Innerhalb kurzer Zeit sind aus dem Einkaufszentrum mehrere Läden verschwunden. Doch was fehlt den Mittelhessen dort? Auf Facebook und Instagram wird hitzig darüber diskutiert.
Wetzlar. „Welche Geschäfte würdet Ihr euch für das Forum wünschen?” Diese Frage hat auf den Social-Media-Plattformen von mittelhessen.de für erheblichen Redebedarf gesorgt. Mehr als 500 Kommentare auf Facebook und über 80 Meinungsäußerungen unter unserem Instagram-Post zur Schließungswelle im Forum Wetzlar waren das Resultat. Wir fassen zusammen, was sich die Mittelhessen für das Einkaufszentrum wünschen und in welchen Bereichen es Verbesserungsvorschläge gibt.
Die Fast-Fashion-Unternehmen Zara (54 Mal kommentiert) und Primark (49) liegen weit vorne auf der Wunschliste der mittelhessen.de-User. Teilweise mehr als 60 Likes bekommen Kommentare, in denen sich ein solches Geschäft im Forum gewünscht wird. Billig soll es also sein - bei Primark sind T-Shirts teilweise für zwei Euro zu haben. Auch NKD (1), Kik (1), Action (3), Woolworth (1), Pepco (1), Tedox (5) und Decathlon (4) - setzen auf niedrige Preise und ziehen Schnäppchenjäger an.
Auffällig sind aber auch die kritischen Kommentare zu diesen Wünschen: Stefan Roos kritisiert fehlende Moral. „Wie oft ich hier Primark lese....kann ich nur den Kopf schütteln. Ein Laden zu unterstützen, der solche Preise hat. Der kann nicht nachhaltig produzieren. Damit unterstützt man direkt die Ausbeutung und Kinderarbeit in Fabriken wie in Bangladesch.“ Der Kommentar von Michael Emig geht in eine ähnliche Richtung. „Statt Primark könnt ihr euch auch einfach aus dem Altkleidercontainer bedienen, ist genauso hochwertig.“ Und User Ragnar Trebla würde sogar private Konsequenzen ziehen: „wenn meine Frau, Freundin,… bei Primark kaufen würde, wäre das ein irreversibler Trennungsgrund.“
Weitere Modegeschäfte wie Bershka (16) und Mango (10) stehen ebenfalls auf der Wunschliste unserer User. Und auch die ebenso umstrittene Café-Kette Starbucks (17) wird von vielen gefordert. Andere wiederum schreiben in Bezug auf die Produkte von „überteuerter Plörre“. Häufig kritisiert wurde außerdem, dass es keine oder zu wenige Geschäfte für Kinderspielzeug und Bekleidung gebe. Häufig gefordert wurden deshalb unter anderem ein Lego Store (9), Smyth Toys (6) und Baby One (3). „Kindermode fehlt und mehr Sitzplätze für Pausen“, schreibt serminselcuk68 unter unserem Instagram-Post.
Neben der Kritik an großen, teils als Ramschläden bezeichnete Ketten, wurden aber auch konstruktive Vorschläge gemacht, was stattdessen einziehen könnte: Julia V Lauer schreibt auf Facebook, dass sie sich einen Unverpackt-Laden wünscht. Und Meinmasshemdgiessen schreibt: „Vielleicht ein Popup-Store mit wechselnden kleinen Anbietern. Da würde ich auch gerne diese Möglichkeit nutzen 😊.“ Außerdem gefordert wurde ein Laden für Tierbedarf, ein Outlet-Store, ein Second-Hand-Shop, eine Apotheke (diese gibt es bereits) und eine Polizeistation. Mehrfach wurde auch der Wunsch nach einem Kino und einem Bastelgeschäft geäußert. Und Andreas Leukel wünscht sich ein „Tuning Treffen auf dem oberem Parkdeck wie früher“.
Kritik am Forum Wetzlar und warum lieber online geshoppt wird
Auch einen Kaufland - den es jedoch ebenfalls bereits gibt - haben sich drei Leser gewünscht. Warum nicht mehr in der Stadt oder im Einkaufszentrum geshoppt wird, wurde ebenfalls deutlich kommuniziert. Steffen_w201 lässt auf Instagram seinem Ärger freien Lauf: „Die Fahrt dorthin… ca 10€ Sprit, Parkhaus evtl nochmal 5€, man kommt um was bestimmtes zu kaufen und stellt fest, dass es das dort gar nicht gibt… Geld weg. Auf der fahrt wird man dann noch von gierigen Wetzlarern geblitzt mit 5kmh zu schnell… nochmal 15€… Von mir aus kann der Laden komplett schließen, ich kauf schon mindestens 15 Jahre online. Da hab ich diesen Hickhack nicht.“ Andere kritisieren die hohen Mieten im Center, sodass es sich überhaupt nur noch große Ketten leisten könnten, im Forum Wetzlar eine Ladenfläche zu mieten.
Doch auch diejenigen, die noch kommen wollen, wünschen sich neben mehr Gemütlichkeit unter anderem saubere Toiletten (dreimal kommentiert) und schlagen vor, die Öffnungszeiten zu vereinheitlichen und zu verkürzen. Tanja Hofmann schreibt dazu: „Generell sind die Mieten einfach viel zu hoch und an den Öffnungszeiten müsste was geändert werden. 10 - 19 Uhr reicht völlig aus. Im Moment macht jeder dort auf und zu wie er will. Was ich durch die personelle Situation in vielen Läden und wegen der Kosten durchaus verstehen kann.”
Facebook-User Eckhard Scharf glaubt, dass Einkaufszentren und Kaufhäuser ein Auslaufmodell sind: „Egal welche Geschäfte auch immer dort einziehen, sie haben langfristig keine Zukunft.“ Dem würde Forum-Centermanagerin Mara Baldus natürlich widersprechen. „Es hat auch einen Grund, warum sich mittlerweile viele Onlinehändler mit stationären Geschäften vor allem in Großstädten niederlassen.“ Was die 25-Jährige so optimistisch stimmt, können Sie im Interview nachlesen.