Im zweiten Anlauf: Mehrgenerationenplatz wird doch gebaut
50 Kinder und Jugendliche sind dabei, als die Gemeindevertreter in Weilmünster den ersten Beschluss revidieren und nun für den Platz am alten Bahnhof stimmen. Was war passiert?
Von Agathe Markiewicz
Redakteurin Weilburg
Das ehemalige und bewohnte Bahnhofsgebäude ist von den Plänen für den Mehrgenerationenplatz auf dem alten Bahnhofsgelände am Ortsrand von Weilmünster nicht betroffen. Der Platz soll weiter hinten Richtung Steinbruch entstehen. Foto: Agathe Markiewicz
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WEILMÜNSTER - Weilmünster. Neue Wendung im Fall des Mehrgenerationenplatzes am alten Bahnhof in Weilmünster: Nachdem er es noch einmal auf die Tagesordnung geschafft hatte, stimmten die Gemeindevertreter in ihrer Sitzung am Montagabend nun doch mehrheitlich für den Beschluss. Die etwa 50 Kinder und Jugendlichen, die an der Sitzung als Besucher teilgenommen haben, applaudierten laut nach der Beschlussfassung.
"Ich freue mich sehr über den großen Zuspruch der Jugend", sagte Christian Harms (Bürgerliste), der Vorsitzende der Gemeindevertretung. "Ich lobe auch die tolle Leistung der Jugendlichen, die sich engagiert, Unterschriften gesammelt und ihren Willen dokumentiert haben." Neben der Petition, die mehr als 300 Jugendliche unterschrieben haben, hat die Schulsprecherin der Weiltalschule 430 Schüler-Unterschriften an den Bürgermeister übermittelt.
Nachdem der Widerspruch von Bürgermeister Mario Koschel (parteilos) bei ihm eingegangen sei, habe er diesem entsprochen, berichtete Harms. Auch die Kommunalaufsicht habe den Widerspruch abgesegnet.
Das ehemalige und bewohnte Bahnhofsgebäude ist von den Plänen für den Mehrgenerationenplatz auf dem alten Bahnhofsgelände am Ortsrand von Weilmünster nicht betroffen. Der Platz soll weiter hinten Richtung Steinbruch entstehen. Foto: Agathe Markiewicz
Das ehemalige und bewohnte Bahnhofsgebäude ist von den Plänen für den Mehrgenerationenplatz auf dem alten Bahnhofsgelände am Ortsrand von Weilmünster nicht betroffen. Der Platz soll weiter hinten Richtung Steinbruch entstehen. Foto: Agathe Markiewicz
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"Es ist aber klar geworden, dass es wegen eines Informationsdefizits zwischen Gemeindevertretung und Verwaltung zu dem negativen Beschluss im März gekommen ist", sagte Christian Harms. "Zwischenzeitlich sind aber die offenen Fragen von Mario Koschel beantwortet worden." Der Bürgermeister hatte sie sowohl schriftlich versendet, aber auch in den Ausschüssen Rede und Antwort gestanden.
"Wir haben die Chance und tragen die Verantwortung, etwas für die Jugend zu machen und nicht nur als Gemeindevertretung, sondern als Gemeinschaft am Entstehungsprozess mitzuwirken", sagte Harms. "Der Beschluss ist für die Zukunft, wir tragen ihn gemeinsam." Harms schloss mit den Worten: "Nach einer 22 Jahre andauernden Diskussion um einen Bolzplatz - unter verschiedenen Namen - haben wir endlich die Möglichkeit, Nägel mit Köpfen zu machen."
AUSZUG AUS DEM FRAGEN-ANTWORTEN-KATALOG
Gibt es eine "Aufsicht"?/Kann der Jugendpfleger wöchentlich einmal oder mehrmals verbindlich vor Ort sein?: Der Platz ist als öffentlicher Platz konzipiert. Die Jugendlichen sollen diesen frei und ohne vorherige Anmeldung besuchen dürfen. Demnach besteht keine Aufsicht seitens der Gemeinde Weilmünster. Ein Regelwerk für die Nutzung des Platzes soll über Hinweisschilder kommuniziert werden. Eine Aufsicht seitens der Jugendpflege kann nur während nicht freizugänglicher Veranstaltungen nach vorheriger Anmeldung, mit klar definierter Altersstruktur und Gruppengröße sowie Angebotsform angewendet werden. Die Jugendpflege plant aber, zu unregelmäßigen Zeiten mit konkreten Angeboten vor Ort zu sein. Ordnungspolizeiliche Aufgaben liegen hierbei explizit nicht im Aufgabengebiet der Jugendpflege.
Können die Mitarbeiter des Bauhofs unangekündigt auftauchen, um beispielsweise die Mülleimer zu leeren?: Die Bauhofmitarbeiter übernehmen keine Kontrollfunktion. Der Multifunktionsplatz wird in die wöchentliche Mülltour eingebunden. Weitere Aufgaben, die dem Bauhof zufallen, sind die turnusmäßigen, visuellen Kontrollen der Spielgeräte und die notwendigen Pflegemaßnahmen.
Was muss an Infrastruktur gebaut werden?: Es soll mindestens eines der beiden kleinen Häuschen/Hallen hergerichtet werden, um eine abschließbare Lagerfläche zu erhalten. Diese Fläche kann auch bei schlechtem Wetter genutzt werden.
Gibt es Sanitäranlagen?: Analog zu vergleichbaren Freizeitanlagen, Kinderspielplätzen etc. ist eine Toilettenanlage nicht vorgesehen. Bei Veranstaltungen werden Toilettenwagen oder Dixis aufgestellt.
Beleuchtung des Geländes?: Ist vorgesehen.
Dialog suchen mit den Schülern, die die Petition gestartet haben?: Es ist geplant, die Jugendlichen bei dem Prozess eng einzubinden. Es könnte auch offizieller Start des Kinder- und Jugendparlamentes sein, das sich bei der Gestaltung des Multifunktionsplatzes auch mit einbringt.
Ähnlich sahen es die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses (HFA). Dessen Vorsitzender, Karl Dienst (Bürgerliste), sagte: "Der HFA hat mehrheitlich für den Beschluss gestimmt." Er verwies aber auf die Ergänzung des Beschlusses, die besagt, dass die gemeindlichen Gremien bei allen weiteren Planungsschritten sowie bei dem Entwurf und der Umsetzung von Konzeptionen einzubeziehen seien. Sollte es Änderungen in Bezug auf die Förderung geben, müsse ebenfalls eine entsprechende Information an die Gemeindevertretung erfolgen.
Auch im Bau-, Energie- und Verkehrsausschuss (BEV) sei der Beschluss mehrheitlich angenommen worden, sagte der stellvertretende Vorsitzende Dominik Erbe (Bürgerliste). Der Ausschuss für Soziales, Kultur, Umwelt und Tourismus (SKUT) habe den Beschluss - besonders mit der Ergänzung - mit sechs Ja- und einer Nein-Stimme positiv aufgenommen, teilte die Vorsitzende, Kathrin Mangi (SPD), mit.
Auch die Stellungnahmen der Fraktionen waren ähnlich: Julia Rach, SPD-Fraktionsvorsitzende, erläuterte: "Die SPD war niemals gegen einen Mehrgenerationenplatz, jedoch hat uns der Standort am alten Bahnhof beschäftigt. Wir haben uns aber mit dem Thema nochmals intensiv befasst. Und der Bürgermeister hat viele Fragen beantwortet." Sie hoffe, dass die nun positive Stimmung anhalten und zu einer positiven Abstimmung führen werde. Die Jugend liege der Fraktion am Herzen, deshalb wolle man auch ein Jugendparlament ins Leben rufen.
Julia Rach ergänzte: "Wir sollten die Differenzen nicht auf dem Rücken der Jugendlichen austragen." Sie wies auch darauf hin, dass sich die SPD-Fraktion zwar mehrheitlich für den Platz ausspreche, aber es werde kein Fraktionszwang ausgeübt. Jeder werde so stimmen, wie er es für richtig halte.
Genauso werde es auch die CDU-Fraktion handhaben, sagte der Vorsitzende Rainer Michaelis. "Wir stimmen auch nicht fraktionsübergreifend ab. Ich pflichte Julia Rach in fast allen Punkten bei. Außer: Wir tragen keine Differenzen auf dem Rücken der Jugend aus." Die Parlamentarier würden Entscheidungen nicht einfach durchwinken, sie müssten sich viele Gedanken machen und viele Überlegungen einbeziehen. Das sei nicht immer einfach. Seine Fraktion habe noch einmal einen Fachmann dazu geholt und auch er persönlich habe sich den Platz angeschaut. "Der Ort so weit außerhalb ist als Mehrgenerationenplatz zwar fraglich, ich würde ihn an einer anderen Stelle in Weilmünster verorten", sagte Michaelis. "Aber ich sehe den Bedarf und stimme dafür." Ihn habe überzeugt, dass sich die Jugendlichen an der Entstehung beteiligen möchten und dass der Platz belebt werde. Zudem befürworte er die Schaffung eines Jugendparlaments.
Dominik Erbe, Vorsitzender der Fraktion Bürgerliste, warf ein: "Ich finde es schade, dass zuerst ein 'Nein' nötig war, um mehr Transparenz in die Sache zu bringen." Die Bürger für Weilmünster stünden, wie schon in der März-Sitzung, dem Projekt auch weiterhin positiv gegenüber, sagte der Vorsitzende Alexander Lein: "Unsere Meinung hat sich diesbezüglich nicht geändert."
Zur Erinnerung: Das Ergebnis im März lautete sechs Ja- und neun Nein-Stimmen. Zudem hatten sich zwölf Gemeindevertreter enthalten.
Das aktuelle Ergebnis von Montag ist: Bei einer Enthaltung stimmten 22 Parlamentarier dafür und fünf dagegen. Damit ist der Weg frei für den Mehrgenerationenplatz am alten Bahnhof in Weilmünster.