Lisa Fitz im Interview: „Ich bin eine lupenreine Demokratin”

„Ich bin weder Impfgegnerin noch bin ich Corona-Leugnerin. Aber ich möchte zum Beispiel überzogene staatliche Maßnahmen kritisieren dürfen.” Sagt die Kabarettistin Lisa Fitz. Im Sommer steht sie bei den Wetzlarer Festspielen auf der Bühne.
© Dominic Reichenbach

Schon bevor die Kabarettistin im Juli in Wetzlar auftritt, gibt es Diskussionen. Ist Lisa Fitz eine Querdenkerin? Im Interview bezieht die 71-Jährige klar Stellung.

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Frau Fitz, Sie haben die Diskussion hier in Wetzlar über Ihren Auftritt sicher mitbekommen. Wie reagieren Sie darauf? Sind sie eine Querdenkerin?

Ich halte die Diskussion für Quatsch mit Soße. Da machen sich Dinge selbstständig und dann lesen Leute irgendwo irgendwas, dann hören sie irgendwo was und dann ist es wie bei der stillen Post. Ich bin überzeugt, kein einziger der Kritiker war jemals in einem Programm von mir, kein einziger kennt meine ganze Vergangenheit. Ich habe 16 Kabarettprogramme geschrieben und etwa 4500 Live-Sologastspiele absolviert. 1972 wurde ich bekannt und seit 1985 mache ich Kabarett. Und wer mich ein bisschen kennt, der weiß, dass ich schon immer eine Position vertreten habe: Kabarett darf und muss systemkritisch sein. Und diese Systemkritik ist heute bei vielen Kollegen sanft entschlafen. Jemand, der das macht, wird dann schnell etikettiert. Ich kann Sie beruhigen: Ich bin keine Querdenkerin. Über Dieter Hildebrandt hat übrigens die Medienwissenschaftlerin Ricarda Strobel in Wikipedia geschrieben: Die Sendung Notizen aus der Provinz förderte seinen „Ruf als kritischer Querdenker“. Ich weiß, diesen Begriff hat nun eine bestimmte Gruppe gepachtet, aber er bedeutet ursprünglich etwas anderes. Karl Valentin war zum Beispiel auch ein Querdenker. Ich bin weder Impfgegnerin noch bin ich Corona-Leugnerin. Aber ich möchte zum Beispiel überzogene staatliche Maßnahmen kritisieren dürfen. Ich möchte sagen dürfen, was ich will. Ich bin von Herzen eine lupenreine Demokratin und sage deswegen: Alle Parteien, die demokratisch gewählt werden, haben das Recht, angehört zu werden und dann muss man halt mit intelligenter Argumentation dagegen angehen.

Natürlich lebt Kabarett von der Grenzüberschreitung. Man kann Menschen nur aufrütteln, wenn man deutlich wird. Ist es nicht dennoch die Pflicht des Kabarettisten, Themen oder Aussagen zu vermeiden, die falsch verstanden werden können?

Nein, eben nicht, das geht auch gar nicht! Denn dann fange ich an, mir eine Schere in den Kopf zu bauen. Früher waren die Provokationen anders. Da ging es um Emanzipation, um Religion. In der SWR-Sendung „Spätschicht“ wurde es dann politischer. Zuschauer denken dann, das sei mein ganzes Schaffen. Auf der Bühne sieht man aber mein gesamtes Repertoire. Nochmal: Wenn es zum Beispiel um Impfungen geht, ist es mein Recht und meine Pflicht, zu erwähnen, dass Nebenwirkungen und Schäden lange Zeit totgeschwiegen wurden. Das muss der Kabarettist in unterhaltsamer, zugespitzter Weise tun, also nicht als Pfarrer oder als Politiker. Eines aber ist heute neu: Man hat uns noch nie so bürokratisch an Zahlen gemessen wie heute. Da hat man nicht gesagt: Die und die Quelle war nicht sicher. Da hat man gesagt: Der Kabarettist übertreibt, um die Wahrheit aufzudecken. Der Politiker verschweigt sie, um zu vertuschen.

Ziehen Sie denn für Sie die Konsequenz, mit Zahlen nicht mehr zu arbeiten?

Nein, aber ich setze nun oft das Wort „angeblich“ dazu. Ich habe mich zum Beispiel beim Lied „Ich sehe was“ kritisch mit der Hochfinanz auseinandergesetzt, mit Menschen, die zu viel Geld haben. Da haben sogar Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht für mich Stellung bezogen. Ja, das Lied ist sehr hart. Ich habe mich damals auch sehr viel mit den Rothschilds beschäftigt, aber ich hätte deren Namen aus dem Lied herauslassen sollen, den Fehler gebe ich zu. Mir ist tatsächlich entgangen, dass Hitler seinerzeit einen Hetzfilm gegen die Rothschilds gemacht hat. Das Lied hätte das gar nicht nötig gehabt, aber dann war es zu spät, der Song war draußen. Dennoch: Wenn ich Trump kritisiere, bin ich nicht antiamerikanisch. Wenn ich Erdogan kritisiere, bin ich nicht anti-osmanisch, oder? Und wenn ich die Macht einer schwerreiche Familie kritisiere, die Einfluss auf Medien und die Finanzwelt hat, bin ich deswegen nicht antisemitisch. Was ich übrigens auch weder jemals war, noch bin. Aber ich finde, überall, dort wo sich zu viel Macht ballt, ist das zu hinterfragen. Egal, welche Nationalität oder welche Glaubensrichtung.

Nun muss man aber auch sagen, dass Ihre Aussagen, Ihre Kritik ja offenbar bewusst instrumentalisiert wird. Der „Spiegel“ schrieb, für ihre Auftritte habe es viel Applaus aus rechten Kreisen gegeben. Müssen Sie so etwas nicht besser voraussehen? Stört Sie das?

Vorab: Es gab auch Applaus aus linken Kreisen, das nur am Rande als Korrektur. Und: Das schreibt ja nicht „der Spiegel“, sondern in dem Fall Tina Angerer. Ich fand den Bericht übel, weil mir die Autorin unterstellt hat, ich drifte in Querdenker-Kreise ab und werde sonderbar. Und man kann sich dann nicht dagegen wehren. Tja, Applaus von der falschen Seite. Das hat in meinem Leben schon mehrmals gewechselt, von wo der Applaus kam. Die „falschen“ Leute bleiben dann eh wieder weg, wenn sie merken, dass ich doch nicht für sie bin. Und dann frage ich mal provokant: Wer definiert denn „die falsche Seite“? Früher war die CSU unser Feindbild. Mittlerweile gehen alle Parteien in die gleiche Richtung. Es gibt eigentlich, außer der AfD, keine wirkliche Opposition mehr. Klar bin ich angreifbar. Aber ich behaupte, dass ich eine wahrhaftigere Demokratin bin, weil bei mir alle zu Wort kommen.

Gute Frage: Wer definiert die falsche Seite? Die falsche Seite ist dann identifiziert, wenn jemand das System als Ganzes infrage stellt, oder? Beispielsweise Verschwörungstheoretiker.

Ja, das sehe ich genauso. Was für mich nicht infrage kommt, ist beispielsweise die Existenz des Staates Israel infrage zu stellen. Das geht gar nicht. Und natürlich gibt es abartige Verschwörungstheorien, zum Beispiel über die Reptiloiden. Sehr lustig als Abendunterhaltung. Und dann gibt es aber auch viele angepasste Kollegen, die mit eingezogenem Schwanz nur noch harmlose Witze machen und nichts mehr zu sagen haben. Das ist die andere Seite. Und – viele Verschwörungstheorien bewahrheiten sich ja oft auch kurze Zeit später, darüber verliert dann medial keiner ein Wort mehr. Aber das kommt in meinem Programm ja auch überhaupt nicht vor. Im Übrigen: Das Wort „Verschwörungstheoretiker“ ist ein politisch-gesellschaftlicher Demutsprügel, um Menschen ad hoc unglaubwürdig und mundtot zu machen – anstatt sich als Medienschaffender investigativ mit Ungereimtheiten zu befassen.

Was ist denn in Ihren Augen der Grund, dass Satire heute so zahm ist?

Ich denke, viele Künstler sind Corona-geschädigt, die Branche hat einen starken Einbruch erlebt. Viele Kollegen spielen weiterhin vor 60 Leuten. Wer beim Fernsehen ist, kann es sich nicht leisten, etwas Kritisches zu sagen. Und einige sind auch ideologisch so ausgerichtet. Ich habe ja auch konkrete politische Ansichten, zum Beispiel die, dass Hoecke nicht tragbar ist und dass die AfD sich schleunigst von ihm trennen sollte. Dann könnte sie sich zu einer provokativen Oppositionspartei entwickeln.

Sie kommen im Juli hier nach Wetzlar zu den Festspielen. Werden Sie die Diskussion um ihren Auftritt aufgreifen?

In Wetzlar bin ich Stammgast und es war auch immer voll. Die Veranstalter sind sehr nett und sehr loyal und haben zu mir gesagt, dass sie die Diskussion eher so sehen, dass sich da ein Lokalpolitiker wichtigmachen will. Ich spiele mein Programm ganz normal und werde vielleicht in einem Satz die Diskussion aufnehmen. Der erste Teil ist ein Rückblick auf meinen Werdegang und die 60-er und 70-er. Im zweiten Teil wird Corona kurz aufgearbeitet. Die Politiker kriegen dann schon ihr Fett ab, denn sie haben tatsächlich auf gar nichts verzichten müssen. Der Staat hat zwar gut unterstützt, aber von den Kollegen, die nichts auf der Seite hatten, da hat es viele weggespült. Die Veranstaltungsbranche erlebte einen Einbruch vom 90 Prozent! Deswegen war ich sehr gegen die überzogenen Maßnahmen.

Kann Dominic Harapat, der Sie so kritisiert, auch kommen? Werden Sie auf ihn eingehen?

Ach, den erwähne ich gar nicht. Wichtig sind mir die Veranstalter, die mir treu sind, und das Publikum. Ich würde ihn sogar herzlich einladen und versichere hiermit, er wird nicht vorgeführt. Er soll sich aber gern das Programm anhören, damit er auch weiß, wovon er überhaupt redet.