Die aus Wetzlar stammende Bundessprecherin der Linksjugend Solid ist aus der Partei ausgetreten. Sie hatte die "Me Too"-Debatte in der Partei mitangestoßen.
WETZLAR. Die aus Wetzlar stammende Bundessprecherin der Linksjugend Solid, Sarah Dubiel (28), ist aus der Partei Die Linke ausgetreten. Ihren Schritt, den sie als reine "private Entscheidung" bezeichnet, hat sie via Twitter selbst öffentlich gemacht und dazu eine Erklärung angekündigt. Die soll an diesem Wochenende folgen, wie sie gegenüber dieser Redaktion sagt.
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Innerparteilich gibt es bei den Linken die auch öffentlich ausgetragene Auseinandersetzung um Vorwürfe, jahrelang habe es im hessischen Landesverband der Linken sexualisierte Übergriffe gegeben, ohne dass es zu einer internen Aufarbeitung gekommen ist.
"Me Too-Debatte" in der Partei mitangestoßen
Sarah Dubiel hatte die "Me Too-Debatte" in der Partei mitangestoßen, hier in den vergangenen Monaten klar Position bezogen und war schließlich selbst Zielscheibe von Angriffen geworden. In der "Zeit"war sie einmal mit dem Satz zitiert worden: "Ich kenne keine Genossin, die noch nie sexistisch angegangen wurde."
Die 28-jährige Politikerin ist eine von insgesamt acht gleichberechtigten Bundessprechern der Linksjugend Solid und offizielle Ansprechpartnerin des Jugendverbandes der Linkspartei für Betroffene, die sexualisierte Gewalt oder Sexismus innerhalb der Linken erlebt haben.
Seit Kommunalwahl 2021 in Wetzlarer Stadtverordnetenversammlung
Sarah Dubiel ist seit der Kommunalwahl 2021 neben Hermann Schaus und Sylvia Kornmann eine von drei Abgeordneten der Partei in der Wetzlarer Stadtverordnetenversammlung. Sie hatte auf Listenplatz 1 kandidiert und führt die Fraktion als Vorsitzende an. Auf ihr Mandat möchte sie nicht verzichten und weiterhin Mitglied der Linken-Vertretung im Parlament sein, auch wenn sie nun nicht mehr der Partei angehört, wie sie sagt. Sarah Dubiel studiert am Hessenkolleg in Wetzlar und gehörte bis Mai 2021 dem Kreisvorstand der Linken an.
Der Austritt sei eine spontane Entscheidung gewesen, wenngleich sie sich seit dem Bundesparteitag der Linken Ende Juni immer wieder die Frage gestellt habe, ob sie eine Mitgliedschaft noch vertreten und verantworten könne. Sarah Dubiel ist scharfe Kritikerin des innerparteilichen "Me Too-Umgangs" bei den hessischen Linken. Als sie gefordert hatte, dass der Landesvorstand personelle Konsequenzen aus den Vorkommnissen ziehen sollte, sei ihr mit einem Parteiausschlussverfahren gedroht worden.
Mehrere Punkte haben zu Schritt geführt
Die Auseinandersetzung um die Sexismus-Vorwürfe ist das eine, die Position der Partei im "Ukraine-Konflikt" und in der Folge der Umgang mit Positionen des Lagers um Sarah Wagenknecht sei das andere. Auch nennt sie die mangelnde Inklusionsfähigkeit der Partei. Letztlich alles Punkte, die in der Summe zum jetzigen Schritt geführt hätten, wie sie im Gespräch mit dieser Redaktion sagt.
Was Sarah Dubiels künftige Rolle in der Wetzlarer Stadtverordnetenversammlung betrifft, so hat ihr ehemaliger Parteikollege Hermann Schaus jedoch ganz andere Vorstellungen als sie selbst. "Ich erwarte, dass sie ihr Mandat, das sie über die Partei erworben hat, zurückgibt", sagt er am Freitag auf Anfrage. Er kann es sich "schlechterdings nicht vorstellen", wie es gehen könne, weiterhin einer Fraktion anzugehören und gleichzeitig aus der Partei auszutreten. "Das ist schwer vorstellbar."
Schaus: persönliche Entscheidung von Dubiel
Gleichwohl räumt Schaus ein, dass die eine persönliche Entscheidung von Dubiel sei. Sollte sie wirklich das Mandat behalten wollen, würde die Linke mit dann nur noch zwei Stadtverordneten den Fraktionsstatus verlieren. Im Kreisvorstand werde man beraten, wie damit umzugehen sei. Gespräche sollten schon heute geführt werden.
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Schaus bedauert die Entwicklung, wie er sagt. Er selbst habe Dubiel gefördert und sich gewünscht, dass sie den Fraktionsvorsitz übernimmt. Jedoch müsse er feststellen, dass sie seit einem knappen Jahr an keiner Parteiveranstaltung mehr teilgenommen und sich so "weitgehend" Diskussionen innerhalb der Linken entzogen habe. Im Nachhinein sei er schon enttäuscht, sagt Schaus.