Helft den Rettern: Wetzlarer Feuerwehr braucht Mitglieder

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Die Feuerwehr Wetzlar startet eine Kampagne zur Mitgliedergewinnung. Hier sind die Einsatzkräfte aus Wetzlar zu einem Brand eines Carports gerufen worden. Foto: Ernesto Castrejon/Freiwillige Feuerwehr Wetzlar
© Ernesto Castrejon/Freiwillige Feuerwehr Wetzlar

Ins Ehrenamt einsteigen, ohne Vorerfahrung? Das geht! Bei der Wetzlarer Feuerwehr setzen die Einsatzabteilungen neben ihrem Nachwuchs sogar auf Quereinsteiger.

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WETZLAR. Wenn es brennt, wenn Menschen vermisst werden oder bei Unfällen verunglücken, wenn Tiere aus Gewässern, von Bäumen oder aus anderen schlimmen Situationen gerettet werden müssen - die Feuerwehr ist zur Stelle. Egal, an welchem Tag oder zu welcher Uhrzeit. In Zahlen ausgedrückt waren das im Jahr 2020 für die Wetzlarer Feuerwehr 906 Einsätze in 1444 Einsatzstunden. Und das ist aufgrund der Pandemie weniger als gewöhnlich. Sie helfen, wenn es anderen schlecht geht oder sie in Gefahr sind. Doch was tun, wenn diese wichtigen Retter weniger werden?

In Niedergirmes öffnet ein Feuerwehrmann die Tür zur Wache 2. Sascha Brück geht durch die neuen Räumlichkeiten des Stützpunktes. Er passiert Dutzende Fotos von Einsätzen und Übungen, die im Gang hängen. Die Gruppenräume sind gemütlich hergerichtet. Hier wird schnell klar: Gemeinschaft und Zusammenhalt stehen bei der Feuerwehr ganz oben. Das bestätigt Sascha Brück: "Die Kameradschaft ist hier schon sehr besonders, weil man mit der Zeit eng zusammenwächst." Das geschehe durch regelmäßige gemeinsame Übungsstunden, teilweise seit der Jugend, aber vor allem auch durch die Einsätze. "Das Erlebte schweißt zusammen", sagt Brück. Der 32-Jährige ist am Standort Niedergirmes Zugführer und Leiter der Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit der Feuerwehr Wetzlar.

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Besondere Form der Kameradschaft

"Sei Lebensretter" - mit diesem klaren Auftrag will jetzt die Feuerwehr Wetzlar, daran arbeiten Sascha Brück und sein Team, neue Kameraden gewinnen und so einem Mitgliederschwund entgegensteuern. Denn nur mit voller Mannschaftsstärke kann die Rettung von Mensch und Tier gelingen.

Konkret hoffen nun die Feuerwehrleute auf Zuwachs, helfen sollen Plakaten, gezieltes Bespielen sozialer Netzwerke, Imagefilme und Informationstage. In den vergangenen Wochen ist die öffentliche Kampagne an den Start gegangen. Gesucht, so Sascha Brück, werden Wetzlarer ab 17 Jahren, die sich ehrenamtlich engagieren wollen. Was man eigentlich können muss, um Feuerwehrmann oder -frau zu werden und wieso Quereinsteiger wertvoll sind, erläutert der 32-Jährige: Demnach kämen die meisten Mitglieder der Feuerwehr über Bekannte dazu, die selbst bei der Feuerwehr sind. Auch Sascha Brück ist durch Feuerwehrleute in seinem Familien- und Freundeskreis zum Ehrenamt gekommen. Da war er 19 Jahre alt. Somit ist der 32-Jährige das lebende Beispiel für einen gelingenden Quereinstieg bei der Freiwilligen Feuerwehr.

"Grundsätzlich kann bei uns jeder mitmachen, der mindestens 17 Jahre alt ist, in Wetzlar wohnt und Lust auf ein Ehrenamt hat", beschreibt der 32-Jährige die niedrigschwellige Einstiegshürde. In der Feuerwehr seien die unterschiedlichsten Charaktere vertreten und jeder Mensch könne seine Stärken individuell einbringen. "Wir haben zum Beispiel Bankkaufleute, die sich um die Bürokratie kümmern oder Menschen, die hauptberuflich im technischen Bereich arbeiten, die dann die Wartungsarbeiten übernehmen", schildert Brück. Deshalb soll die Kampagne nun auch an verschiedene Lebensrealitäten anknüpfen.

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Auf den Plakaten sind deshalb auch unterschiedliche Mottos und Menschen zu sehen. "Da wären zum Beispiel die Garbenheimer Gardemädels, die größtenteils auch alle bei der Feuerwehr sind", erläutert Sascha Brück. Das spreche das an, was das Ehrenamt letztlich zu einem großen Teil ausmache: die Gemeinschaft, innerhalb derer man seinem Hobby nachgehe. Ein anderes Plakat zeigt wiederum eine Familie, die gemeinsam in der Feuerwehr aktiv ist. Es wird deutlich: Retter sind nie allein.

In der Kampagne gehe es aber nicht nur darum, Mitglieder zu werben, "sondern es geht auch darum, sie dann zu halten." Die Kinder- und Jugendarbeit sei ein großes und wichtiges Standbein der Nachwuchsarbeit, so Brück. Der Wechsel von einer zum großen Teil spielerischen Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung geschehe sehr behutsam. Allerdings: nur ein Bruchteil der Mitglieder aus der Kinder- und Jugendfeuerwehr finde letztlich den Weg in die Einsatzabteilung. Das habe mehrere Gründe, häufig liege es aber an Schulwechseln oder Abschlüssen.

Niedrigschwellige Einstiegshürde

Zum Studieren oder Arbeiten wegziehen, den Bezug zur Heimat ein wenig aus den Augen verlieren - Sascha Brück kann das gut nachfühlen, denn wenn er gerade nicht für das Ehrenamt unterwegs ist, studiert der Wetzlarer Psychologie. Zum Studium ist er vor ein paar Jahren weggezogen, es zog und zieht ihn an den Wochenenden aber immer nach Wetzlar - zur Feuerwehr. "Die Freundschaft hält mich hier", beschreibt der 32-Jährige und erlaubt sich einen Blick in die Zukunft der Feuerwehr, die durch Corona derzeit immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt wird: So seien im Frühjahr im Rahmen der Mitglieder-Kampagne - sofern die pandemische Lage es zulasse - Aktionstage, Tage der offenen Tür oder öffentliche Sonderübungen angedacht. "Damit der Kontakt zu uns direkt geknüpft werden kann."