Überzeugt, nur bedingt skeptisch

Skeptiker hinterfragen Dinge. Das sagen sie selbst über sich. Genau das braucht es, die Einstellung ist gesund: Nicht alles zu sich nehmen, was einem ungefragt vorgekaut wird....

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. Skeptiker hinterfragen Dinge. Das sagen sie selbst über sich. Genau das braucht es, die Einstellung ist gesund: Nicht alles zu sich nehmen, was einem ungefragt vorgekaut wird. Das bewahrt eben nicht nur den Magen vor ungewollten Überraschungen, sondern auch das Hirn.

Und es ist ebenso gut und gesund, befreit aufzulachen über den Unsinn, den manche Menschen so glauben. Nazis in der Antarktis. Reptilienmenschen in der hohlen Erde. Winzigste Würmchen – Morgellons genannt – die sich in Wunden setzen und von dort dann das Gehirn zerfressen. Das ist Stoff aus drittklassigen Horrorfilmen.

Und doch fangen wegen solch wahnhafter Ideen Menschen an, Benzin zu trinken, sich Einläufe mit Chlorbleiche zu verpassen oder – im harmlosesten Falle – Steine zu kaufen, die als "Orgoniten" die negative Wirkung von vermeintlichen Flugzeuggiften auflösen sollen.

Für keine dieser Ideen, für keine dieser "Heilmethoden" gibt es einen wissenschaftlichen Beleg. Was es gibt, ist allerweil Pseudowissenschaft, hochseriös vorgetragen oftmals von charmanten Einflüsterern, die "nur das Beste" wollen – das ist bekanntlich meist das Geld der Besorgten. Und das bekommen sie, ebenso wie Aufmerksamkeit, sobald diese Besorgten sich von der Gesellschaft nicht mehr erstgenommen fühlen. Sorgen aber dürfen nicht verlacht werden. Sie dürfen nicht einfach übergangen werden.

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Hier liegt die groß;e Falle, in die auch die Skeptiker Holm, Blom und Schmalz getappt sind. Die reine Präsentation von Fakten und Befunden mag im wissenschaftlichen Betrieb das Mittel der Wahl sein. Ob Glyphosat oder Infraschall: Der alleinige Verweis auf die nackte Studienlage, der beruhigen könnte, wird keinem Besorgten die Angst nehmen. Im Gegenteil kann er die Abwehr sogar noch verstärken: Gekauft, Teil der "Eliten", selbst nicht mehr als verblendete Dogmatiker mit unumstöß;lichen Wahrheiten – so werden Skeptiker bisweilen abgekanzelt.

Der Elfenbeinturm hat es immer schwer. Skeptisches Denken aber ist zu wichtig für den Elfenbeinturm. Es muss raus in die Gesellschaft. Dazu muss es offen sein, muss sich der Sorgen annehmen – auch wenn sie albern klingen mögen. Es muss Menschen zurückgewinnen.

Von Malte Glotz