WEILBURG - Dass Rot die Lieblingsfarbe der Künstlerin Katja Nötzold ist, ist unverkennbar. Nicht nur viele ihrer ausgestellten Werke sind in Tiefrot gehalten, auch ihr Mantel, ihre Brille und Tasche leuchten in dieser imposanten Farbe. Die Vernissage mit ihren Werken hat am Freitag den Auftakt zur Ausstellungsreihe mit dem Titel "WeibsBilder" im Weilburger Bergbau- und Stadtmuseum gebildet, die bis Oktober mit wechselnden Ausstellungen im Bergbau- und Stadtmuseum zu sehen sein wird.
",WeibsBilder', eigentlich eine Provokation, das Wort Weib war früher nicht so negativ besetzt wie heute", sagte Museumsleiter und Laudator Holger Redling. Eigentlich beinhalte die Wortbedeutung nur die Unterscheidung zwischen Mann und Weib, männlich oder weiblich. Und doch habe sich im 19. Jahrhundert die Bezeichnung "Weib" zum Negativen gewandelt. Für die weiblichen Wesen sei die Bezeichnung "Frau" benutzt worden, Weib sei mehr und mehr abwertend geworden.
"Und genau in dieser Zeit, im 19. Jahrhundert, war es für Frauen kaum möglich, künstlerisch zu wirken, eine akademische Ausbildung in der Kunst war sozusagen untragbar", sagte Redling. Nur im klösterlichen Umfeld, im väterlichen Familienbetrieb oder im privaten Bereich seien Frauen künstlerisch ausgebildet worden. Ansonsten sei den Damen der Zeit nur die künstlerische Handarbeit, zum Beispiel das Sticken geblieben.
Neben den großformatigen Werken gibt es auch kleine. Foto: Sabine Gorenflo
"The beginning" heißt dieses großformatige Bild. Foto: Sabine Gorenflo
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"Um 1900 begaben sich tatsächlich vereinzelt Frauen mit Staffelei und Pinsel ins Freie, um die Natur zu malen; sie wurden abfällig Malweiber genannt", sagte der Laudator. Diesen mutigen Malweibern sei es zu verdanken, dass insbesondere nach dem Ersten Weltkrieg auch Frauen an den Kunstakademien studieren konnten.
In seiner Ausstellungsreihe "WeibsBilder" widmet sich das Museum ausschließlich der Malerei von Frauen. "Wir erhoffen uns eine Vielfalt von Bildern und interessante Wechselwirkungen", sagte Holger Redling. Auch wenn jede Künstlerin sechs Wochen ausstellt, wird schon nach drei Wochen im nächsten Raum eine neue Ausstellung präsentiert. So einen fliegenden Wechsel habe es bislang nicht gegeben. So könnten die Besucher nicht nur immer wieder neue Ausstellungen und Kombinationen sehen, sondern auch den Ausstellungswechsel mitverfolgen.
AUSSTELLUNGEN
Die Werke von Katja Nötzold sind bis 1. Juni zu sehen. Von 13. Mai bis 22. Juni stellt Dinara Daniel aus, von 2. Juni bis 13. Juli Doris Happ, von 24. Juni bis 3. August Tessa Ziemßen, von 17. Juli bis 24. August Uschi Scherer, von 5. August bis 14. September Valentina Kulagina und von 26. August bis 3. Oktober Anni Winter-Wettich
Geöffnet ist das Museum Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Weitere Infos unter www.museum-weilburg.de.
Der Museumsleiter bedankte sich bei seinem Mitarbeiter Ralf Driehaus, der die Bilder bei allen Ausstellungen so schön und sicher und mit viel Geschick an die Wände bringe.
Katja Nötzold macht den Anfang der Ausstellungsreihe. Sie lebt und arbeitet in Köln, ist aber auch "Teilzeit-Weilburgerin". Sie hat Malerei und Grafik am Institut für Ausbildung in bildender Kunst und Kunsttherapie in Bochum studiert und ihr Studium als Teilnehmerin der Meisterklasse von Professor Piotr Sonnewend mit Diplom abgeschlossen. "Eigentlich male ich, seit ich denken kann, dann kam ein Einschnitt in meinem Leben, und ich wollte das, was ich schon immer gemacht habe, professionell machen", erzählt die Künstlerin. Sie ist gelernte Krankenschwester und arbeitet seit 25 Jahren als Sozialarbeiterin und betreut psychisch kranke Menschen. Diese Arbeit fließe auch in ihr künstlerisches Schaffen mit ein. So wie sie Dinge hinterfrage, habe sich ihr Blick auf vieles verändert. "Ich male meistens abstrakt, und die Emotionalität spielt eine große Rolle", sagte Katja Nötzold. Sie möchte Menschen emotional bewegen - über die Farbe und das Motiv. Rot sei eine besondere Farbe und ihre Lieblingsfarbe. Diese Farbe habe viel Kraft. Die Idee zu dieser Ausstellungsreihe sei wunderbar. "Frauen arbeiten Hand in Hand, und das wird auch so bleiben", meinte die Künstlerin. Anfangs habe sie gedacht, sie müsse in ihrer Malerei eine "rote Linie" finden. Davon sei sie jedoch abgekommen. "Ich höre auf mein Innerstes und die Motive finden mich", sagte Nötzold. Malen, Kunst und andere Rollen unter einen Hut zu bekommen, das hätten die Malweiber gemeinsam.