Rekord für "Netz": 100 000 Menschen in Bangladesh geholfen

Shymoli Begum (l.) ist stolze Besitzerin zweier Nähmaschinen. Ihre Tochter Sharifa hilft ihr beim Nähen. Dieser Bereich des Hauses ist zugleich Produktions- und Verkaufsraum. Mit Unterstützung der Netz-Selbsthilfegruppe konnte Shymoli ihr eigenes Geschäft aufbauen.  Foto: Noor Ahmed Gelal/Netz

Was haben die Mortitz-Hensoldt-Straße in Wetzlar und Bangladesh miteinander zu tun? Aus dem Büro der Hilfsorganisation Netz wurde mittlerweile 100 000 Menschen in Armut geholfen.

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. Wetzlar (red). Aus Wetzlar kommt seit Jahren Unterstützung für die am meisten benachteiligten Menschen in Bangladesch. Diese Hilfe hat nun einen neuen Rekord erreicht: Über 100 000 Menschen hat die Entwicklungsorganisation Netz inzwischen dabei unterstützt, die Armut zu besiegen und nachhaltig eine sichere Existenz aufzubauen. Das geht aus dem aktuellen Jahresbericht hervor, den das Team jüngst in der Wetzlarer Geschäftsstelle in der Moritz-Hensoldt-Straße vorgestellt hat.

Nicht einmal 50 Cent am Tag haben die Menschen zur Verfügung, die in Bangladesch zu den ärmsten zählen. Das reicht bei Weitem nicht für das Nötigste - Kleidung, Medikamente, Schulsachen für die Kinder und vor allem: genug zu Essen, um satt zu werden. Besonders jetzt, in der Corona-Pandemie, drohen Armut und Abhängigkeit für viele Familien in dem südasiatischen Land immer größer zu werden. Doch dem entgegen gibt es auch große Erfolge.

In der Arbeitsbilanz beschreibt die Organisation die vielfältigen Herausforderungen beim Kampf gegen Armut und macht deutlich, um was es alles geht: Grundschulbildung, der Einsatz gegen den Klimawandel und Menschenrechte spielen neben Ernährungssicherung eine große Rolle für Menschen, um sich selbst aus prekären Lebensverhältnissen befreien zu können. Netz unterstützt deshalb Familien und alleinstehende Frauen vor allem im Norden Bangladeschs, wo die Armut am größten ist und viele Dimensionen hat. Dort baut und unterhält die Organisation in Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort Schulen, gibt Kleinbauern Starthilfe in Form von Nutzvieh oder Landpacht und fördert die Menschenrechtsarbeit, also den Kampf der Bewohner vor Ort gegen Korruption, Ausbeutung oder Kinder-Ehen. Wie der Geschäftsführer von Netz, Max Stille, erklärt, ist der Ansatz übergreifend: "Es genügt nicht, nur kurzfristig Unterstützung zu geben. Es ist wichtig, dass die Menschen selbst für ihre Ernährung sorgen können und nicht hungern. Dann können sie sich nämlich auch für ihre Rechte starkmachen und gegen gesellschaftliches Unrecht vorgehen, ihre Kinder zur Schule schicken und so nachhaltig ihre Lebenssituation verbessern." Insgesamt 3,2 Millionen Euro hat die Organisation im vergangenen Jahr für die Entwicklungszusammenarbeit umgesetzt. Fast eine halbe Million davon waren Spenden aus der Region und ganz Deutschland. Im vergangenen Jahr wurde dadurch beispielsweise der Vor- und Grundschulunterricht für über 44 000 Kinder ermöglicht und insgesamt 333 Grundschulen in ländlichen, abgelegenen Regionen Bangladeschs unterstützt. Ein Teil dieser Schulen dient ganzen Dorfgemeinschaften als Treff- und Anlaufpunkt. In Flutzeiten kommen Menschen dort unter, deren Häuser von den Wassermassen zerstört wurden. Das passiert in Bangladesch regelmäßig - auch vergangenes Jahr, wie Netz im aktuellen Jahresbericht erläutert.