Massimo und die Magd im „Goarde“

Das Ensemble des STATT-Theaters feiert mit szenischen Monologen Goethes Geburtstag. Foto: Markus Fritsch

Ein gelungenes Spektakel, anlässlich des 271. Geburtstages von Johann Wolfgang von Goethe veranstaltete die Wetzlarer Goethe-Gesellschaft im Lottehof am Freitag- und...

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WETZLAR. Ein gelungenes Spektakel, anlässlich des 271. Geburtstages von Johann Wolfgang von Goethe veranstaltete die Wetzlarer Goethe-Gesellschaft im Lottehof am Freitag- und Samstagabend. Fünf Darsteller des „Statt Theaters Wetzlar“ gingen in kurzen Monologen der Frage nach, woraus Goethes Zeitgenossen in Lebenskrisen Mut und Gesundheit schöpften. Die fünf Monologe wurden durch das lebendige Auftreten der Darsteller zu einem kurzweiligen Vergnügen. Für die gelungene musikalische Untermalung sorgte die Querflötistin Mona Feier.

Das Ensemble des STATT-Theaters feiert mit szenischen Monologen Goethes Geburtstag. Foto: Markus Fritsch
Massimo (Salvatore Lanza) berichtete über Goethe in Italien Foto: Markus Fritsch
Charlotte (Jana Feuster) in ihrem Ballkleid Foto: Markus Fritsch

Friedrich Wilhelm Gotter (Sven Bühler), Charlotte Buff (Jana Feuster), Massimo (Salvatore Lanza), die Magd Friederike (Katja Olbrich) und der Prokurator Brandt (Edgar Reinhardt) waren die Charaktere, die Regisseur Oliver Meyer-Ellendt zusammen mit den Darstellern im Lottehof zum Leben erweckte. Sie alle sind Goethe begegnet und trafen sich nun erneut, um den Geburtstag des Dichters zu feiern. Als Gäste mitanwesend waren je 50 Mitglieder der Goethe-Gesellschaft, die jeweils in Gruppen zu zehn Zuschauern aufgeteilt wurden.

Wenn sinnhafte Tätigkeit die Gesundheit stärkt

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Johann Ferdinand Wilhelm von Brandt war Mieter des Haupthauses des Deutschritter Ordens im Lottehof. Im Jahr 1749 war er Prokurator am damaligen Reichskammergericht. „Warum ich mein Leben noch nicht im Staub vermoderter Akten verhustet habe?“, fragte er ins Publikum. „Weil diese ewig währende, aber sinnhafte Betätigung meine Gesundheit stärkt, weil sie meinem Geist unentwegt Befriedigung und Geistesglück verschafft“, gab er zur Antwort. Goethe beschrieb er als einen rastlosen Menschen, der sagte: „Rastlose Tätigkeit hält mich gesund und die Gesundheit fordert gutes Arbeiten.“

Friedrich Wilhelm Gotter wartete unter den Kastanien auf sein Publikum. Er veranstaltete mit Goethe ein Wettdichten um eine Übersetzung eines Gedichtes von Oliver Goldsmith. Für Goethe selbst hat er an dessen Geburtstag ein Gedicht mit dem Titel „Unbefangen“ geschrieben. Gotter wurde drei Jahre vor Goethe geboren und wuchs in einer angesehenen Bankerfamilie auf. Er fing in Göttingen an Juristerei zu studieren. Nach Ende seines Studiums ging er als Legitationsratssekretär nach Wetzlar, wo er auch den jungen Jerusalem kennenlernte. Friedrich Gotter schrieb über 40 Theaterstücke mit Titeln wie „der argwöhnische Ehemann“, „das offene Geheimnis“ oder „trunkener Mund, wahrer Mund“. Er starb 1797 in Göttingen.

Charlotte Buff erschien in dem Ballkleid, in dem sie Goethe das erste Mal begegnete. An einem 28. August feierte man auch den Geburtstag des Werthers. „Je älter Goethe wurde, um so mehr begann er, seinen Geburtstag als einen Tag zu verstehen, an dem man immer eine Art neues Dasein beginnt“, berichtete sie. Am 28. August 1768 begann die beschwerliche Rückreise des kranken Goethe von Leipzig nach Frankfurt. 1771 stellte er an das Schöffengericht seine Zulassung als Advokat. An seinem Geburtstag sucht Goethe oft die Einsamkeit, und er verbrachte ihn gerne im Stillen. Charlotte hatte für Goethe ein Bild als Geschenk, das die berühmte Szene im Innenhof zeigt.

Massimo ist die wohl unbekannteste Figur der Goethe-Gratulanten. Er wartete bei den Arkaden auf die Zuschauer. Massimo war Schuhputzer und lernte Goethe kennen, als dieser in Rom war. Der Dichterfürst stellte ihm viele Fragen über Roms Vergangenheit und die Traditionen. 1788 und 1789 war Goethe wieder in Rom, und in diesem Jahr war der Sommer sehr heiß. Goethe liebte Italien und die Maler. Über den Karneval sagte er: „Italienischer Karneval ist ein Fest, das dem Volk nicht gegeben wird, sondern das Volk gibt den Karneval.“ Die italienische Lebensfreude hat Goethe glücklich gemacht. Glück bedeutete für ihn: Neue Orte kennen lernen, reisen und die eigene kleine Welt zu vergrößern. Goethe ging mit Lebensfreude zurück in seine Heimat und schrieb für Christiane die „Erotica romana“.

Die letzte Station auf dem Rundweg war „Friederike, die Magd im Garten“. Im starken Wetzlarer Dialekt sprach sie von „Loddes Goarde“. „Die Lodde sei in aller Munde, weil der Gödde sie ins Buch verpflanzt hat, und die allgegenwärtige Magd hat er untern Disch falle gelasse.“ Als Allheilmittel sowie Aphrodisiaka empfahl sie „Bornessel“ (Brennnessel), eine Art „Spargel des armen Mannes“. Und „Grüne Soße“ musste sie für den Goethe kochen. Angeblich sei die Soße vor über 1000 Jahren von Italien nach Frankfurt gebracht worden, ebenso die Rezepte.

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Die fünf Stationen waren ein kurzweiliges Vergnügen. Die Darsteller schafften es durch ihr intensives Spiel die Vergangenheit lebendig werden zu lassen. Das gekonnte Flötenspiel von Mona Feier passte prima zu dem Ambiente. Die Mitglieder der Goethe-Gesellschaft zeigten sich begeistert und ließen die Veranstaltung mit einem kleinen Umtrunk ausklingen.