Wetzlar: Wieso die Jugend wieder dampft, raucht und qualmt

Einweg-E-Zigaretten sind bei Jugendlichen besonders beliebt, berichtet Fabienne Hardt, Jugendberaterin bei der Suchthilfe Wetzlar.
© Sebastian Reh

Die Zahl jugendlicher Raucher springt laut einer neuen Studie sprunghaft an. Fabienne Hardt von der Suchthilfe Wetzlar nennt Gründe und erklärt, welche Rolle E-Zigaretten spielen.

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Frau Hardt, ist Rauchen wieder cool?

Wenn man sich die aktuellen Studien und Social Media anschaut, dann muss man schon sagen: Ja, Rauchen ist wieder cool. Aber nicht das normale Tabakrauchen an sich, sondern eher der Konsum von Einweg-E-Zigaretten.

Was beobachten Sie?

Dieser Trend, der ist stark in den Schulen zu beobachten. Viele Eltern, pädagogische Fachkräfte, wissen gar nicht, dass das ein nikotinhaltiges Gerät ist. Wenn man so eine Einweg-E-Zigarette mal aus der Ferne betrachtet, sieht sie ja auch nicht unbedingt aus, wie etwas, was geraucht wird. Sie könnte auf den ersten Blick vielleicht auch ein Textmarker sein.

Wie erklären Sie sich die Beliebtheit dieser Geräte?

Die sind sofort zum Konsum fertig, man muss nicht zusätzlich ein Liquid wie bei einer herkömmlichen E-Zigarette kaufen. Und durch die Aromen im Dampf einer Einweg-E-Zigarette ist das auch was ganz anderes, als eine normale Zigarette zu rauchen. Wenn ich das mache, stinke ich nachher nach Rauch, meine Kleidung auch. Stattdessen habe ich ein kleines Gerät, das gut aussieht, sofort einsetzbar ist und gut schmeckenden Dampf produziert. Und gerade da der Internetmarkt relativ groß ist und viele Seiten nur nachfragen, wie alt man ist, aber keinen Nachweis fordern – wie das Bild eines Ausweises –, ist es für viele Jugendliche super einfach, an Einweg-E-Zigaretten zu kommen.

Fabienne Hardt, Jugendberaterin bei der Suchthilfe Wetzlar.
Fabienne Hardt, Jugendberaterin bei der Suchthilfe Wetzlar.
© Sebastian Reh

Da kommt vermutlich viel Arbeit auf Sie zu?

Auf jeden Fall. Das ist auch durchweg Thema bei der Prävention, also wenn wir in Schulklassen gehen und Kinder und Jugendliche über die Risiken und Folgen aufklären. Dabei holen wir uns ein, was die aktuellen Trends sind. Und ich glaube, Social Media spielt da aktuell eine sehr, sehr große Rolle.

Wie sieht diese Rolle aus?

Da ist eine eigene kleine Marketing-Welt entstanden. Über soziale Medien wird der Konsum zelebriert, es werden Sammlungen gezeigt, Geschmacksrichtungen beworben und getestet.

Es gibt auch einige bei Jugendlichen beliebte Influencer und Rapper, die Einweg-E-Zigaretten mit ihrem Namen anbieten und natürlich auch entsprechend vermarkten. Das scheint relativ verantwortungslos zu sein.

Wenn man das macht, muss man auch die Informationen weitergeben: Was hat das für Auswirkungen und Folgen für mich, wenn ich selbst konsumiere? Denn im ersten Moment hinterfragen Kinder und Jugendliche das nicht. Die sehen, das macht mein Vorbild, also muss es gut sein. Eigentlich ist es auf Instagram auch verboten, für E-Zigaretten zu werben. Es ist aber gar nicht möglich, all diese Beiträge rauszunehmen. Wenn man auf Instagram nach „Vape“ (ein anderes Wort für „E-Zigarette“, Anm. d. Red.) sucht, dann werden Millionen Beiträge angezeigt.

Der Anteil der Zigarettenraucher von 14 bis 17 Jahren hat sich nahezu verdoppelt.
Der Anteil der Zigarettenraucher von 14 bis 17 Jahren hat sich nahezu verdoppelt.
© Sebastian Reh

Von der Präsenz in den Sozialen Medien abgesehen: Welche Gründe machen Sie noch dafür aus, dass mehr junge Menschen rauchen?

Gruppendruck ist ein Thema. Es gab vielleicht ein, zwei, die angefangen haben. Und das hat sich dann auf die ganze Gruppe ausgeweitet. Aber auch Leistungsdruck kann ein Grund für Konsum sein. Darüber hinaus sind es ja auch immer noch Jugendliche. Sie sind in der Phase, wo sie herausfinden, wer sie eigentlich sind. Es geht ums Austesten von Grenzen, es geht ums Experimentieren.

Wie läuft so ein Präventions-Workshop in einer Schulklasse ab?

Die Schüler dürfen alles fragen. In den ersten 90 Minuten ist keine Lehrkraft dabei. Und wir unterliegen der Schweigepflicht. Das ist wichtig, um Vertrauen zu schaffen. Zunächst schauen wir, was die Kinder und Jugendlichen schon über diverse Suchtmittel wissen. In Bezug aufs Rauchen fragen wir dann Sachen wie: „Ist eine Shisha (eine Wasserpfeife, Anm. d. Red.) gefährlicher als eine Zigarette?“ Das ist Wissen, das die Kinder und Jugendlichen oft gar nicht haben. Das heißt, wir klären auf, was das Rauchen mit einem macht.

Was ist eine typische, falsche Annahme, die da kursiert?

„Shisha ist viel gesünder als eine normale Zigarette, weil die Schadstoffe durch das Wasser gefiltert werden.“ Dem ist aber nicht so, das einzige, was das Wasser macht, ist den Rauch zu kühlen. Somit kann der Rauch tiefer in die Lunge eingeatmet werden. Von daher ist eine Shisha genauso schädlich wie eine normale Zigarette.

Und was passiert, wenn jemand zur Suchthilfe kommt, der süchtig nach Nikotin ist?

Wir schauen erst mal, was die Person braucht. Braucht sie unterstützende Beratungsgespräche, eine weiterführende Behandlung? Auch Schüler kommen manchmal nach Workshops zu uns. Wir versuchen immer, die Menschen da abzuholen, wo sie gerade stehen. Natürlich arbeiten wir auch an dem Konsumverhalten, an der Abstinenz und begleiten den Menschen, wenn er das möchte.

Wird in Deutschland genug bei der Prävention gemacht? In Ländern wie Frankreich dürfen Zigarettenfirmen nicht mal mehr ihre eigenen Schachteln verwenden. Sie müssen auf abstoßend wirkende, matschgrüne Einheitsschachteln zurückgreifen.

Ich denke, die Prävention in Deutschland hat schon vieles erreicht. Man muss ja sagen, dass bisher das Konsumverhalten der Kinder und Jugendlichen eher gesunken ist (etwa laut den Raucherquoten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Anm. d. Red.). Einheitsschachteln wären natürlich eine Idee, damit die einfach nicht so attraktiv sind.

Aber bringt das überhaupt was? Die wenigsten dürften ja sagen: „Ich rauche nicht, weil die Schachtel hässlich ist.“

Wir arbeiten ja auch mit Schockbildern und Warnhinweisen auf den Schachteln. Und ich denke schon, dass die mit ein Grund dafür sein können, warum Leute mit dem Rauchen erst gar nicht anfangen oder aufhören. Was man aber auch sagen muss: Menschen rauchen, obwohl sie wissen, dass das Krebs erzeugen kann. Man muss auch immer gucken, wie motiviert sie sind, mit dem Rauchen aufzuhören. Haben sie eine hohe Motivation, weil sie vielleicht schon viele negative Konsequenzen durch das Rauchen erfahren haben?

Also wenn man es nicht am eigenen Leib erfährt, dann sind diese Bilder nicht allzu aussagekräftig?

Das würde ich so nicht sagen. Ich denke schon, dass sie helfen. Aber ohne innere Motivation ignoriere ich diese Warnhinweise vielleicht eher. Davon abgesehen ist Nikotin-Abhängigkeit eine Sucht, die man nicht immer einfach von heute auf morgen beenden kann.

In Neuseeland ist per Gesetz ein Verbot von Tabakkonsum verabschiedet worden. Menschen, die nach 2008 geboren sind, dürfen niemals, auch nicht, wenn sie erwachsen sind, in ihrem Land Zigaretten kaufen. Halten Sie das für sinnvoll?

Ich sage es mal so: Ich bin sehr gespannt, wie die Umsetzung erfolgt. Ich glaube, da ist noch viel offen. Und Verbote hindern Menschen ja nicht grundsätzlich an dem Konsum, deshalb, denke ich, sollte Aufklärung und Prävention im Vordergrund stehen.