
Bald erscheint das langersehnte Rollenspiel „Hogwarts Legacy”. Doch die Veröffentlichung wird auch von Boykottaufrufen begleitet. Vor allem J.K. Rowling steht dabei im Fokus.
Wetzlar. Am Freitag, 10 Februar, erscheint „Hogwarts Legacy” – ein Action-Rollenspiel, das in der Welt von Harry Potter spielt. Damit wird der Traum vieler Fans wahr, die schon lange selbst einen Fuß in die magische Welt des berühmtesten Zaubererschülers setzen wollten.
In dem Spiel schlüpft man in die Rolle eines Fünftklässlers, der neu nach Hogwarts kommt. Dabei kann der Spieler nicht nur seinen Charakter selbst erstellen, sondern auch einem der vier Hogwarts-Häuser zugeteilt werden und die Schule in einer komplett offenen Welt frei erkunden.
Debatte um Trans-Feindlichkeit überschattet die Vorfreude auf „Hogwarts Legacy”
Doch der für viele Fans freudige Anlass wird von einer kontroversen Debatte überschattet. Ausgelöst wurde diese Debatte von der Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling. Diese steht aufgrund ihrer Aussagen über Trans-Menschen seit Mitte 2020 regelmäßig in der Kritik.
Der Konflikt begann unter anderem mit einem Tweet der Autorin auf Twitter, in dem sie sich deutlich gegen die Verwendung des Begriffs »Menschen, die menstruieren« aussprach. Stattdessen forderte sie, von Frauen zu sprechen. In dieser Aussage sahen viele Aktivisten der Trans-Community sogenannte Trans-Feindlichkeit.
Seither fiel Rowling immer wieder mit Äußerungen auf, die in der Community negativ aufgenommen wurden.. Erst im Oktober vergangenen Jahres solidarisierte sich die Autorin mit einer Protestbewegung, die gegen einen neuen Gesetzesentwurf in Schottland demonstrierte. Durch dieses Gesetz sollten Trans-Menschen künftig ohne medizinisches Gutachten ihren Geschlechtseintrag ändern können. Zudem sollte auch die Frist für die Beantragung solcher Änderungen gekürzt werden.
Alle diese Diskussionen schwappen nun auf das Spiel über, das zahlreiche Fans so sehnsüchtig erwarten. Was die Diskussion für viele – auch die Macher von „Hogwarts Legacy” – ungemein erschwert: Rowling war nach Entwickleraussagen gar nicht selbst an dem Spiel beteiligt.
J.K. Rowling war nicht direkt an „Hogwarts Legacy” beteiligt
Im Bereich „Häufig gestellte Fragen” auf der Webseite des Spiels ist Folgendes zu lesen: „J.K. Rowling ist nicht an der Entwicklung des Spiels beteiligt, aber als Schöpferin der Welt der Zauberei und eine der größten Geschichtenerzählerinnen der Welt ist ihr außergewöhnliches schriftstellerisches Werk die Grundlage für alle Projekte in der Wizarding World. Dies ist keine neue Geschichte von J.K. Rowling, aber wir haben bei allen Aspekten des Spiels eng mit ihrem Team zusammengearbeitet, um sicherzustellen, dass es den magischen Erfahrungen entspricht, die Fans erwarten.”
Trotzdem werden zahlreiche Boykottaufrufe im Internet laut, die alle Spieler des Spiels pauschal zu „transphobischen Menschen” erklären.
Doch diese Boykottaufrufe stoßen nicht nur auf Verständnis oder Gehör. Gerade die Menschen, die sich auf das Spiel freuen, wollen sich den Spaß nicht von der Debatte verderben lassen. Ein Twitternutzer schreibt so beispielsweise: „Wenn du Hogwarts Legacy kaufst, weil du gespannt darauf bist es zu spielen, bist du nicht transphob. Wenn du das Spiel boykottierst, bist du keine schlechte Person. Wenn du jemanden transphob nennst, der das Spiel kauft, dann bist du ein Arschloch. Wenn du sagst, dass du es kaufst, nur um die Liberalen zu verarschen, bist du auch ein Arschloch.”
Zu dem Thema Trans-Menschen scheinen die Entwickler selbst übrigens auch noch eine ganz eigene Meinung zu haben. Bei der Erstellung des eigenen Charakters hat der Spieler nämlich auch die Möglichkeit, selbst eine Trans-Person zu erstellen. So wird erst das Äußere der Figur erstellt und anschließend eine männliche beziehungsweise weibliche Stimme sowie die Schlafsaalzugehörigkeit (Hexe oder Zauberer) ausgewählt. Es ist also möglich eine Person zu erstellen, die äußerlich beispielsweise männlich aussieht, aber die Stimme und Schlafsaalzugehörigkeit einer Frau hat.
Switch-Nutzer müssen länger auf „Hogwarts Legacy” warten
Abgesehen von diesem Wink der Entwickler scheinen die Fronten zwischen den Spielern, die sich auf „Hogwarts Legacy” freuen und den Menschen, die zum Boykott aufrufen, recht verhärtet – bis auf einige Ausnahmen. Im Endeffekt muss jede Person für sich selbst entscheiden, ob sie das Spiel kauft oder boykottiert. Wichtig ist eher, dass diese Entscheidung respektiert wird.
„Hogwarts Legacy” erscheint am 10. Februar für Playstation 5, Xbox Series X|S sowie PC, am 4. April für Playstation 4 und Xbox One sowie am 25. Juli für Nintendo Switch.