Sie geben vor, Pelze kaufen zu wollen, haben aber nur an einem Interesse: Gold. Der Kreis warnt vor unseriösen Geschäftemachern.
WETZLAR/DILLENBURG/HERBORN. Der Lahn-Dill-Kreis warnt vor unseriösen Geschäftemachern, die ihre Aktivitäten vom Landkreis Gießen in unsere Region verlagert haben. Zunächst seien Solms, Herborn und Wetzlar betroffen gewesen, wo die Städte mit Unterstützung des Kreisordnungsamtes dem Spuk ein Ende setzten. Der Stadt Dillenburg sei es gelungen, die Entstehung schon im Keim zu ersticken. "Jüngst aber siedelten sich in Eschenburg und Aßlar fast zeitgleich solche Betriebe an", heißt es in einer Pressemitteilung des Kreises.
Die Masche sei immer die gleiche. Die handelnden Personen mieteten kurzfristig leer stehende Ladengeschäfte an und würden mittels auffälliger Flyer in der Presse werben. Dabei erweckten sie den Eindruck, an Pelzen und Antiquitäten interessiert zu sein. Im Kleingedruckten sei dann aber zu lesen, auf was sie wirklich aus seien: Gold. "Und das kaufen sie laut Werbung zu Preisen bis zu 70 Euro pro Gramm an. Alleine das ist schon eine groteske Lüge, denn selbst hochlegiertes 999er Feingold notiert an den internationalen Rohstoffbörsen derzeit zu umgerechnet etwa 52 Euro pro Gramm", heißt es in der Mitteilung. Die Geschichte könne also nicht stimmen. Die Experten des Landratsamtes sind sich sicher, dass diese Leute an Pelzen und Pelzmänteln in Wirklichkeit überhaupt kein Interesse haben.
Ehepaar in Herborn fällt auf Betrüger herein
In Herborn hatte ein älteres Ehepaar die Täter ins Haus gelassen und Schmuck verkauft, mutmaßlich deutlich unter Wert. Angebotene Pelze wolle man später abholen, versicherten die Aufkäufer. Sie tauchten nicht mehr auf. Mutmaßlich die gleichen Leute zahlten für Goldmünzen, die ihnen von einer anderen Person überlassen worden waren, einen Preis an, der bei etwas mehr als einem Viertel des tatsächlichen Wertes lag. Den Rest des Geldes wollten sie später zahlen. Darauf warten die Geschädigten immer noch.
Problematisch dabei: Die Verkäufer wissen hinterher vielfach nicht einmal, wer die Aufkäufer überhaupt sind. Bei den Behörden werden oft Strohleute vorgeschoben, weil die tatsächlich Verantwortlichen schon polizeibekannt sind und bei den Ordnungsämtern deswegen Schwierigkeiten bekommen könnten.
"Bei den bisherigen drei Einsätzen des Kreisordnungsamtes hat uns die Polizei unterstützt und vor Ort immer berichtet, dass die Täter polizeibekannt und möglicherweise sogar vorbestraft sind", berichtet Frank Schuster vom Fachdienst Ordnungs- und Gewerberecht der Kreisverwaltung. Und noch etwas fällt auf: "Jedwede Zahlungen - ob für Gold, die Werbeannoncen oder die Mieten für die Geschäftsräume - erfolgen in bar, damit nichts nachverfolgt werden kann und sie so außerdem ihre Identität verschleiern", stellt man im Landratsamt dazu fest.
Verbindung zur Clankriminalität
Die Täter seien alle einem bestimmten Milieu zuzuordnen und kämen von außerhalb des Kreises, meistens aus Nordrhein-Westfalen. "Wer ihre Namen im Internet recherchiert, stößt auf Presseberichte zu Betrügereien im Zusammenhang mit Teppichreinigungen, dem Goldankauf und manchmal auch auf Verbindungen zur Clankriminalität", wissen die Experten des Kreises. Ein Schlüssel zur Bekämpfung dieser Auswüchse liegt nach Auffassung der Kreisverwaltung auch bei den Eigentümern der entsprechenden Ladengeschäfte. "Schauen die genau hin und vermieten nicht, können sie so im Extremfall Straftaten an in der Regel älteren Menschen verhindern."
Nach den bisherigen Erfahrungen empfiehlt der Kreis, extreme Vorsicht walten zu lassen und am besten erst gar nicht auf die Verlockungen einzugehen. Erst recht sollte man davon absehen, mit den Leuten Termine im eigenen Haus zu machen und sich auf Anzahlungen der Ankäufer einzulassen.
Den Betreibern in Eschenburg und Aßlar haben die beiden Kommunen, im Fall Aßlar mit Unterstützung des Kreises und der Polizei, wegen Verstößen gegen die Gewerbeordnung den Weiterbetrieb untersagt. Ansprechpartner bei der Kreisverwaltung ist Frank Schuster, Telefon 0 64 41-4 07- 24 30; E-Mail: frank.schuster@lahn-dill-kreis.de