Im Juli soll die umstrittene Kabarettistin bei den Wetzlarer Festspielen auftreten. Nun bezieht die in Marburg ansässige Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Position.
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Frau Dr. Urban, in Wetzlar wird im Vorfeld der Festspiele über eine Künstlerin ganz besonders diskutiert: über Lisa Fitz. Ist Ihnen Frau Fitz ein Begriff?
Frau Fitz ist mir in zweifacher Hinsicht ein Begriff: als Kabarettistin mit einer langen Bühnenkarriere und als Bürgerin dieses Landes, die in ihrer prominenten Rolle als öffentliche Person seit ca. 2018 antisemitische Chiffren und verschwörungsideologische Elemente auf Kanälen wie Russia today Deutsch und auf Bühnen verbreitet. Zudem hat sie eine Verbindung mit dem Verschwörungserzählungen verbreitenden Heiko Schrang, der mit manchen Thesen das Reichsbürgermilieu streift. Sie ist nicht die einzige Prominente, auch Horst Janson oder Reiner Schöne engagieren sich dort und sprechen Texte ein.
Wie bewerten Sie Frau Fitz und ihre Texte, unter anderem in dem Lied „Ich sehe was …“? Kritiker werfen Frau Fitz vor allem wegen dieses Songs vor, sie bediene Chiffren und Formulierungen aus dem Spektrum der Verschwörungsmythen und des Antisemitismus.
Frau Fitz hat das Lied 2018 veröffentlicht und es bedient zahlreiche antisemitische Stereotype und verwebt diese mit Elementen aus Verschwörungserzählungen – die ja auch sehr oft antisemitisch sind oder antisemitische Elemente enthalten. Lassen Sie es mich an einigen Beispielen festmachen: „Es rafft noch mehr, wer großen Reichtum hat und die Menschen neben mir, die werd‘n nicht satt. Der Schattenstaat, die Schurkenbank, der Gierkonzern, wer nennt die Namen und die Sünden dieser feinen Herrn? Der Rothschilds, Rockefeller, Soros & Konsorten, die auf dem Scheißeberg des Teufels Dollars horten.“ Es geht weiter mit der Nennung von JP Morgan und Goldman Sachs. Dann verweist sie auf „Kaltblütler“ und bringt wieder den Teufel ins Spiel, spricht von Puppenspielern und ruft auf, „Wir müssen aufstöbern, zeigen und enthüllen, sie aus dem Fuchsbau jagen und zerknüllen.“ Für eine umfassende Analyse müssten Sie mir mindestens 4 Seiten zur Verfügung stellen… Aber ich mache es so knapp wie es geht: Das „raffende“ Kapital ist eine Chiffre, die bereits im völkischen und NS-Antisemitismus verwendet wurde, es wurde stets das sogenannte schlechte, also „jüdische“ Kapital dem guten „schaffenden“ Kapital, also den nichtjüdischen Betrieben etc. gegenübergestellt. Jene, die angeblich Reichtum raffen und die Welt durch ihre Gier ausbeuten und die Welt zugleich lenken und beherrschen – da gibt es etliche Verweise in ihrem Text. Diese Form der antisemitischen Erzählung findet sich seit vielen Jahrhunderten und auch die Nazi-Propaganda nutzte dieses Bild, nicht zuletzt im Film „Die Rothschilds“. Die in dem Fitz’schen Text Genannten sind entweder Juden oder werden als solche gelesen. Das heißt: auch nichtjüdische Akteure wie Rockefeller oder JP Morgan werden in den Kreis der in Verschwörungserzählungen verhassten Juden gestoßen. Das ist ein beliebtes Mittel der Denunziation. Dies wurde auch bei den Corona-Leugnern und Impfgegnern gemacht – Bill Gates ist hier ein prominentes Beispiel.
Erkennen Sie noch weitere antisemitische Bilder?
Ja, zum Beispiel die Verbindung mit dem Teufel, ein Bild aus dem Mittelalter, bis heute modernisiert und immer wieder neu reproduziert. Im Mittelalter waren es Skulpturen oder Bilder, die Juden in teuflischer Umarmung darstellten oder wie sie gemeinsam die – christliche, gute – Welt unterjochen und unterwandern. Dann gibt es noch Verweise auf Eliten, auch das ein uraltes Bild. Die im zaristischen Russland verfassten antisemitischen „Protokolle der Weisen von Zion“, die eine angebliche Verschwörung zur Machtübernahme über die Welt aufdeckten, arbeiten auch mit diesem Bild der zerstörerischen Elite. Früher wurden Freimaurer auch solchermaßen angegriffen und als Elite, die Machtspiele treibt, plant, denunziert. Die „Kaltblütler“ sind total krude, eine Idee, dass „Reptiloide“ eine neue Weltordnung und einen Bevölkerungsaustausch anstreben. Reptiloide sollen eine Kreuzung aus Menschen und außerirdischen Echsen sein. Ja, es gibt Personen, die das glauben. Und dann der „Puppenspieler“, ein Stereotyp des Strippenziehers, immer wieder antisemitisch verbunden mit den vermeintlichen Machtspielen „der“ Juden, die, und da sind wir wieder bei den „Protokollen“ und anderen antisemitischen Traditionen, die Welt, die Medien und die Politik bestimmen und lenken. Also wir haben hier eine Menge und eine hohe Dichte an antisemitischen Bildern.
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Wenn es sich aber doch um bestimmte Bilder handelt, mit Hintergründen, die der durchschnittliche Zuhörer nicht erkennt, ist es dann nicht unproblematisch?
Ich muss widersprechen – die Bilder sind bekannt, sind weit verbreitete Symbole, die verstanden werden. Frau Fitz versucht sich herauszureden, indem sie in Interviews betont, sie sei ja nicht religiös und wer Jude sei, sei ihr egal. Das ist ein total fadenscheiniges Argument, wenn man antisemitische Klischees reproduziert. In einem Interview sprach sie vom „Deep State“, und das ist dann wieder die Verschwörungserzählung von einer angeblich existierenden Geheimregierung der Finanz- und Industrie-Elite – schwups, sind wir wieder beim Antisemitismus. Und auch ihre Entgegnung auf ihrer Website, der Song sei Kapitalismuskritik, ist ein schwaches Argument. Eingangs habe ich es gesagt: oft geht Kapitalismuskritik, von rechts, links und mittig, mit Antisemitismus einher. Fitz gipfelt in ihrem Song im Aufruf zur Gewalt, all diese, die sie nannte – und damit also Juden, Eliten etc. – zu jagen und zu zerknüllen. Das klingt nach Sturm auf das deutsche Parlament – wie im Sommer 2020 versucht -, nach einem Angriff auf Institutionen, in denen Verschwörungsgläubige die sogenannten Eliten – also eben auch und immer wieder Juden – vermuten. Das macht mir echt Angst. Aus Worten werden Bilder, werden Taten. Was meinen Sie, weshalb vor Synagogen, jüdischen Schulen und bei großen Veranstaltungen mit jüdischen Bezügen Polizeischutz benötigt wird?
Ist bekannt, wie die angesprochenen Chiffren und Verweise in der Gesellschaft wirken? Wird dadurch ein normaler Mensch zum Antisemiten?
Antisemitismus ist ein altes Phänomen und Teil der deutschen wie der europäischen Kultur. Da hat auch die Gedenkkultur an die Shoah nicht allzu viel bewirkt. Viele Verschwörungsnarrative, alte und neue, sind klar antisemitisch und total elastisch. Juden sind immer wieder das Ziel dieser in Krisenzeiten aufscheinenden und sich verstärkenden Narrative. Wir hatten die Pandemie, dann griff Russland die Ukraine an. Russische Propaganda fällt durchaus hier und da auf fruchtbaren Boden. Wirtschaftliche Krisen. Und da haben Sie Melange, in denen Antisemitismus in Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung mal wieder gedeiht. Wer in diesen Zeiten Orientierung und Lösungen und Antworten auf die komplexen Fragen sucht und „den Medien“ nicht vertraut oder sich einfach im Internet bedient, ohne mediale Kompetenz, der stößt sehr schnell auf diese Chiffren. Symbole, Bilder, Memes sind auf den sozialen Netzwerken und im Internet Transportmittel für Antisemitismus, da braucht es keine langen Texte. Wenn diese Bilder, die sich festsetzen, dann durch Prominente reproduziert werden, ist die Gefahr, Antisemitismus in Köpfen zu verstärken, durchaus vorhanden. Und nicht zuletzt: All das verstärkt auch das „Wir“ gegen „Die“, Juden und Jüdinnen werden gar nicht mehr als Teil der deutschen Gesellschaft wahrgenommen, weil „sie“ ja eigene Interessen verfolgen und als homogene Gruppe gedacht werden. Jeder reproduzierte Antisemitismus ist eine Gefahr – und vergessen Sie nicht: all das wirkt sich auf Jüdinnen und Juden aus. Wieso fragt niemand, was das mit ihnen macht? Was glauben Sie, wie es ermüdet, wütend macht und verunsichert, wenn Antisemitismus nicht klar zurückgewiesen wird, sondern abgewiegelt und beschwichtigt wird. Das haben wir bei der documenta fifteen 2022 gesehen und es geschieht immer und immer wieder.
Wie sollten die Verantwortlichen nun mit Frau Fitz umgehen?
Nochmals: Frau Fitz ist ein Symptom für das, was in der Gesellschaft geschieht. Sie macht ja immer weiter, auch auf der Verschwörungsmythen zugeneigten Plattform NachDenkSeiten. Dort sind auch Autoren wie Dieter Dehm, Ken Jebsen, Daniele Ganser oder Jürgen Todenhöfer zu finden, also ebenfalls diesem Milieu verbundene Personen. Das Ganze ist von mehr als 100.000 Personen abonniert. Lisa Fitz brachte dort Anfang März 2023 zwei Folgen „Bin ich Rechts?“ heraus, die sie dann auf ihrem YouTube-Kanal als Premiere nochmals am 17. März postete. Da geht es weiter mit Witzen über die Medien, die von wahren Problemen ablenken wollten, indem sie über die angebliche Gefahr der Reichsbürger schrieben. Sie unterstreicht mehrfach, „man“, und „die“ wollten „uns“ dumm halten. Und so weiter und so fort. Um all das zu erkennen, zu recherchieren und dann eine Position zu entwickeln, sollten die Verantwortlichen im Kunst- und Kulturbetrieb müssten Schulungen zu Antisemitismus bekommen, sich klar abgrenzen und sich auf Prinzipien verpflichten. Es gibt gute Angebote für solche Befassungen mit Antisemitismus. Ich möchte nochmals darauf verweisen: all das wirkt sich auf jüdisches Leben und jüdische Individuen aus. Da wird diskutiert und eben auch überlegt: wieso gibt es diese schleichende Entsolidarisierung mit Juden und Jüdinnen unter dem Deckmantel der Kunstfreiheit? Wieso werden jüdische Stimmen da nicht wahrgenommen? Antisemitismus ist ein Weltbild. Antisemitismus schadet der Demokratie, und es beschädigt das mühsam einst aufgebaute Vertrauen in Deutschland.