
850 Zuschauer erleben im Rosengärtchen vier Musiker voller Spielfreude. Die Akteure haben zum Teil Weltruhm.
Wetzlar. Klassische Stücke, aber auch Jazz und Blues erklang jetzt im Wetzlarer Rosengärtchen. Denn Jan Luley und David Frenkel hatten zu dem musikalischen Programm „Jazz meets Classic“ eingeladen. Im Rahmen des 70-jährigen Bestehens der Wetzlarer Festspiele hatten die beiden die Pianisten Chris Hopkins und Thilo Wagner eingeladen, den Abend mit ihnen zu gestalten. Für Luley und Frenkel war es der 16. Auftritt im Rahmen der Festspiele. „Zehn Jahre lang haben wir die Konzerte zu zweit bestritten“, erzählte Luley, zugleich musikalischer Leiter des Quartetts. Nun hatten sie sich zum sechsten Mal zwei renommierte Pianisten dazu geholt, die mit ihrem musikalischen Talent und ihrer Erfahrung das Konzert bereicherten.
Duos mit wechselnder Besetzung
Immer wieder spielten die vier Akteure in unterschiedlicher Kombination; ob Hopkins und Frenkel, Wagner und Frenkel, Wagner und Luley: Immer war es ein Erlebnis, wie die Künstler die Werke interpretierten. Etwa, wie Wagner und Luley den Bing-Crosby-Song „Pennies from Heaven“ spielten. Im zweiten Teil überraschte Luley mit seinen Solostücken das Publikum, denn er spielte nicht nur am Piano, sondern sang auch noch dazu. Etwa von Bobby Charles, der durch „See you later, alligator“ bekannt wurde, das Lied „I must be in a good place now“, das Luley auf das Rosengärtchen bezog.
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Luley gehört seit Jahren zur Top-Riege deutscher Jazz-, Blues- und Boogiepianisten. Er spielte bereits über 2500 Konzerte in 17 Ländern Europas sowie in Afrika und den USA. Bei Pianisten in New Orleans hat er gelernt und gilt als profunder Kenner der Geburtsstadt des Jazz am Mississippi und ihrer Musik. In 2023 feiert er sein 40-jähriges Bühnenjubiläum. Mit David Frenkel hat er einen ehemaligen Solopianisten der Weißrussischen Philharmonie an seiner Seite. Die beiden eröffneten das gut zweieinhalbstündige Programm mit einem schwedischen Volkslied – unter anderem auch als Jazz und Swing. Sehr zur Freude des Publikums.
Frenkel überzeugte mit klassischen Werken von Johann Sebastian Bach und Sergej Rachmaninow, an dessen 150. Geburtstag er erinnerte. Freilich hat er auch diese klassischen Meister „aufgepimpt“ mit Swing-Interpretationen.
Flinke Finger und immer ein Lächeln
Chris berichtete, dass er bereits zwei Mal in Wetzlar gespielt hat, aber nicht im Rosengärtchen. Damals fand er sein Publikum im Lottehof. Mit Werken des amerikanischen Pianisten Thomas „Fats“ Waller, Willie „The Lion Smith“ und Duke Ellington (Montevideo) gewann er das Publikum für sich. Auch Thilo Wagner hatten seinen Solopart und sauste mit seinen Fingern in rasanter Geschwindigkeit über die Tasten. Dabei zeigte er stets ein Lächeln.
Notenblätter brauchten alle Musiker nicht. „Wann wir was spielen, wissen wir nicht so genau“, hatte Luley anfangs erklärt. Auch, wann er auf die Bühne komme. Das führte manchmal zu komischen, heiteren Szenen.
Bei aller Freude hatte doch Frenkel so seine Schwierigkeiten mit dem Wetter. Zwischenzeitlich war es von 19 auf 15 Grad heruntergekühlt. So musste er seine Finger massieren, um die weißen und schwarzen Tasten des Pianos im richtigen Moment zu treffen. Luley stellte fest, dass es bislang noch nie so kalt gewesen sei bei seinen Auftritten im Rosengärtchen. Der Stimmung hat dies keinen Abbruch. Lange anhaltender Applaus zeigte den Künstlern, dass sie auch für ein 17. Konzert in Wetzlar willkommen sind.