschen Erdgas-Verbrauch sei insgesamt gesunken - vor der jüngsten Kürzung auf rund 35 Prozent. "Ein großer Teil, aber nicht mehr die Mehrheit. Lange Zeit lag der Anteil bei 40, teilweise 50 Prozent, wurde aber in diesem Jahr deutlich runtergefahren", erklärt Hartmann.
Der Enwag-Geschäftsführer beobachte die Lage genau: "Erfreulich ist, dass die Gas-Speicherstände in Deutschland täglich steigen und aktuell auf einem recht guten Niveau sind." Der Füllstand betrage zwischen 54 und 55 Prozent, "deutlich mehr als im Vorjahr."
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Blickt Hartmann dennoch mit Sorge Richtung heizungsintensiven Herbst und Winter? "Grundsätzlich bin ich optimistisch, bis jetzt ist alles stabil und wir arbeiten zudem an zusätzlichen Gas-Quellen. Gleichzeitig wissen wir jedoch nie, was der nächste Tag bringt."