Ochsenfest oder Karneval?

aus (Er)kennen Sie Wetzlar?

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Wetzlar. Karneval oder Ochsenfest - das war die große Frage bei der 834. Folge von "(Er)kennen sie Wetzlar?". Beides erscheint möglich, die Mehrheit der Zuschriften tendierte...

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. Wetzlar. Karneval oder Ochsenfest - das war die große Frage bei der 834. Folge von "(Er)kennen sie Wetzlar?". Beides erscheint möglich, die Mehrheit der Zuschriften tendierte allerdings zum Ochsenfestzug. Aber die unbelaubten Bäume am Bildrand sprechen eher für einen Termin Anfang des Jahres - also Karneval. Lesen Sie Ausschnitte der Lösungsvorschläge.

Edmund Daniel ist sich sicher, dabei gewesen zu sein: "Das Bild entstand während eines Ochsenfestumzugs. In der Bildmitte ist der Spielmannszug des Turnvereins Katzenfurt mit Stabführer Fritz Diehl aus Ehringshausen zu sehen. Ich selbst habe im Spielmannzug mitgewirkt. Ich bin der Mann hinten rechts mit der Pauke."

Klaus Neumann: "Diese Ansicht und das Umfeld sind mir aus meiner Kinder- und Jugendzeit noch sehr gut in Erinnerung. Das bunte Treiben ist aller Wahrscheinlichkeit nach der Ochsenfestzug, der in Wetzlar alle drei Jahre jung und alt in seinen Bann zieht. Dort werden anschaulich die Zuchterfolge der Landwirte dargestellt und zum Feiern gibt es auch genügend Anlass.

Zu den Gebäuden muss gesagt werden, dass inzwischen alle dargestellten Häuser dem Straßenverkehr zum Opfer gefallen sind. Die Schützenstraße und der Karl-Kellner-Ring waren dem wachsenden Verkehr nicht mehr gewachsen, und so mussten in diesem Bereich etliche Gebäude daran glauben. Auf dem Bild zu sehen sind, von links beginnend, ein Teil der Buntmetallgießerei Richter, dann folgt das Wohnhaus des Mühlenbauers Rehhorn. In der Lücke erkennt man ,Höpfners Hessenhäuschen' und den Schlot einer weiteren Buntmetallgießerei (heute Zweirad Sarges). Vor dem großen Wohnhaus rechts stand ein solider Verkaufspavillon der Familie Proft. Dort bekam man alles, was man zum Leben brauchte, von Amends Backmehl bis zur Zigarette. Als Laufjunge habe ich sehr oft das vergessene Frühstück für meine Kollegen bei Leitz dort holen müssen."

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Karl-Horst Schwind meldet sich mal wieder aus Toronto in Kanada: "Der Festzug biegt gerade von der Ringstraße in die Silhöfertorstraße Richtung Schillerplatz ein. Das Haus rechts war das meines Großvaters, das um etwa 1900 erbaut wurde. Ich habe an dieses Haus viele Erinnerungen.

Um das Haus herum war einst ein großer Garten mit viel Platz zum Spielen und oben, dazu genügend Obstbäume und Beerensträucher, von denen man naschen konnte. Etliche Flächen mussten 1936 zum Neubau der Ringstraße abgegeben werden. Die erste Adresse lautete ,Im Wuhlgraben 2'. Viele Namen der Bewohner sind mir in Erinnerung: die Besitzerfamilie Karl Krauß, das Ehepaar Reinhardt, Familie Fritz Fischer mit seinen beiden hübschen Cousinen Heidrun und Elke sowie Familie Müller mit ihren drei Kindern - ein volles Haus. Der Kiosk vor dem Haus gehörte einem Herrn Proft, errichtet Anfang der 1950er Jahre. 1961 wurde alles an die Stadt Wetzlar verkauft, um etwas später für eine Bushaltestelle abgerissen zu werden. In dem Haus auf der linken Seite wohnten die Familien Rehorn und Schönberger."

Im Hintergrund das "Hessenhäuschen"

Franz Rauner liefert Details: "Das Rätselbild zeigt eine weiß gekleidete Musikkapelle mit einem Schellenbaum-Spieler an der Spitze, von dicht gedrängt stehenden Zuschauern begrüßt, die wohl bei einem Karnevals- oder Ochsenfestumzug in den Sechzigerjahren dabei sind. Ganz Wetzlar war da stets auf den Beinen. ,Stadt und Land - Hand in Hand' war beim Ochsenfest der Wahlspruch, wenn im Festzelt im Finsterloh Walter Ebertz sein Festgedicht vortrug. Die vielen Beschäftigten der nahen Firma Leitz deckten sich am Kiosk mit Getränken und Zigaretten ein.

Sehr interessant sind auch die Gebäude auf der linken Seite. Angeschnitten sieht man ein Haus, in dem eine Zeitlang eine wissenschaftliche Abteilung der Firma Leitz untergebracht war. Das große Backsteingebäude dahinter gehörte Friedrich Rehorn, dessen Firma Mühlen einrichtete. Im Hessenpark kann man sogar noch einen Filterschrank aus seiner Produktion bewundern. Zwischen diesen Häusern ging ein schmaler Weg zu einem Haus, in dem Meline Müller wohnte, die bis 1966 Geschäftsführerin der Volkshochschule war. Zu ihr mussten wir Kinder in den Fünfzigerjahren jede Woche die Kirchenzeitung bringen. Im Hintergrund erkennen wir noch das Musterhaus der Holzbaufirma Höpfner."

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Buchgewinner sind diesmal Else Thiessen-Rees aus Wetzlar und Edmund Daniel aus Ehringshausen. Folge 835 des Bilderrätsels erscheint am Samstag, 13. Juni.

Von Hans-Georg Waldschmidt