Corona hat es deutlich gemacht: Paket- und Lieferdienste sind aus unserem Leben nicht wegzudenken. Eine Doktorandin der Uni Gießen will herausfinden, wie der Zustellservice der...
. WETZLAR/HOHENAHR (mgl). Corona hat es deutlich gemacht: Kurier-, Paket- und Lieferdienste sind aus dem Leben der meisten Menschen kaum mehr wegzudenken. Dass binnen weniger Tage alle Läden, Geschäfte, Restaurant, die nicht zur sogenannten Grundversorgung gehörten, schließen mussten, hatte es bislang noch nicht gegeben. Von einem Moment auf den nächsten waren selbst Dinge des täglichen Bedarfs wie etwa Kleidung ohne Online-Bestellung kaum mehr zu bekommen.
Diese Situation ist - zum Glück, empfinden die meisten Menschen - wieder vorbei. Eine Erkenntnis aber ist spätestens jetzt Gewissheit: Das Shopping im Netz bleibt, ist aus dem Leben nicht mehr wegzudenken. Und mit ihm bleiben die vielen Zustellfahrzeuge, die täglich durch die Städte und Dörfer kurven und nicht selten im Minutentakt ein und das selbe Haus, manchmal gar den selben Kunden besuchen.
Oder? Es gibt Lösungsvorschläge, diese für Fahrer belastende, für Kunden zeitraubende und für die Umwelt belastende Zustellung auf der "letzten Meile" zu modernisieren.
Die zeitraubende Retoure im Paketshop entfällt völlig
Eine Umfrage der Doktorandin Natalie Schmiede an der Justus-Liebig-Universität Gießen soll die grundsätzliche Bereitschaft der Menschen in der Region untersuchen, einen Schritt in die Zukunft zu gehen. Unterstützt wird sie dabei von der VRM Wetzlar, denn eine der Ideen beruht auf einer Kernkompetenz der Zeitungsbranche: der Zustellung aus einer Hand, wie es auch schon mit Briefen geschieht. "Das nimmt Verkehr aus dem Tag. Und wir kommen an jedes Haus heran", sagt Michael Raubach, Geschäftsführer der VRM Wetzlar.
Was es braucht, damit Online-Besteller in der Region zu dieser Idee Ja sagen, erfragen seit Montag die drei Studenten Paul Roßkothen, Florian Hennies und Marlon Los Santos in Groß-Altenstädten, Steindorf und in Büblingshausen. Sie untersuchen, ob die Menschen in Stadt und Dorf unterschiedliche Bedürfnisse und Anforderungen haben.
Zudem braucht es geeignete und sichere Zustellmöglichkeiten. Wie Briefkästen, nur größer. Und heute natürlich: auf Wunsch über eine App anzusteuern und zu öffnen. "Solche Boxen ermöglichen eine zeit- und personenabhängige Zustellung", sagt Raubach - kontaktlose Übergabe ist ein Stichwort, eine mögliche Zustellung auch in der Nacht ein anderes. Es muss also kein Paket mehr beim Nachbarn abgegeben oder hinter den Mülltonnen versteckt werden. Und es muss sich für eine etwaige Retoure niemand mehr die Beine in einem Paketshop in den Bauch stehen.
Raubach: "Die Zeit ist reif für einen Zustelldienst der Zukunft"
Die vielen verschiedenen Lieferdienste bringen die Waren - so die Idee - in der Nacht ins Wetzlarer Druckhaus, von wo die Zusteller ohnehin mit den Zeitungen für die Region an Lahn und Dill versorgt werden. Retouren gehen den gleichen Weg rückwärts. "Die Zeit ist reif für einen Zustelldienst der Zukunft", zeigt sich Raubach überzeugt von dem Vorhaben. Und ergänzt: "Wir sind gespannt auf die Ergebnisse der Umfrage."
Für die sind die Studenten in den nächsten Wochen unterwegs - corona-bedingt etwas später, als ursprünglich geplant. Dafür aber garantiert mit ausreichendem Sicherheitsabstand und mit Mundschutz.