Nach tödlichen Schüssen in Wetzlar: Polizei veröffentlicht...

Foto: Jörg Fritsch

Inzwischen hat sich der mutmaßliche Täter der Polizei gestellt.Am Tag nach dem Tötungsdelikt an einem 39-Jährigen im Magdalenenhäuser Weg deutet vieles darauf hin, dass...

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Am Tag nach dem Tötungsdelikt an einem 39-Jährigen im Magdalenenhäuser Weg deutet vieles darauf hin, dass es sich um einen Racheakt gehandelt hat – entstanden aus einem politischen Konflikt oder einem Streit innerhalb einer kurdischen Großfamilie oder beidem. In Betracht kommt ein Racheakt für drei Todesopfer nach einer Schießerei zwischen Anhängern von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und Anhängern der pro-kurdischen Partei HDP vor zwei Jahren in einem Wahllokal in der Türkei.

Um den mutmaßlichen Täter zu finden, haben Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei am Montagnachmittag eine Öffentlichkeitsfahndung mit Foto gestartet. 5000 Euro Belohnung wurden für Hinweise, die zur Aufklärung führen, ausgesetzt. Gesucht wird Izzettin Yildiz, 27 Jahre alt, türkischer Staatsangehöriger, 1,70 bis 1,80 Meter groß. Er hat kurze schwarze Haare, dunklen Vollbart. Die Polizei warnt, dass Yildiz mit einer Schusswaffe bewaffnet sein könnte, und hält es für gut möglich, dass er versuchen wird, sich in die Türkei abzusetzen. Die Ermittler fragen: Wer kann Angaben zum derzeitigen Aufenthaltsort von Izzettin Yildiz machen? Wo ist er sei Sonntagabend nach 19 Uhr gesehen worden? Hinweise an die Polizei in Wetzlar unter Telefon 06441–9180 an die Polizei in Wetzlar oder jede andere Polizeidienststelle.

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Opfer soll in einem Porsche gesessen haben

Bei dem Opfer handelt es sich nach Informationen dieser Zeitung um einen namhaften Gastronomen aus Bad Kreuznach. Er soll am frühen Sonntag gegen 19 Uhr in seinem Porsche gesessen haben, als plötzlich Schüsse auf ihn abgegeben wurden. Von einer „Salve von vier bis fünf Schüssen“ berichteten Nachbarn. Schwer verletzt starb der 39-Jährige wenige Stunden später in einer Gießener Klinik. Über den Verbleib und den Gesundheitszustand eines Beifahrers, der mit Auto gesessen haben soll, ist noch nichts bekannt. Der mutmaßliche Täter, ein 27-Jähriger, befindet sich weiter auf der Flucht. Ihn zu fassen, hatte am Montag oberste Priorität für die Polizei.

Als nahezu gesichert gilt inzwischen, dass sowohl das Opfer als auch der Täter Mitglieder einer kurdischen Großfamilie sind. Alle Beteiligten seien „mehr oder weniger miteinander verwandt“. Das könne ein Hintergrund für die Tat sein und werde bei den weiteren Ermittlungen berücksichtigt, erklärte Oberstaatsanwalt Uwe Braun als Sprecher der Wetzlarer Staatsanwaltschaft auf Nachfrage dieser Zeitung.

Schießerei mit drei Todesopfern in Wahllokal

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Bereits am Sonntag hatten die Ermittler von Staatsanwaltschaft und Polizei mitgeteilt: „Nach ersten Erkenntnissen hat die Tat einen familiären Hintergrund.“ Für die weiteren Ermittlungen des genauen Tathintergrunds hat das Polizeipräsidium Mittelhessen eine besondere Aufbauorganisation (BAO) eingerichtet.

Weder bestätigen noch dementieren konnte die Staatsanwaltschaft Informationen, nach denen es zuvor in der Türkei zu Tötungsdelikten gekommen war. Zuerst berichtete der Hessische Rundfunk darüber. Drei Angehörige der kurdischen Großfamilie, die größtenteils in der Osttürkei lebe, sollen demnach 2017 bei der Abstimmung über das türkische Verfassungsreferendum in einem Wahllokal des von Kurden bewohnten Dorfs Yabanardi im kurdischen Teil der Türkei erschossen worden sein. Alle drei Opfer sollen HDP-Anhänger gewesen sein, die Täter hingegen und auch der am Sonntag in Wetzlar erschossene 39-Jährige Anhänger der Regierungspartei AKP von Staatspräsident Erdogan. Über den Riss, der durch die Familie geht und die Schießerei im Wahllokal erschien 2018 ein großer Bericht in einem internationalen Online-Nachrichten-Magazin.