Zwei Städte setzen auf eine Karte

Stellen die neue Rad- und Wanderkarte "Im Lahntal von Wetzlar bis Braunfels" vor (von links): Philipp Borchardt, Tourismusdezernent Norbert Kortlüke (Wetzlar), Bürgermeister Christian Breithecker (Braunfels), Anja Zarge und Lutz Münzer.  Foto: Pascal Reeber
© Pascal Reeber

Wer wandert, macht nicht an der Stadtgrenze kehrt und läuft zurück. Eine neue Rad- und Wanderkarte für das Lahntal

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WETZLAR. Durch Corona ist diese Entwicklung womöglich nicht immer freiwillig, aber sie ist da: Inlandstourismus boomt. Und so erscheint die Rad- und Wanderkarte "Im Lahntal von Wetzlar bis Braunfels" in einer Zeit, in der viele Leute den Urlaub vor der eigenen Haustür neu entdecken. Prädikatswege und lokale Routen zeigt die Karte, die ab sofort für 8,50 Euro bei der Tourist-Info in Wetzlar (Domplatz) und Braunfels (Marktplatz) zu haben ist.

Ein Gebiet vom Dutenhofener See bis nach Weilburg, von Bechlingen bis Kraftsolms deckt die Karte ab. Geograf Lutz Münzer aus Marburg hat sie im Auftrag der Städte Wetzlar und Braunfels erstellt. "Wir haben dieses Projekt gemeinsam gemacht, weil uns wandermäßig viel verbindet", sagt Wetzlars für Tourismus zuständiger Dezernent Norbert Kortlüke (Grüne). Und der Braunfelser Bürgermeister Christian Breithecker (parteilos) ergänzt: "Seit März stelle ich fest, dass die Gegend sehr stark erkundet wird. Die Bürger schauen sich um und fragen sich: Wo kann ich wandern?" Da komme die Neuauflage der Wanderkarte genau richtig - auch im Zeitalter der Handy-Kartendienste. "Diese Karte ist so detailliert, da kommt kein elektronisches Medium mit." Vor allem funktioniere sie auch im Funkloch.

In einer Auflage von zunächst 5000 Exemplaren erscheint die Wanderkarte. Lutz Münzer hat bereits andere Wanderkarten der Region erstellt, zum Beispiel von Weilburg, Herborn, dem Gleiberger Land und dem Marburger Land. "Es lässt sich also nahtlos durch die Region wandern", beschreibt er. Alle Karten sind in der gleichen Art gestaltet und aufgebaut.

Münzer erstellt bereits seit Jahren Karten und kann oft auf vorhandenes Material zurückgreifen. "Selbst wenn sich nichts ändert, muss man doch noch mal alle Daten überprüfen." Das tut er vor allem mit Luftbildern. Was ihm dabei auffällt: "Wir haben in den letzten Jahren eine große Zunahme des Bewuchses." Ein ebenso markanter Zuwachs sei bei der versiegelten Fläche zu beobachten. "Es hat mich erschrocken, wie hemmungslos zuasphaltiert wird."

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Eine Konkurrenz durch die Kartendienste zum Beispiel von Google sieht Münzer nicht. "Das hat meinem Produkt nicht geschadet." Für viele Menschen sei es hingegen ein besonderes Erlebnis, "wenn man im Wald im Funkloch hängt und keine Rückfallebene hat." Corona hat ihm nach eigenen Angaben ein Absatzplus von rund 20 Prozent gebracht.

Auch bei der Tourist-Info in Wetzlar ist der Boom zu bemerken. Für Besucher habe man in diesem Jahr vor allem Pauschalangebote rund um das Thema Wandern gemacht, berichtet die stellvertretende Leiterin Anja Zarge. "Diese Angebote sind gut gebucht worden, denn im Individualtourismus können die Corona-Auflagen gut umgesetzt werden." Beliebteste Wanderregion in Wetzlar bleibe der Stoppelberg, erst Anfang des Jahres um den "Komfortweg Kirschenwäldchen" ergänzt. In der gesamten Stadt sei man bemüht, Wanderwege zertifizieren zu lassen. Eine solche Auszeichnung, etwa als Prädikatsweg, stelle ein gewisses Qualitätsniveau sicher, zum Beispiel bei der Wegeführung.

Die neue Karte enthält aber nicht allein ausgezeichnete oder Fernwanderwege. Auch lokale Routen in der Obhut des Taunusklubs, des Westerwaldvereins oder lokaler Vereine sind abgebildet. Und für Radler die bekannte Route an der Lahn, die Ulmtal- und Oranierweg und andere.

Wäre das in Form einer App nicht viel praktischer? Zum einen gebe es alle Wege bereits bei Outdooractive, erklärt Philipp Borchardt von der Braunfelser Kur GmbH. Zudem sei die Nachfrage nach klassischen Karten weiterhin da. "Es sind unterschiedliche Medien, die nebeneinander durchaus Bestand haben und verschiedene Zielgruppen ansprechen."