Müssen Haustierbesitzer fürchten, sich über ihre Tiere mit dem Coronavirus zu infizieren? Nein, sagt Tierarzt Norman Jekel. Sich vom Hund durchs Gesicht lecken lassen, sollte...
WETZLAR/LÖHNBERG. Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, gelten strenge Regeln. Fast alle beschränken ihre Kontakte auf ein Minimum. Eine Runde um den Block oder ein Spaziergang ist für viele derzeit eine willkommene Abwechslung. Für Hundebesitzer, die mehrmals täglich mit ihrem Vierbeiner raus müssen, ist das ganz normal. Müssen Herrchen oder Frauchen in Zeiten von Corona besonders vorsichtig sein? Und können Hunde und Katzen sogar das Virus übertragen? Fragen an den Veterinär Norman Jekel von der Tierklinik Löhnberg.
Überträger
Entwarnung kann Jekel bei der drängendsten Frage im Zusammenhang mit Corona geben: "Nein, sie müssen keine Angst haben, dass ihr Hund oder ihre Katze Überträger sind", sagt Jekel. Ihm seien keine Fälle oder Hinweise bekannt, dass die Tiere das Virus auf Menschen übertragen könnten. Das vermeldet auch die Weltgesundheitsorganisation WHO. Zwar soll sich in Lüttich (Belgien) laut Medienberichten eine Katze mit dem Virus infiziert haben, derzeit gebe es aber keine Hinweise, dass das Virus von Tier zu Mensch übertragen werde. Dennoch rät Jeckel: "Man sollte sich gerade jetzt vielleicht nicht von seinem Hund durch das Gesicht lecken lassen - sollte man sowieso nicht." Ansonsten sei jeder Tierbesitzer gut beraten, wenn er sich regelmäßig und gründlich die Hände wasche.
Gassirunde
So wie gewohnt, können Hundebesitzer auch ihre Gassirunde drehen, erklärt der Tierarzt. Natürlich würden auch hier die grundsätzlichen Verhaltensregeln, der entsprechende Mindestabstand zu anderen Personen sowie Menschenansammlungen von mehr als zwei Personen gelten. Und wer nicht gerade einen großen Garten hat, um für entsprechend Auslauf und Bewegung des Tieres zu sorgen, der müsse laut Jekel für die Gassirunde sogar das Haus verlassen, selbst wenn er unter Quarantäne stehe. "Oder er organisiert jemanden, der mit dem Hund rausgeht. Dann muss aber streng darauf geachtet werden, dass es zu keinem direkten Kontakt zwischen den Personen kommt", erklärt er.
Klinikbetrieb
Umstellen musste die Klinik auch die Arbeitsweise und die Versorgung ihrer Patienten - also Hund, Katze und Co. "Wir haben jetzt drei Teams im Einsatz, die jeden Tag wechseln", sagt Jekel. So bleibe das Ansteckungsrisiko gering. Neben einer Spuckschutzwand und entsprechend Abstand zu Tierbesitzern hat sich aber auch etwas Grundlegendes geändert: "Wir nehmen die Patienten jetzt direkt am Auto entgegen und behandeln sie dann ohne ihre Besitzer", berichten können die Besitzer den Helfern dann über Handy, was dem tierischen Patienten fehlt. Nur in wenigen Ausnahmen, etwa dann, wenn die Tiere nicht mit dem Personal mitgehen wollen, würden Besitzer mit in die Behandlungsräume kommen. Und auch dann nur so lange wie absolut nötig, sagt Jekel. Dass die Behandlungszahlen aufgrund der Corona-Vorsichtsmaßnahmen zurückgehen kann Jekel nicht bestätigen. "Wir haben jede Menge zu tun."
Medizinische Ausstattung
Dass die medizintechnische Ausstattung im Veterinärwesen in Deutschland auf einem sehr guten Stand ist, bestätigt auch Norman Jekel, überrascht habe ihn dann trotzdem die Aufforderung der Landesärztekammer, die in Löhnberg vorhandenen Beatmungsgeräte und Überwachungsmonitore aufzulisten und zu melden. Die Geräte könnten nämlich im Notfall auch für die Versorgung von menschlichen Patienten eingezogen werden. Da die Geräte in aller Regel auf Basis von Geräten aus der Humanmedizin entwickelt werden würden, eignen sich diese auch, um im Notfall Menschen zu versorgen.