
Anhaltender Schneefall und überfrierende Nässe haben am Mittwoch zu vielen Unfällen in Mittelhessen geführt. Auf der Straße und auf der Schiene kam es zu Verzögerungen.
Wetzlar/Herborn/Dillenburg. Dicke Schneeflocken, glatte Straßen, viele Unfälle: Der rasche Wintereinbruch hat am Mittwochmorgen im gesamten mittelhessischen Raum starke Auswirkungen auf den Verkehr gehabt. Glücklicherweise blieb es in den meisten Fällen bei Blechschäden.
Im Lahn-Dill-Kreis hat die Polizei rund 20 Unfälle aufgenommen. Die größten Auswirkungen auf den Berufsverkehr hatte dabei wohl ein Unfall mit einem Lkw und mehreren Autos auf der A45 kurz vor der Anschlussstelle Wetzlar-Ost in Fahrtrichtung Hanau. Während der Aufräumarbeiten staute sich der Verkehr bis hinter das Wetzlarer Kreuz.
Allerdings sei dieser Unfall noch nicht als Glätte-Unfall eingestuft worden, sagte Polizei-Pressesprecherin Kerstin Müller. Man müsse zunächst weitere Untersuchungen abwarten. Die Polizei sucht Zeugen. Hintergrund: Der Verursacher des Unfalls war aus bisher unbekannten Gründen mit seinem Mercedes GLC 220 auf das Heck des Lkw-Anhängers aufgefahren. Durch herumfliegende Fahrzeugteile wurde ein auf der rechten Spur fahrender Daimler CLK beschädigt. Der GLC-Fahrer stieg nach dem Unfall aus seinem erheblich beschädigten Auto aus und suchte das Weite. Hinweise dazu nimmt die Polizeiautobahnstation Butzbach telefonisch unter 06033-70435010 entgegen.
Bei einem anderen Unfall auf der A45 ist die Sache deutlich klarer: Aufgrund der glatten Fahrbahn war in Höhe der Anschlussstelle Wetzlar-Süd ein Mercedes in die Mittelleitplanke der linken Spur gekracht. Der Fahrer blieb unverletzt.
Zwischen dem Haigerer Stadtteil Langenaubach und der Abfahrt Flammersbach geriet eine 38-Jährige mit ihrem Citroën ins Rutschen, kam von der Fahrbahn ab und landete auf dem Dach. Sie wurde dabei leicht verletzt, Rettungskräfte behandelten die Frau.
Auf dem „Kniebrecher” zwischenHerborn-Merkenbach und dem Greifensteiner Ortsteil Beilstein rutschte eine 49-Jährige in einer scharfen Linkskurve mit ihrem Ford in den Graben. Das Auto landete auf der Seite. Während des Einsatzes war für andere Fahrzeuge kein Durchkommen. Die Frau wurde vorsorglich ins Krankenhaus gebracht.
Auf der K71 zwischen Breitscheid und Schönbachschlitterteein Lkw aus Slowenien in die Leitplanke und riss sich den Tank auf. Laut Polizei traten dabei mehrere hundert Liter Diesel aus. Die Feuerwehr musste ausrücken. Die Straße in Richtung Schönbach war während der Bergungsarbeiten gesperrt.
Ansonsten blieben die Einsatzzahlen für Feuerwehr und Rettungsdienst im Lahn-Dill-Kreis überschaubar, wie Kreis-Pressesprecherin Nicole Zey am Mittag mitteilte. Neben den bereits geschilderten Unfällen sei es lediglich noch zu einem Stromausfall in einem Alten- und Pflegeheim in Waldsolms gekommen. Ein erhöhtes Aufkommen an Verletzungen durch Stürze habe der Rettungsdienst nicht verzeichnet.
Dafür war auch im Bus- und Bahnverkehr am Mittwochmorgen Geduld gefragt. Die Regionalzüge in Mittelhessen fuhren mit bis zu einer Stunde Verspätung. Viele Fahrgäste erreichten ihre Anschlüsse nicht. Zudem meldete die Deutsche Bahn Signal- und Weichenstörungen.
Offenbar hatten viele Pendler mit diesen Problemen gerechnet und waren im Homeoffice geblieben. Die Bahnen in Richtung Frankfurt waren nur spärlich besetzt.
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Im Kreis Marburg-Biedenkopf meldete die Polizei 22 Unfälle. Bei sechs davon hatten sich Beteiligte leicht verletzt. Zwei der Unfälle führten zu längeren Straßensperrungen. Vor allem im Hinterland habe es laut Polizei vermehrt gekracht.
Gesperrt war zwischen 7.40 und 11 Uhr die Kreisstraße 46 zwischen Silberg und Hommertshausen. Dort waren zwei Fahrzeuge frontal zusammengeprallt. Die beiden Fahrer erlitten leichtere Verletzungen. An den Autos entstanden Totalschäden in Höhe von etwa 40.000 Euro.
Zwischen 8.15 und 10.40 Uhr verletzte sich eine Fahrerin bei der Kollision zweier Autos auf der Landstraße 3073 zwischen Kirchhain und Rauschenberg ebenfalls leicht. Bei diesem Unfall entstand nach ersten Schätzungen ein Schaden in Höhe von 9000 Euro. In Biedenkopf passierten kurz hintereinander und an fast gleicher Stelle auf der Bundesstraße 253 zwei Verkehrsunfälle mit einem Gesamtschaden von 14.000 Euro. In beiden Fällen blieben alle Beteiligten unverletzt.
Im Landkreis Limburg-Weilburg verlor ein Getränkelaster auf der Bundesstraße 49 gegen 7.35 Uhr seine Ladung. Kisten, Flaschen und Scherben verteilten sich über die komplette Fahrbahn in Richtung Limburg nahe der Abfahrt Merenberg. Da die Straßenmeisterei aufgrund der Witterung komplett im Winterdienst unterwegs war, wurde die Bergung mithilfe der Feuerwehr und einem privaten Radlader organisiert. Der Getränkehandel kümmerte sich um den Abtransport des Leergutes. Den Sachschaden schätzt die Polizei auf circa 12.000 Euro.
Auf den Autobahnen rund um Gießen war ebenfalls einiges los. Auf der A480 zwischen dem Gießener Nordkreuz und Reiskirchen rutschte ein Auto gegen 9.05 Uhr in die Leitplanke. Der Fahrer erlitt einen Schock, insgesamt entstand ein Schaden in Höhe von etwa 5.000 Euro.
Zwischen Grünberg und Reiskirchen auf der A5 kollidierten ein Lkw und drei Pkw gegen 9.20 Uhr miteinander – laut Polizei waren ein plötzliches Bremsmanöver und zu geringer Sicherheitsabstand wohl die Ursache. Ein Auto blieb bis zum Eintreffen eines Abschleppers auf dem linken Fahrstreifen liegen. Die Polizei führte den Verkehr teilweise an der Unfallstelle vorbei. Gegen 10.55 war die Straße wieder frei, es entstand ein mehrere Kilometer langer Stau.
In der Auffahrt zur B49 in Richtung A485 kam in Gießen ein 28-Jähriger mit seinem VW von der Fahrbahn ab. Er touchierte die Schutzplanke, ein Verkehrsschild und die Warnbake. Der Gießener blieb unverletzt, am VW entstand ein etwa 2.500 Euro hoher Schaden.
Schnee und Eis haben auch auf den Straßen im benachbarten Landkreis Siegen-Wittgenstein für zahlreiche Verkehrsunfälle gesorgt. Bis zum Mittag kam es laut Polizei insgesamt zu über 50 witterungsbedingten Unfällen. In den meisten Fällen blieb es bei Blechschäden. Sieben Personen wurden leicht verletzt. Der Gesamtsachschaden aller Unfälle liegt im sechsstelligen Bereich.