WhatsApp-Betrugsmasche: Aßlarer beißt zum Schein an

Betrüger kommunizieren derzeit verstärkt per WhatsApp um an Geld zu kommen. Dabei geben sich die Betrüger als das Kind des Empfängers aus und fordern dazu auf, Überweisungen zu tätigen. Der Schaden, der mit dieser Masche im Lahn-Dill-Kreis angerichtet wurde, liegt mittlerweile im mittleren fünfstelligen Bereich.
© Ritchie B. Tongo/dpa

Betrüger versuchen, in einer bislang nicht bekannten Dimension an Geld zu kommen. Ein Mann aus Aßlar hat sich auf das „Spielchen” eingelassen und seine Erfahrungen geschildert.

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Wetzlar. Per SMS kommt der Köder. Via WhatsApp wird anschließend versucht, Beute zu machen. Betrügern ist es offensichtlich gelungen, eine große Menge an Mobilfunknummern abzugreifen. Auch im Lahn-Dill-Kreis sind Dutzende Menschen betroffen und haben in den vergangenen Tagen und Wochen eine solche SMS mit betrügerischem Inhalt erhalten.

Der Absender gibt sich dabei zumeist als das Kind des Empfängers aus und behauptet, eine Neue Nummer zu haben. Die „alte” Nummer könne gelöscht werden. Am Ende der Nachricht fordern die Betrüger dann den Empfänger dazu auf, sich per WhatsApp zu melden.

Auch Volker Kartmann aus Aßlar-Werdorf hat eine solche SMS erhalten und sich anschließend spontan auf das „Spielchen”, wie er es nennt, eingelassen. Der Redaktion liegt der gesamte Chatverlauf vor.

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Betrüger behaupten, dass sie von ihrem Handy aus keine Überweisungen tätigen können und bitten den Empfänger, dies zu übernehmen.
Betrüger behaupten, dass sie von ihrem Handy aus keine Überweisungen tätigen können und bitten den Empfänger, dies zu übernehmen.
© Screenshot: Volker Kartmann

Zunächst gibt der Absender in diesem Fall an, dass er noch etwas Zeit benötige, um das neue Handy zu installieren. Kurz darauf berichtet er von einem Problem, dass er nicht alleine lösen könne. Das „Problem” sind zwei Zahlungen, die innerhalb der nächsten Stunde geleistet werden müssen und mit dem neuen Handy angeblich nicht getätigt werden können. Am Folgetag werde das Geld dann zurück überwiesen, so das Versprechen.

Betrüger behaupten, dass sie von ihrem Handy aus keine Überweisungen tätigen können und bitten den Empfänger, dies zu übernehmen.
Betrüger behaupten, dass sie von ihrem Handy aus keine Überweisungen tätigen können und bitten den Empfänger, dies zu übernehmen.
© Screenshot: Volker Kartmann

Im Falle von Volker Kartmann geht es um eine Gesamtsumme von rund 2450 Euro, die er auf eine deutsches Konto überweisen soll. Wohl, um auf Nummer sicher zu gehen, gibt der Betrüger als Auftragsart den Zusatz „Echtzeitüberweisung” an. Als der Werdorfer behauptet, dass er noch unterwegs sei und die Überweisung erst später tätigen könne, löscht der Betrüger seine Nachricht, in der sich die Kontodaten befinden, umgehend wieder.

Betrüger behaupten, dass sie von ihrem Handy aus keine Überweisungen tätigen können und bitten den Empfänger, dies zu übernehmen.
Betrüger behaupten, dass sie von ihrem Handy aus keine Überweisungen tätigen können und bitten den Empfänger, dies zu übernehmen.
© Foto: Volker Kartmann
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Anschließend fragt Volker Kartmann, ob das Geld nicht in bar abgeholt werden könne. Der Betrüger verneint und schreibt, dass er die Daten noch einmal zusende. Jedoch bricht anschließend der Kontakt ab. Auch Bekannte des 57-Jährigen Werdorfers hätten sich auf einen Chat mit dem Betrüger eingelassen, seien jedoch ebenfalls nicht weiter gekommen., „Irgendwann riechen diese Leute offenbar, dass irgendetwas nicht stimmt ”, vermutet Kartmann. Ein getätigter Anruf habe ins Nichts geführt.

Täter agieren wahrscheinlich aus dem Ausland

Den Chatverlauf habe Kartmann auch an einen Bekannten weitergeleitet, dessen Spezialgebiet die Internetkriminalität sei. Dieser vermute, dass das vom Betrüger angegebene Konto zwar existiere, im Regelfall aber nicht dem Täter sondern einem Finanzagenten gehöre. Dieser leite das Geld dann umgehend weiter. Es sei wahrscheinlich, dass die Betrüger, die die SMS mit einer deutschen Handynummer abschicken, aus dem Ausland agieren.

Die genutzten Telefonnummern führen in der Regel nicht zu einer real existierenden Person.

KM
Kerstin Müller Pressesprecherin Polizei Mittelhessen

Auf dem Polizeipräsidium Mittelhessen haben sich die Meldungen über ähnliche Vorfälle in den vergangenen Wochen stark gehäuft. Presssprecherin Kerstin Müller teilt auf Nachfrage mit, dass diese Meldungen mittlerweile im mittleren zweistelligen Bereich pro Woche liegen. „Die genutzten Telefonnummern führen in der Regel nicht zu einer real existierenden Person”, sagt Müller.

Oftmals würden die Konten mit falschen Personalien eröffnet und die Gelder auf ausländische Banken transferiert, was die Ermittlungen erschwere. Der finanzielle Schaden, der mit dieser Masche im Lahn-Dill-Kreis inzwischen angerichtet wurde, liege laut Polizei im mittleren fünfstelligen Bereich. Genaue Zahlen liegen jedoch nicht vor.