Trotz Coronakrise haben am Donnerstag in Wetzlar die Abiturprüfungen begonnen. Jennifer Liske beschreibt, wie sie die Vorbereitung unter diesen besonderen Umständen erlebt hat.
. WETZLAR. An hessischen Oberstufen rauchen seit Donnerstag wieder die Köpfe: Die Abiturprüfungen werden geschrieben - trotz Coronapandemie. Alle hessischen Schüler wurden von der Anwesenheitspflicht im Unterricht befreit, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Doch wie beeinflusst diese außergewöhnliche Situation die angehenden Abiturienten bei ihrer Prüfungsvorbereitung? Die 17-jährige Jennifer Liske hat am Donnerstag ihre erste Abiturprüfung an der Theodor-Heuss-Schule Wetzlar geschrieben. Sie liefert Einblicke in die Prüfungsvorbereitung während der Pandemie.
Frau Liske, wie haben Sie reagiert, als Sie von der Schließung der Schulen erfahren haben?
Ich war zunächst etwas schockiert, da ich mir nicht sicher war, wie die Schule die fehlenden Stunden aufarbeiten möchte. Da aber nun die Abiturprüfungen anstehen, bietet dieser Schulausfall auch eine gute Gelegenheit, um sich weiter auf die Prüfungen vorzubereiten. Unser Schultag setzt sich für gewöhnlich aus etwa acht Schulstunden zusammen. Nun hat man Zu Hause viel Zeit, um für die Prüfungsfächer zu lernen.
Wie läuft die Prüfungsvorbereitung zu Hause ab?
Ich setze mir ein Ziel für den jeweiligen Tag und schaue zunächst welche Themen ich noch nicht bearbeitet habe, wie etwa "das Nervensystem". Anschließend gehe ich ins Detail und arbeite mich an den Unterthemen ab, die wir bereits im Unterricht besprochen haben. Das Praktische: Unsere Lehrerin hat zu jedem Überthema eine Stichwortliste angefertigt. Meine Ergebnisse kann ich mit dieser Stichwortliste vergleichen, um sicher zu gehen, dass ich auch keinen Aspekt vernachlässigt habe.
Welche Probleme treten beim Lernen zu Hause auf?
Es gibt natürlich mehr Ablenkungen als in der Schule. Das kann das Lernen auch schon mal beeinträchtigen.
Welche Chancen bietet das Lernen zu Hause?
Dort kann ich mir die Zeit zum Lernen und auch meine Pausen freier und flexibler einteilen. Außerdem kann man sich zwischen den Lektionen auch mit anderen Dingen außer Schule beschäftigen.
Hätten Sie lieber noch Unterricht, um sich mit Lehrern auf die Prüfungen vorzubereiten?
Ich finde es eigentlich angenehm, nun Zeit für eine ausführliche Vorbereitung zu haben.
Aber es ist auch etwas schwierig, wenn man Nachfragen bei den Lehrern hat. Doch alle unsere Lehrer haben uns das Angebot gemacht, dass sie sich ausführlich mit unseren Fragen beschäftigen. Über das Portal "IServ" können wir mit ihnen kommunizieren.
Wie lief das selbstständige Lernen in der Schule ab?
Aufgrund der Zusammensetzung unseres Stundenplans hatte ich am Dienstag in der dritten und vierten Stunde Leerlauf. Diese Freistunden nutzte ich meistens, um mit meinen Freunden im Plenum zu lernen. Dabei hat jeder zunächst seine eigenen Aufgaben bearbeitet. Wenn es Unklarheiten gab, wurden diese untereinander besprochen - man hat sich gegenseitig geholfen.
Sollten die angehenden Abiturienten generell in der Prüfungsphase vom regulären Unterricht freigestellt werden?
Diese Idee finde ich sehr gut. Denn im Monat vor den Prüfungen gleiten die Gedanken ohnehin des Öfteren zu den Abiturprüfungen. Man sitzt im Unterricht und denkt, dass man die Zeit eigentlich zur Prüfungsvorbereitung nutzen müsste.
Wissen Sie schon, wie und ob sich die Coronapandemie auf die Gestaltung der Prüfungen auswirken wird?
Darüber haben wir bisher keine Informationen erhalten. Aber falls es doch etwa zu einer Beschränkung der Anzahl der Prüflinge in einem Raum kommen sollte, wird uns unsere Schule schon rechtzeitig darüber informieren.
Wie hätten Sie es gefunden, wenn die Abiturprüfungen verschoben worden wären?
Die Verschiebung der Prüfungen hätte vor allem ein Problem verursachen können. Denn wenn die Prüfungen sehr weit nach hinten verschoben worden wären, hätte es mit der Anmeldefrist für die Universitäten knapp werden können. Zumindest für diejenigen Schüler, die sich bereits für das Wintersemester einschreiben möchten.