Pflegeberufe in neuem Licht

Michael Schäfer, Lehrer für Pflegeberufe an der Krankenpflegeschule der Lahn-Dill-Kliniken, erklärt einigen seiner Schülerinnen anhand eines Modells den Aufbau des menschlichen Körpers.  Foto: Lahn-Dill-Kliniken

Durch die Corona-Krise ergreifen mehr junge Menschen die Ausbildung in einem Pflegeberuf. Außerdem wurden drei Ausbildungsgänge in einem zusammengefasst.

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. Wetzlar/Herborn/Weilmünster. "Die Corona-Krise hat die Pflegeberufe neu ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Dadurch ist auch das Interesse an einer Ausbildung bei jungen Leuten gestiegen", freut sich der Leiter des Bildungszentrums am Klinikum Wetzlar, Alexander Daniel. Für das neue Ausbildungsjahr hat er eine zusätzliche Klasse eingerichtet.

Auch andere Träger der Ausbildung melden volle Kurse und sogar mehr Anfragen, als sie bedienen können. Zugleich greift das neue Pflegeberufereformgesetz. Aus drei bisher eigenständigen Ausbildungen wird eine. Bisher gab es die getrennten Ausbildungsgänge für Altenpfleger, Krankenpfleger sowie der Kinderkrankenpfleger. Das neue Pflegeberufegesetz fasst die drei Ausbildungen mit dem einheitlichen Berufsabschluss Pflegefachfrau / Pflegefachmann zusammen.

Die Alten- und Krankenpflegeschulen haben sich bereits entsprechend umbenannt, etwa in Bildungszentren oder Schule für Pflegeberufe.

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Für die neuen Auszubildenden bedeutet das neue Pflegeberufegesetz, dass sie eine breitere Ausbildung bekommen. In den drei Jahren erhalten sie Einblicke in alle drei Berufe. Im letzten Jahr können sie mit dem generalisierten Abschluss in die Berufstätigkeit gehen oder einen der drei spezialisierten Abschlüsse erwerben.

"Das Bild für die Kranken- und Altenpflege hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt", erläutert der Leiter der Vitos-Schule für Gesundheitsberufe Jörg Achenbach (Herborn). Diese ist auch für die Ausbildung in Weilmünster zuständig. In der Altenpflege seien nun beispielsweise etliche medizinische Kenntnisse gefragt. Vitos biete nur die generalisierte Ausbildung an, sodass die Absolventen anschließend in allen drei Bereichen arbeiten können.

An beiden Standorten beginnen laut Achenbach 56 junge Menschen. "In den nächsten Jahren wollen wir mehr Lehrer einstellen, um noch mehr Interessenten die Ausbildung im Pflegebereich zu ermöglichen", sagt Achenbach. Er nimmt schon in diesem Jahr etwas mehr Schüler auf als in den Vorjahren. Ab Oktober wird Vitos alle Lerninhalte digital zur Verfügung stellen. Falls es Einschränkungen aufgrund von Covid-19 gebe, müsse die Ausbildung daher nicht unterbrochen, sondern nur vom Präsenzunterricht auf die Bereitstellung einer Vitos-eigenen Lernplattform umgestellt werden.

Im Lahn-Dill-Kreis ist von den Änderungen zum einen die Altenpflegeschule des Kreises in Herborn, die jetzt Bildungszentrum für Pflegeberufe heißt, betroffen; zum anderen ihr Pendant bei der Königsberger Diakonie sowie die Altenpflegeschule des Verbandes der Alten- und Behindertenpflege in Wetzlar. Zudem treffen die Veränderungen auch die beiden Krankenpflegeschulen am Wetzlarer Klinikum sowie bei Vitos.

Menschen in allen Altersstufen pflegen

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Der Zweig Gesundheit der Käthe-Kollwitz-Schule kann zunächst so weitermachen wie bisher, da schulische Bildung in dem neuen Gesetz nicht eingeschlossen ist, erläutert Schulleiterin Monika Lehr. Allerdings wünscht sie sich, dass in den kommenden Jahren ein Teil der Ausbildung an die Beruflichen Schulen wandert. Die Ausbildung zum Altenpflegehelfer ist von dem neuen Gesetz nicht erfasst. Sabine Weber-Frieg vom Bildungszentrum der Königsberger Diakonie weist darauf hin, dass die Schulen Praktika in allen drei Bereichen ermöglichen müssen. Dazu sind neue Bündnisse mit Kinderkrankenhäusern und Kliniken nötig. Das Klinikum Wetzlar hat deshalb 30 neue Kooperationen geschlossen.

Im Oktober erwartet Schulleiter Daniel 80 neue Auszubildende, die nun nicht nur im Krankenhaus, sondern auch in der Altenpflege sowie in der Kinderkrankenpflege und im psychiatrischen Bereich bei Vitos in Gießen und Herborn zum Einsatz kommen werden.

Die Vitos-Pflegeschule und das Klinikum Wetzlar bieten jungen Menschen zusätzlich eine duale Ausbildung. Sie absolvieren nicht nur die dreijährige Ausbildung zur Fachkraft, sondern auch ein Pflegestudium.

Das Bildungszentrum Pflege Lahn-Dill, die ehemalige Altenpflegeschule des Kreises in Herborn, hat mit 30 neuen Auszubildenden seine Kapazität nach Angaben der Leiterin Ulrike König erreicht. Sie begrüßt, dass die neue Ausbildung dazu befähigen wird, Menschen in allen Altersstufen zu pflegen. Für den neuen Kurs hat die Schule eine weitere Kollegin aus der Intensivpflege angestellt, um auch diesen Bereich abdecken zu können. Nur der generalistische Abschluss werde europaweit anerkannt, erläutert sie.

Als eine der kleineren Schulen bezeichnet Schulleiterin Petra Jelifanow die Altenpflegeschule des Verbandes der Alten- und Behindertenpflege (VDAB) in der Wetzlarer Spilburg. Im Oktober startet der erste Kurs nach dem neuen Pflegeberufegesetz mit 22 Teilnehmern. "Die neuartige Ausbildung bedeutet für unsere seit 25 Jahren bestehende Schule eine große Veränderung", betont Jelifanow. Einige Schüler steigen noch im Oktober ins zweite Ausbildungsjahr ein, um nach dem alten Modell ihre Abschlussprüfung zu absolvieren.